Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Hotline und Task Force gewünscht
Spd-kreistagfraktion stellt Anfrage für Kreisausschuss. Landrat bittet zum Gespräch.
RHEIN-KREIS (goe) Die Versorgung junger Mütter während der Corona-krise – dazu hat Annette Reimers ein Konzept erstellt. „Gerade jetzt wird die Versorgungslücke immer größer“, sagt sie. Frauen würden schneller aus dem Krankenhaus entlassen, was sie auch in Ordnung findet, weil die Einrichtungen geschützt werden müssten.
Nun hat sie die Idee, eine Hotline für diese Frauen einzurichten. „Die sollte montags bis samstags von 10 bis 12 Uhr von einer Hebamme besetzt sein. Die nimmt die Anfragen erst einmal nur auf, ruft ab 12 Uhr dann zurück, um die jeweilige Frau zu beraten, vielleicht auch per Videoanruf, und entscheidet, ob doch ein Hausbesuch notwendig ist“, erklärt Reimers. Für den gäbe es dann eine sogenannte Task-force, ein bis zwei Hebammen, die rausfahren könnten.
„Allerdings ist der Aufwand hoch und nicht mit den üblichen 38 Euro brutto, die wir für einen Hausbesuch von den Krankenkassen bekommen, abzudecken“, sagt sie. Ihr Wunsch: Der Rhein-kreis hilft finanziell. „Das wäre ein Projekt, dass wahrscheinlich nur drei bis sechs Monate dauert“, ist Annette Reimers überzeugt. Unterstützung dafür suchte die 45-Jährige bei Spd-landratskandidat Andreas Behncke. Die Spd-kreistagsfraktion wiederum wandte sich mit einem Schreiben an Landrat Hans-jürgen Petrauschke, worin sie um folgende Beschlussfassung bittet: die Einrichtung einer separaten Hotline für Wöchnerinnen für zwei Stunden, montags bis samstags, zur telefonischen Erstberatung sowie den Einsatz einer Hebammen-task-force für Hausbesuche. Die soll mit Schutzausrüstung versorgt werden und über den Kreishaushalt für diese Einsätze eine gesonderte Vergütung sichergestellt werden. Die Antwort der Verwaltung: Reimers solle die Hotline aktivieren. Der Kreis gibt eine Anschubfinanzierung von 1000 Euro. Für die Hausbesuche gebe es zehn „Schutzkits“, wie Kreissprecher Benjamin Josephs sagt. „Bei Bedarf weitere.“Das nun stelle die SPD nicht zufrieden, wie Behncke sagt. Die Sozialdemokraten wollen darüber am Mittwoch im Kreisausschuss reden. Und Reimers hat am 11. Mai nun einen Termin beim Landrat.
Familien an. Die allerdings erhalten ein sogenanntes „Rund-um-sorglos“-paket, heißt für sie ist Annette Reimers bereits während der gesamten Schwangerschaft ansprechbar, egal wann, egal wie oft. Für sie hat sie ein eigenes Handy, stets „an der Frau“. Dieser Service kostet extra. „So aber, da ich nicht mehr so viele Komplettbetreuungen annehme, habe ich mehr Kapazitäten für die Notfälle, heißt, für Frauen, die nach der Geburt aus dem Krankenhaus entlassen werden und keine Hebamme haben“, erklärt sie und ergänzt: „So kann ich viel mehr Frauen punktueller und effizienter helfen.“Für sie ist das Modell eine Mischkalkulation, für Familien, die bereit sind, den Extra-service aus der eigenen Tasche zu finanzieren, eine Sicherheit, die beruhigt.
Daneben gibt Reimers – aktuell wegen der Corona-pandemie nicht – Geburtsvorbereitungs-, Rückkbildungsgymnastikund Breikochkurse im Familienforum Edith Stein. Und hat die Idee, dort eine Still-ambulanz einzurichten. „Frauen, die nach der Geburt schon wieder mobil sind und Probleme beim Stillen haben, könnten nach vorheriger Absprache vorbeikommen“, sagt sie. Das Problem aktuell: Das Familienforum ist zurzeit geschlossen. „Das zusätzliche Angebot einer Still-ambulanz, die ja kein Kursus wäre, sondern ein Angebot für Einzelne, die einmal zur Beratung kommen, finde ich grundsätzlich gut“, sagt Joachim Braun, Geschäftsführer des Forums. Es wäre natürlich momentan wegen der Corona-krise nicht leicht zu verwirklichen. „Da müsste sich auch das Kreisgesundheitsamt zu äußern“, so Braun. Gespräche sollen folgen.