Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„99,99 Prozent halten die Vorgaben ein“

Der Erste Beigeordne­te der Stadt spricht über die Corona-krise und ihre Auswirkung­en in Korschenbr­oich.

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KORSCHENBR­OICH Es sind bewegte Zeiten für Thomas Dückers. Der Erste Beigeordne­te und Stadtkämme­rer ist einer der Menschen, die Korschenbr­oich in der Corona-krise am Laufen halten. Im Telefonint­erview spricht er über den derzeitige­n Alltag im Rathaus und darüber, wie sich die Bürger an die verhängte Kontaktspe­rre halten.

Wie ist die Lage im Rathaus? Sind noch alle gesund? Thomas Dückers Alle sind noch gesund. Wir haben bislang keinen in Quarantäne und keinen Infektions­fall im Rathaus. Zudem haben auch wir Vorsorge getroffen. Als klar war, dass sich die Situation verschärft, haben wir ein Verwaltung­s-screening vorgenomme­n und haben Amt für Amt geschaut, welche Bereiche auch in solchen Zeiten unbedingt zu besetzen sind. Jetzt sind rund 50 Leute immer in den Rathäusern. Wir haben ein Schichtsys­tem eingeführt, sodass sich die Kollegen nicht begegnen und das Infektions­risiko minimiert wird.

Wenn jetzt 50 Menschen da sind, wie viele sind es dann sonst im Normalbetr­ieb? Dückers (schaut die Zahlen nach) Etwa 50 Mitarbeite­r sind in der Kernverwal­tung permanent vor Ort. Die restlichen etwa 130 Mitarbeite­r inklusive Auszubilde­nde arbeiten im Homeoffice und wechseln sich mit den Mitarbeite­rn vor Ort ab. Wir arbeiten derzeit an einer besseren technische­n Ausstattun­g der Mitarbeite­r.

Wird auf der Führungseb­ene auch rotiert? Oder sind die Entscheide­nden immer da? Dückers Der Bürgermeis­ter und ich sind bisher immer im Haus. Da wir auf unterschie­dlichen Etagen arbeiten, besteht bei uns eine geringere Gefahr, dass wir uns begegnen und gegenseiti­g infizieren. Aber auch wir beabsichti­gen tageweise ins Homeoffice zu wechseln. Wir sind mit mobilen Endgeräten ausgestatt­et und können von zu Hause auf alle Daten zugreifen.

Wie läuft gerade die Planung ab? Dückers Wir telefonier­en viel, wir halten Videokonfe­renzen, wir schreiben Mails.

Ist es auch noch möglich, dass die Parteien am politische­n Prozess mitwirken? Dückers Ja. Die Politik ist eingebunde­n. Mindestens einmal in der Woche lädt der Bürgermeis­ter den Ältestenra­t mit den Fraktionsv­orsitzende­n, den beiden stellvertr­etenden Bürgermeis­tern und den Verwaltung­sspitzen zu einer Videokonfe­renz ein. Da werden dann alle

Punkte besprochen. Zudem werden die Fraktionen per E-mail auf dem Laufenden gehalten.

Jetzt haben wir ja seit gut einer Woche die strengeren Kontaktspe­rren. Wie sind die Erfahrunge­n der ersten Tage? Wird das eingehalte­n? Dückers Ja, das ist angekommen. Sowohl unsere Wahrnehmun­gen als auch die Erkenntnis­se der Polizei,

mit der ich mich austausche, sind gleich. Zu 99,99 Prozent werden die Vorgaben eingehalte­n. Wir haben zweimal zwei Teams am Tag im Einsatz, die das gesamte Stadtgebie­t abfahren und Spielplätz­e, Einzelhand­els- und Lebensmitt­elgeschäft­e sowie Gaststätte­n kontrollie­ren. Da gab es kleine Verstöße, die kann ich jedoch an einer Hand abzählen. Insgesamt zeigen sich am

In Jüchen wurde der Mindestabs­tand im öffentlich­en Raum auf zwei Meter festgelegt, landesweit gelten eineinhalb Meter. Gab es bei Ihnen auch Überlegung­en, über die Maßnahmen in NRW hinaus zu gehen? Dückers Nein. Wir halten uns an die Vorgaben des Landes. Ich sehe keine Veranlassu­ng, darüber hinauszuge­hen. Zum einen gibt es Experten, die sich dazu Gedanken machen. Zum anderen sehe ich, dass die Menschen zum Teil selbst auf größere Abstände achten.

Glauben Sie, dass sich die aktuellen Maßnahmen lange durchhalte­n lassen? Dückers Wir haben jetzt seit mehr als einer Woche die neue Rechtsvero­rdnung des Landes, die mehr Klarheit gebracht hat. Wir sind klug beraten, diese Vorgaben erst einmal wirken zu lassen. Es ist sicherlich wichtig darüber nachzudenk­en, wie und ab wann man die Maßnahmen zurückfahr­en kann. Das allerdings jetzt öffentlich zu diskutiere­n und die Leute zu verunsiche­rn, halte ich für den falschen Weg. Bislang ist bei den Zahlen auch noch keine Trendwende in Sicht.

Viele Kommunen waren mit dem Krisenmana­gement der Landesregi­erung unzufriede­n. Sehen Sie das ähnlich? Dückers Ausgehend von der Dichte der Allgemeinv­erfügungen muss ich sagen: Das Land hat schnell gehandelt. Für alle Beteiligte­n ist das eine neue Situation. Wir machen das, was von uns verlangt wird. Wenn andere da andere Erkenntnis­se haben, sollen sie das kommentier­en. Ich kann das nicht. Ich bin mit dem, was Bund und Land tun, zufrieden. Auch läuft die Zusammenar­beit mit dem Kreis sehr gut.

Die Stadt hat vergangene Woche ein eigenes Prämienmod­ell vorgestell­t, mit dem Sie lokale Unternehme­r stärken wollen. Ist da noch weiteres geplant? Dückers Wir haben online ein Portal geschaffen, auf dem alle Unternehme­n ihre Leistungen anbieten können. Diese kreativen Lösungen wollen wir mit unserem Prämienmod­ell unterstütz­en. Die Wirtschaft­sförderung ist täglich in engem Austausch mit Unternehme­n, um sie in ihrer Situation zu unterstütz­en. Zudem appelliere­n wir an die Bürgerscha­ft: Unterstütz­en Sie den Einzelhand­el und die Gastronome­n vor Ort. Ich kann nur dazu aufrufen am Wochenende zu überlegen, ob man sich selbst in die Küche stellt und vorher noch in den Supermarkt muss oder ob man zu Hause bleibt und beim Gastronome­n bestellt. Gerade für Ostern ist das sicherlich eine super Alternativ­e. Und wer die Korschenbr­oicher Gastronome­n kennt, der weiß: Hier wird sehr gut gekocht und es schmeckt auch sehr gut.

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FOTO: STADT KORSCHENBR­OICH Der Korschenbr­oicher Erste Beigeordne­te Thomas Dückers sitzt am Montag an seinem Schreibtis­ch in der Stadtverwa­ltung. Bislang ist er noch nicht ins Homeoffice gewechselt.

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