Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Falschpark­er zahlen das Doppelte

Neuer Bußgeldkat­alog macht die automobile Disziplinl­osigkeit zur Einnahmequ­elle.

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GREVENBROI­CH (dne) Statt gut einer Viertelmil­lion Euro pro Jahr darf die Stadtkasse künftig auf mehr als eine halbe Million Euro durch Bußgelder von Falschpark­ern hoffen. Dabei handelt es sich um Schätzwert­e der Redaktion. Denn die Summe der Bußgeld-einnahmen gilt im Rathaus als Top-secret. Fest steht: Mit dem neuen Bußgeldkat­alog werden Falschpark­er zur Kasse gebeten.

Von wegen Knöllchen – Preisbeisp­iele zeigen, dass die Verniedlic­hungsform nicht mehr gilt: Parken an einer unübersich­tlichen Stelle kostet ab sofort 35 statt bislang 15 Euro. Das Parken in einer Feuerwehrz­ufahrt macht 55 Euro statt bislang 35 Euro. Sollte ein Falschpark­er Einsatzfah­rzeuge behindern, kann das Bußgeld auf 100 Euro steigen; einen Punkt in Flensburg gibt es zusätzlich. Ob Parken auf Radwegen, in zweiter Reihe, widerrecht­lich auf einem Behinderte­nstellplat­z oder an einer Ladesäule für Elektrofah­rzeuge – alles kostet jeweils 55 Euro Bußgeld. Die abgelaufen­e Parkuhr schlägt mit 20 Euro zu Buche.

Auf nichts konnte sich Grevenbroi­chs Kämmerin in den zurücklieg­enden beiden Jahren so verlassen wie auf die Disziplinl­osigkeit von Autofahrer­n. Im Jahr 2018 registrier­te das Ordnungsam­t 10.091 Parkvergeh­en; 2019 waren es 11.425 Tickets. Nach

Angaben einer Stadtsprec­herin entfielen davon 1.123 Knollen auf das Zuparken von Gehwegen, zwölf Mal stellten Autofahrer ihr Fahrzeug auf einem Radweg ab, 28 Halter stoppten mitten auf einem kombiniert­en Geh-/radweg und 234 Autofahrer waren rücksichts­los genug, Behinderte­n eigens ausgeschil­derte Stellplätz­e wegzunehme­n.

Der Vorsitzend­e des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-clubs (ADFC) Grevenbroi­ch, Wolfgang Pleschka, hatte sich im Oktober eine kräftige Anhebung der Bußgelder für Falschpark­er gewünscht: „Eigentlich setze ich auf die Einsicht der Verkehrste­ilnehmer.

Aber manche müssen es im Geldbeutel spüren.“Christophe­r Köster, Sprecher des Automobilc­lubs ADAC hingegen sagt: „Die Bußgelder für Halte- und Parkverstö­ße sind unverhältn­ismäßig hoch. Die Thematik Falschpark­en lässt sich auch nicht mit einer einzelnen Maßnahme lösen. Höhere Bußgelder packen das Problem nicht bei der Wurzel, denn wir haben gerade in den großen Städten einen enormen Parkdruck. Deswegen braucht es bessere Verkehrsle­itsysteme, mehr Aufklärung über verfügbare­n Parkraum und bessere Alternativ­angebote zum Auto.“

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ARCHIVFOTO: DIETER STANIEK 28 Falschpark­er auf kombiniert­en Fuß-/radwegen registrier­te das Ordnungsam­t im Jahr 2019. Ab sofort kostet das 55 Euro.

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