Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadtklang geht ins Internet
Restaurant-konzert-veranstalter Kyung-il Han hat keine Auftrittsmöglichkeiten mehr.
DÜSSELDORF Als Bühnen und Theater schlossen, um das Corona-virus auszubremsen, musste auch Kyung-il Han sich überlegen, wie er sein Projekt retten konnte. „Ich liebe Kneipenmusik, live gespielt vor den Zuschauern“, sagt der Veranstalter. In England, in den USA, den Niederlanden, sogar in Köln hatte er solche Konzerte gesehen, nur in Düsseldorf nicht. Er beschloss, dies zu ändern. Das war im Jahr 2011 und der damals 30-jährige Musikproduzent gründete „Stadtklang“. Das Konzept: Junge und talentierte Solo-musiker oder Bands treten durch die Vermittlung von Kyung-il Han und Stadtklang in Kneipen und Restaurants
auf. Die Gastronomen bezahlen eine geringe Gebühr, um die Kosten von Ton und Technik zu decken, die Künstler bekommen das Geld, das die Besucher spenden.
Was etwas holprig begann, wurde zu einem Erfolg. Mehr als 800 Konzerte haben Kyung-il Han und sein Stadtklang-team in Düsseldorf, Neuss, Meerbusch, Krefeld und Hilden organisiert, gut 5000 Musiker haben sich um die Termine beworben. Geld wird hingegen wenig eingenommen. Bei den Live-konzerten geben die Besucher, wenn es gut läuft, einige 100 Euro. Für Team und Künstler lukrative Aufträge gibt es hingegen auf Familienfeiern, Galas und Firmenfesten. Daher ist es für den Gründer wichtig, dass geworben wird und die Bekanntheit von Stadtklang steigt.
Nun sind alle Kneipen und Restaurants dicht – und damit fehlt die die Grundlage für Stadtklang. „Das hat meine Stimmung echt runtergezogen“, gibt der Veranstalter zu. „Wir hatte ja bis Juli schon viele Konzerte geplant.“Allerdings ergriff er die in der Krise verborgene Chance
und erinnerte sich, dass er schon immer seine Idee mit Live-streams verwirklichen wollte – also Konzerte, die durch die entsprechende Technik live im Internet zu sehen sind.
Das erste Stadtklang-konzert rein fürs Internet fand noch im März in Flehe statt. „Ohne Zuschauer, nur die Musiker und wir Techniker“, sagt Kyung-il Han. „Ich war so aufgeregt wie bei der Gründung vor neun Jahren.“
So sollten noch weitere gestreamte Konzerte folgen, für die aber erst einmal Orte gefunden werden mussten. Spenden sind gern gesehen, auf der Stadtklang-seite gibt es die Möglichkeiten dazu. Geld ist knapp bei den Veranstaltern, die kaum kostendeckend arbeiten.