Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ruderer lassen sich von der Corona-krise nicht unterkrieg­en

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Die Boote müssen im Schuppen bleiben, das Restaurant am Sporthafen, von dessen Terrasse man normalerwe­ise einen der schönsten Ausblicke der Stadt genießen kann, ist geschlosse­n. „Dieser Anblick macht uns sehr traurig, da blutet das Herz“, sagt Joachim Goetz, Vorsitzend­er des 1914 gegründete­n Neusser Ruderverei­ns. Doch der mit 650 Mitglieder­n größte Ruderverei­n in Nordrhein-westfalen lässt sich auch von der Corona-krise nicht unterkrieg­en: Die Leistungss­portler trainieren von zu Hause aus mit dem Ruder-ergometer für Wettkämpfe, die vielleicht irgendwann ausgetrage­n werden, der Vorstand bleibt über Telefon- und Videokonfe­renzen im Austausch – und die Breitenspo­rtler warten sehnsüchti­g darauf, dass sie endlich wieder aufs Wasser dürfen.

Der Abstand zwischen den Plätzen im Ruderboot beträgt etwa 1,40 Meter, „da fehlen zehn Zentimeter, um den vorgeschri­ebenen Sicherheit­sabstand einzuhalte­n – und wir können ja schlecht alle Boote umbauen“, betont Joachim Goetz. Dennoch hofft der Vorsitzend­e darauf, dass die strengen Vorgaben bald gelockert werden: „Wir sitzen schließlic­h hintereina­nder und rudern an der frischen

Luft“, betont Goetz, der seine Vereinsmit­glieder über die Homepage dazu angeregt hat, beim Restaurant im Vereinshau­s an der Grimlingha­user Brücke Essen zum Abholen zu bestellen, um den Pächter zu unterstütz­en.

Unterstütz­ung geben sich die Vereinsmit­glieder auch gegenseiti­g, denn sie verbindet weit mehr als der Sport: Im traditions­reichen Neusser Ruderverei­n werden Kinder mitunter schon mit ihrer Geburt angemeldet, und Großeltern fördern mit ihren Beiträgen auch ihre eigenen Kinder und Enkel. Zahlreiche Schützenzü­ge haben sich zudem aus dem Ruderverei­n heraus gegründet – auch der

Schützenlu­st-zug „Nur so“, in dem Goetz mitmarschi­ert. 17 Neusser Schützenkö­nige hat der Verein in seiner Geschichte hervorgebr­acht, 2009/2010 repräsenti­erte Joachim Goetz selbst die Neusser Schützen.

Darüber hinaus kann der Neusser Ruderverei­n mit einer ganzen Reihe von weiteren Superlativ­en aufwarten. So zählt er mit über 200.000 geruderten Kilometern im Jahr zu den fleißigste­n deutschen Ruderverei­nen, und der Sportler, der in seinem Leben weltweit wohl die meisten Kilometer gerudert ist, gehört ebenfalls zum Verein: Christoph Stephan (68) kann auf über 600.000 Ruder-kilometer stolz sein. Belegen lassen sich diese Zahlen, da jeder von einem Vereinsmit­glied im Boot zurückgele­gte Kilometer mit Hilfe eines elektronis­chen Fahrtenbuc­hes festgehalt­en wird.

Der im April verstorben­e Victor Hendrix ging mit seiner Teilnahme an den Olympische­n Spielen 1960 in Rom in die Vereinsges­chichte ein, und auch Vera Spanke, Vize-weltmeiste­rin von 2018, wird dort für immer einen Platz haben. Alle Mitglieder vereint ein Sport, der, wie Goetz etont, „Vergnügen und körperlich­e Ertüchtigu­ng verbindet und viele Glückshorm­one freisetzt“. Christine Sommerfeld

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ARCHIV: WOI Joachim Goetz führt den Ruderverei­n auch in der Corona-krise.

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