Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Im Mai sollten nur Viertklässler in die Grundschule“
Dirk Jansen, Vorsitzender des Stadtelternrats, ist gegen das von der Nrw-landesregierung geplante „rollierende System“.
Herr Jansen, ab Donnerstag soll es wieder Präsenzunterricht für die vierten Klassen der Grundschulen geben. Der richtige Schritt? DIRK JANSEN Wir als Stadtelternrat begrüßen das ausdrücklich. Die Viertklässler stehen auf dem Sprung in die weiterführenden Schulen, und darauf müssen sie möglichst optimal vorbereitet werden. Von daher vertrete ich auch die Auffassung, dass man im Mai nur die Viertklässler beschulen sollte – auch um Corona-bedingte Lernausfälle so weit es geht nachzuholen. Für die anderen Jahrgänge sollte Präsenzunterricht erst danach angeboten werden.
Das ist ein klares Nein zu dem sogenannten „rollierenden System“, das die Nrw-landesregierung zu bevorzugen scheint und offenbar ab nächster Woche einzuführen gedenkt. Was spricht dagegen? JANSEN Es geht zu Lasten der vierten Klassen, die vor einem Schulwechsel stehen. Offenbar ist vom Schulministerium ja angedacht, dass ab Montag auch die anderen Jahrgänge für je einen Tag pro Woche in die Grundschule kommen sollen. Der Unterricht soll in kleinen Gruppen stattfinden, Unterrichtsbeginn und Pausen sollen zu verschiedenen Zeiten stattfinden, damit sich die Schüler auf den Schulgeländen möglichst wenig begegnen. Das alles muss aber auch zeitlich und personell stemmbar sein. Im Grunde gibt es also zwei Möglichkeiten.
Erstens: Man bietet vergleichsweise wenig Unterricht für viele Schüler an. Das wäre das rollierende System. Oder zweitens: Man hat zwar weniger Schüler vor Ort, kann sie aber länger und damit aus meiner Sicht zielführender unterrichten. Darauf habe ich Nrw-schulministerin Yvonne Gebauer am Montagabend auch in einer Telefonkonferenz des Landeselternrats hingewiesen.
Was hat sie gesagt? JANSEN Sie hat unter anderem rechtliche Gründe angeführt und darauf verwiesen, dass – wenn erst die Viertklässler wieder zur Grundschule gehen – es Klagen anderer Eltern geben könnte. Kinder haben schließlich ein Recht auf Bildung. Ich frage mich aber, was denn ein Tag pro Woche in der Grundschule unterm Strich bringen soll. Meines Erachtens wäre es besser, den Grundschulbetrieb nach und nach wieder hochzufahren. Regulären Unterricht, wie wir ihn kannten, wird es in diesem Jahr wohl ohnehin nicht mehr geben.
Wie sind die Grundschulen in Neuss Ihrer Meinung nach für die
Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts gerüstet? JANSEN Ich habe mit mehreren Schulleitern gesprochen, die mir versichert haben, dass die Schulen in Sachen Hygiene sehr gut aufgestellt sind. Da muss ich auch dem Schulverwaltungsamt der Stadt Neuss ein Lob aussprechen, mit dem die Zusammenarbeit und der Informationsfluss wirklich sehr gut ist. Ich weiß aus den Schulen aber auch, dass es Kritik am Nrw-schulministerium gibt, weil viele Vorgaben unklar sind. Da müssen Schulen und Kommunen dann ausbügeln, was andernorts versäumt wird.