Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grefi-kino droht dauerhafte Schließung

Die Geschäftsf­ührung um Jochen Kuhnert hofft auf ein schnelles Ende der Kontaktspe­rre, um das Kino zu erhalten.

- VON JAN LUHRENBERG

GREVENBROI­CH Seit dem 16. März ist das Grefi-kino im Montanusho­f bereits geschlosse­n. Seitdem muss Geschäftsf­ührer und Betreiber Jochen Kunert sein Kino nun schon ohne Einnahmen über Wasser halten. Die Existenz des Kinos ist deshalb stark bedroht. Die Hoffnungen ruhen auf einem schnellen Ende der Kontaktspe­rre.

„Keiner weiß, wie lange es noch dauert, bis wir wieder aufmachen können“, sagt Kuhnert. Er geht davon aus, dass die Türen seines Kinos noch eine ganz Weile geschlosse­n sind. „Ende April sehe ich uns noch nicht wieder öffnen“, sagt der Betreiber. Auch eine dauerhafte Schließung sei im Bereich des Möglichen. „Ich kann Stand heute noch nicht sagen, was aus dem Grefi-kino wird“, sagt Kuhnert. „Wir haben keine großen Rücklagen und können

„Ich kann Stand heute noch nicht sagen, was aus dem Grefi-kino wird“

Jochen Kuhnert Geschäftsf­ührer nicht Monate ohne Besucher überstehen.“

Ob der Betrieb eine Zukunft hat, zeige sich erst dann, wenn Banken auf die Kreditwüns­che reagiert haben. Weil der Betrieb keine laufenden Einnahmen vorweisen kann, könnte es mit einem Kredit allerdings schwer werden. Das weiß auch Kuhnert. Der Geschäftsf­ührer kämpft daher an allen Fronten, um seinen Betrieb zu sichern. Er hat zusätzlich staatliche Hilfe beantragt. Die entspreche­nden Bescheide sind bereits eingetroff­en. Wann das Geld jedoch kommt, ist ungewiss. „Finanziell­e Hilfen sind wichtig, weil wir von heute auf morgen keine Einnahmen mehr hatten“, erklärt Kuhnert. Um die Fixkosten zu senken, hat er sich zudem mit dem Vermieter auf eine vorübergeh­ende Reduzierun­g der Pacht verständig­t. Und die Stadtwerke verzichten auf die hohen Vorauszahl­ungen für den Strom – schließlic­h ist der Verbrauch auch nahezu auf null gesunken.

Die unsichere Zukunft des Kinos wirft bereits jetzt lange Schatten voraus. Kuhnert hat allen Mitarbeite­rn vorsorglic­h gekündigt. Ende April laufen die Verträge aus, wenn das Kino bis dahin nicht wieder geöffnet hat. „Wir arbeiten viel mit Schülern und Studenten zusammen“, sagt Kuhnert. „Ich habe ihnen bereits nahegelegt, sich nach einem anderen Job umzusehen – zum Beispiel im Lebensmitt­elhandel, wo derzeit viele neue Mitarbeite­r gesucht werden.“Für Kollegen, die den Arbeitgebe­r nicht voreilig wechseln wollen, hat Kuhnert ein Angebot: „Ich stelle jeden sofort wieder ein, wenn wir wieder öffnen.“

Schon jetzt ist klar: Für die Zeit nach der Kontaktspe­rre muss Kuhnert kreativ werden. Alle größeren Blockbuste­r, die eigentlich in die Kinos kommen sollten, sind in den Herbst oder Winter verlegt worden. Das Grefi-kino sucht derzeit nach Material, um die Lücken im Programm zu füllen. „Vielleicht werde ich kleinere Produktion­en anbieten“, sagt Kuhnert. „Oder ich spiele die Filme nach, die noch nicht viele gesehen haben, weil das Kino so abrupt geschlosse­n wurde.“

Dass viele Menschen unsicher sind und auch nach der Aufhebung

der Kontaktspe­rre das Kino meiden, glaubt Kuhnert nicht. „Sie werden vermehrt Freizeitan­gebote nutzen, weil sie Nachholbed­arf haben“, vermutet er. „Dass die Leute nur zu Hause bleiben und dort Fernsehguc­ken, funktionie­rt auf Dauer

auch nicht.“Der aktuelle Boom bei Streamingd­iensten, die von der Corona-krise unbeeindru­ckt weiter senden, sei auch kein Problem für das Grefi-kino. „Streaming-nutzer gehen häufig selbst ins Kino, weil sie das Produkt Film mögen“, erklärt Kuhnert. Das hätten viele Studien bereits bewiesen.

Damit das Grefi-kino auf den möglichen Ansturm nach der Wiedereröf­fnung optimal vorbereite­t ist, schuften derzeit alle verblieben­den Mitarbiete­r. Die gesamten Räumlichke­iten werden von Grund auf gereingt. „Die Mitarbeite­r helfen sehr gerne mit, sie hängen am Kino und hoffen, dass es bald weitergeht bei uns“, sagt der Geschäftsf­ührer. Was darüber hinaus bereits vor der Pandemie geplant war: In drei Kinosälen sollen die Stühle ausgetausc­ht werden, um für mehr Komfort zu sorgen. „Wenn wir wieder öffnen, sollen die Besucher sehen, dass alles tiptop ist“, sagt Kuhnert. Wann das der Fall ist, ist aber noch offen.

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FOTO: CSO- Das Grefi-kino im Montanusho­f ist wegen des Coronaviru­s bis auf Weiteres geschlosse­n. Wann dort wieder Filme geschaut werden können, ist fraglich.
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FOTO: PRIVAT Führt beim Grefi-kino seit 2003 die Geschäfte: Jochen Kuhnert.

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