Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Friseure streichen den freien Montag
ROSELLEN Herausgewachsene Frisuren, graue Haaransätze: Die für den 4. Mai angekündigte Wiedereröffnung der Friseursalons nach einer wochenlangen Zwangsschließung aufgrund der Corona-pandemie wird von vielen Menschen sehnsüchtig erwartet. Kunden und Friseure müssen sich allerdings auf eine ganze Reihe von neuen Vorschriften einstellen, damit das Infektionsrisiko für alle Beteiligten so gering wie möglich gehalten werden kann.
So ist beispielsweise eine Mund-nasen-maske Pflicht, Trocken-haarschnitte sind nicht mehr erlaubt, Scheren und Kämme müssen nach jedem Kunden desinfiziert werden, und die Kunden sollen den nötigen Sicherheitsabstand voneinander einhalten.
Michael Bernd (57), der im Neusser Süden drei Salons mit insgesamt 26 Mitarbeitern betreibt – zwei in Norf und einen in Rosellerheide –, sieht den vielen Neuregelungen jedoch gelassen entgegen: „In unserer Branche gibt es generell einen hohen Hygiene-standard“, so der Vorsitzende des Mode-rings der Friseure Düsseldorf. So viel ändere sich da gar nicht: „Zwischen den Plätzen war auch vorher schon ein Mindestabstand von 1,50 Metern vorgeschrieben – in diesem Punkt müssen wir also gar nichts tun“, betont er. Und Trocken-haarschnitte seien bei ihm kaum noch gefragt, „nur von einigen wenigen Herren mit Haarkranz“. Mit Desinfektionsmitteln und Einwegmasken habe er sich zudem frühzeitig eingedeckt, sagt Bernd.
Allerdings bittet der Friseurmeister alle Kunden, eine eigene Mund-nasen-bedeckung mitzubringen und im Salon auch durchgängig zu tragen. „Wer keine hat, muss bei uns eine Einweg-maske kaufen“, informiert er. Natürlich würden auch alle seine Mitarbeiter ab Montag eine Maske tragen. Da die Unterhaltung damit nicht so gut möglich sei, werde es in den Salons wohl künftig etwas stiller als gewohnt zugehen.
Eine weitere Bitte lautet: „Nicht die halbe Familie mitbringen – es sollte möglichst nur derjenige kommen, der auch bedient wird.“Haarschnitte für Kinder seien zunächst erst ab dem Grundschulalter geplant, da Kleinkinder oft noch Schwierigkeiten damit hätten, sich an die Vorgaben zu halten und eine Maske zu tragen. Wer dazu eine Frage hat, könne den Salon gerne telefonisch kontaktieren und das individuell besprechen.
Ohne vorherige Reservierung läuft ab dem 4. Mai bei den Friseuren ohnehin nichts mehr – denn volle Salons wird es vorerst aus Sicherheitsgründen nicht geben: „Wir arbeiten jeweils mit der halben Belegschaft, damit nicht zu viele Kunden gleichzeitig vor Ort sind“, berichtet Michael Bernd. Um die Wartebereiche zu vergrößern, werde er die Gärten und Höfe seiner Salons öffnen: „Wir haben glücklicherweise viel Platz.“
Für eine weitere Entzerrung der Kundenströme sorgen beim Michael-bernd-team erweiterte Öffnungszeiten: „Wir öffnen morgens eine Stunde früher und machen abends eine Stunde länger, der freie Montag ist gestrichen, und an zwei Sonntagen im Mai nehmen wir ebenfalls von 10 bis 14 Uhr Termine an.“Die Bücher mit den Reservierungen seien für die nächsten Wochen bereits gut gefüllt: „Wer erst jetzt anruft, muss wahrscheinlich bis zur dritten Maiwoche warten.“
Die Stimmung in der Branche sei nach der langen Schließung insgesamt verhalten bis schlecht: „Wir setzen alle Hoffnungen auf den 4. Mai, länger können viele Salons wirtschaftlich nicht durchhalten“, sagt Bernd. Er gehe sowieso davon aus, dass „jeder fünfte bis sechste Salon“schließen muss. Wie viele andere habe auch er einen Sofortkredit beantragt, „der wurde schon am 28. März bewilligt, aber das Geld ist immer noch nicht eingegangen“.