Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die Fußballwelt schaut auf Deutschland
Internationale Ligen hoffen darauf, dass sie im Fahrwasser von Dfl-geisterspielen selbst bald wieder starten können.
DÜSSELDORF Fußball-deutschland wartet auf eine Entscheidung. Die Entscheidung darüber, ob die Bundesliga im Mai ihren Spielbetrieb in Form von Geisterspielen wieder aufnehmen darf. Am Mittwoch wird die offizielle Verlautbarung der Politik in Berlin erwartet. Doch das Interesse, wie es mit der deutschen Liga weitergeht, macht nicht an den Landesgrenzen Halt. Auch andere große Sportligen erhoffen sich von einem positiven Votum Rückenwind für eigene Pläne zum Neustart.
Unsere Redaktion hat Reporter gefragt, die die englische Premier League, die spanische Primera División und die Us-football-liga NFL betreuen, wie genau diese Ligen auf das Beispiel Bundesliga schauen. Hier sind ihre Einschätzungen.
„Die großen Ligen tauschen sich auch untereinander aus, das weiß ich. Und so guckt Spanien derzeit genau hin, was in Deutschland passiert. Jetzt, in diesen Tagen, wo eine Entscheidung in puncto Bundesliga kurz bevorsteht, ist das Interesse noch einmal größer – bis in Nuancen hinein“, sagt Javier Cáceres. Er ist Spanien-experte der „Süddeutschen Zeitung“und hat seit vielen Jahren einen engen Draht zur dortigen Liga. In der Primera División herrsche die Überzeugung vor: Nur, wenn es der Bundesliga gelingt, wieder spielen zu dürfen, werden auch wir bald wieder spielen dürfen. „Scheitert die Bundesliga, scheitern auch wir“, heiße es zwischen Madrid und Barcelona.
Jack Pitt-brooke, ist seinerseits Premier-league-reporter des Sportportals „The Athletic“. Der Brite schreibt vor allem über den José-mourinho-klub Tottenham Hotspur, aber auch über die englische Nationalmannschaft. „Die Premier League guckt sich genau an, ob das deutsche Beispiel funktioniert. Deutschland gilt ja als das
Land, das mit seinen Plänen für einen Liga-neustart am weitesten ist. Insofern wartet hier auf der Insel jeder gebannt, ob es klappt“, sagt er. Die Premier League wolle die Saison mit allen Mitteln zu Ende bringen. Deswegen arbeiteten die Verantwortlichen auch an einem Plan, ihre Liga im Juni und Juli weiterspielen zu lassen. „Und die Premier League weiß, dass das Corona-testing der Spieler dafür perfekt laufen muss, weil aus ihrer Sicht ein positiver Test alle Planungen zunichtemachen würde. Also wünschen sich alle sehr, dass es in Deutschland klappt“, sagt Pitt-brooke.
Die Us-football-liga startet mit ihrer Saison zwar erst im Herbst, aber auch sie guckt sich als Freiluft
und Stadionsportart gerade genau an, was in Deutschland passiert. Dessen ist sich Adrian Franke sicher. Er ist Nfl-ressortleiter beim
Portal „spox“und Nfl-kommentator beim Streamingdienst „Dazn“, der ja auch Tv-rechte an der Fußball-bundesliga hält. „Ich gehe fest davon aus, dass die NFL das ganz genau beobachtet“, sagt er. Die Pandemie und alles was damit aus Sicht der Sportwelt zusammenhängt, betreffe den Rahmenkalender bisher nur minimal. Die Liga sei, was die Offseason und die Ausrichtung auf die kommende Saison angeht, im Zeitplan. „Ab jetzt werden die Einschränkungen dann aber konkreter. Da reden wir aber immer noch davon, dass beispielsweise Teile der Saisonvorbereitung eben ausfallen oder auf virtueller Basis erfolgen – kein Vergleich mit den Problemen der Fußball-ligen in Europa, oder auch der anderen großen Us-sportligen“, sagt Franke weiter.
Der zentrale Punkt bleibe der, dass die NFL, gerade im Vergleich zu etwa der Bundesliga mit ihrer für sich betrachtet prekären Situation, Zeit habe. Zeit, um verschiedene Strategien auszuarbeiten, Zeit um vorbereitet zu sein, sollte etwa im Herbst eine erneute Welle losrollen. Und eben Zeit, um zu beobachten und zu lernen, sagt Franke. „Insofern bin ich mir sicher: Man wird mögliche Maßnahmen und deren (Miss-)erfolg hierzulande genau beobachten, genau wie bei anderen Ligen und Sportarten, wenn die über die nächsten Wochen und Monate einen Versuch starten, den Spielbetrieb wieder aufzunehmen.“