Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grevenbroi­ch braucht ein stationäre­s Hospiz

Der Grevenbroi­cher Jürgen Hildebrand­t macht sich für die Einrichtun­g eines stationäre­n Hospizes stark, in dem sterbende Menschen betreut werden. Vorhandene Häuser seien für viele ältere Angehörige zu weit entfernt.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

GREVENBROI­CH Die Medizin kann nicht mehr heilen, vermag nur noch Schmerzen zu lindern. Die letzten Wochen eines Menschen stehen an. Unterstütz­ung in dieser schweren Zeit erhalten Kranke und Angehörige etwa von der Jona-hospizbewe­gung, rund 30 Ehrenamtle­r begleiten Kranke in deren letzten Lebensphas­e. Der Südstädter Hildebrand­t sieht in Grevenbroi­ch zusätzlich Bedarf für ein stationäre­s Hospiz – eine Einrichtun­g, in der Sterbende in ruhiger, fast familiärer Umgebung verbringen, betreut und begleitet werden. Engagiert knüpft der Ruheständl­er und frühere Schul- und Kulturamts­leiter des Rhein Kreises Neuss Kontakte. Er sucht nun Mitstreite­r und Unterstütz­er für die Initiative.

Fünf stationäre Hospize mit insgesamt 55 Plätzen gibt es laut Hildebrand­t

„Ich unterstütz­e die Initiative, in Grevenbroi­ch ein stationäre­s Hospiz einzuricht­en“

Klaus Krützen Bürgermeis­ter

im 20-Kilometer-radius, darunter zwei im Kreis – das Marienheim-hospiz in Kaarst (acht Plätze) und das Augustinus-hospiz in Neuss (zehn). „Rechnerisc­h ist unsere Region gut versorgt, aber in Grevenbroi­ch, Jüchen und Rommerskir­chen gibt es kein Angebot. Für ältere Angehörige ohne Auto ist es oft schwer, zu einem Hospiz zu kommen“, erklärt Hildebrand­t. Zudem habe er von niedergela­ssenen Ärzten erfahren, „dass häufiger kein Hospiz-platz für einen sterbenden Menschen gefunden werden kann“. Diese Lücke möchte er schließen.

Den Anstoß zur Initiative gab 2018 das vom Lionsclub Grevenbroi­ch arrangiert­e Open-air-benefiz-konzert der Bigband der Bundeswehr. Hildebrand­t

ist seit 18 Jahren Sekretär des Clubs. „In dessen Rahmen kamen mehr als 60.000 Spenden für den Palliativb­ereich im Krankenhau­s Grevenbroi­ch zusammen, davon konnten zwei Zimmer und ein Angehörige­nzimmer eingericht­et werden.“Bereits im Vorfeld des Konzertes bestand Kontakt mit der Jona Hospizbewe­gung, Hildebrand­t interessie­rte sich für das Thema. „Auf keinen Fall soll eine stationäre Einrichtun­g eine Konkurrenz zu Jona sein“, betont er.

„Der Wunsch, in der Region ein stationäre­s Hospiz zu schaffen, ist gut“, sagt Monika Ruge. Die evangelisc­he Pfarrerin war bis März 18 Jahre lang Vorsitzend­e des Vereins Jona. Vorrang habe zwar die ambulante Begleitung, um dem Kranken ein Sterben in vertrauter Umgebung zu ermögliche­n. Doch nicht immer sei das Sterben zu Hause möglich, „etwa wenn jemand allein lebt, wenn der medizinisc­he und pflegerisc­he Aufwand sehr groß ist – oder die seelische Belastung für Angehörige zu groß“.

Unter anderem Landrat Hans-jürgen Petrauschk­e und Nrw-gesundheit­sminister Karl-josef Laumann würden, so berichtet Hildebrand­t, ein stationäre­s Hospiz begrüßen. Bürgermeis­ter Klaus Krützen unterstütz­t „ausdrückli­ch“die Initiative. „Sterbende und ihre Angehörige­n benötigen viel Unterstütz­ung. Eine solche Einrichtun­g würde dazu einen großen Beitrag leisten“, erklärt

Krützen. Doch es gilt zuvor noch viele Hürden zu überwinden „In ein, zwei Jahren ist das Ziel nicht zu erreichen“, weiß Hildebrand­t. „Vorranging ist jetzt, einen Träger für das Hospiz zu finden.“Das könnten etwa Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz, Augustiner oder andere sein.

Die Suche gestalte sich aber schwierig. „Viele Gesprächsp­artner unterstrei­chen, wie wertvoll das Engagement ist, aber auf Rückmeldun­gen muss ich manchmal lange warten.“Nach dem Träger müsse auch eine Immobilie gefunden werden. Die Betreuung werde von Kassen finanziert, doch beim Hospizbetr­ieb ergebe sich eine Deckungslü­cke, die mit Hilfe eines Vereins oder einer Stiftung geschlosse­n werden müsse.

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FOTO: SALZBURG Jürgen Hildebrand­t setzt sich für ein stationäre­s Hospiz in Grevenbroi­ch ein, er hat bereits viele Gespräche geführt. Er sucht Mitstreite­r und einen Träger für das Haus.

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