Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Rhein-kreis-kicker wollen Saisonabbruch
Von den Klubs gut angenommene Videokonferenz des Fußballkreises Grevenbroich/neuss liefert klares Meinungsbild.
RHEIN-KREIS Die vom Fußballverband Niederrhein (FVN) initiierten Gespräche mit den Vereinen der Ober-, Landes- und Bezirksligen hatten die Richtung schon vorgegeben, doch für die vom Kreis 5 Grevenbroich/neuss einberufene Videokonferenz in Sachen (Corona-)saison 2019/2020 legt Kreisvorsitzender Dirk Gärtner auf eines großen Wert: „Reinhold Dohmen, der die Moderation übernommen hatte, ist ohne Vorgaben in das Meeting gegangen. Darin unterscheidet sich der FVN von vielen anderen Landesverbänden.“Das Ergebnis war trotzdem eindeutig: Gut 85 Prozent der fast vollzählig vertretenen Klubs an Rhein und Erft wollen die Saison abbrechen. Und es soll Auf-, aber keine Absteiger geben.
Ein klares Votum, doch noch keine Abstimmung, betonte Gärtner noch mal, „wir befinden uns immer noch in der Informations- und Diskussionsphase.“Die ist erst am Donnerstag abgeschlossen, wenn alle 13 Fußballkreise am Niederrhein gehört worden sind. Im Beisein von Fvn-präsident Peter Frymuth, der zu Beginn das Szenario seit der Saison-aussetzung am 13. März skizzierte, gab während der rund 90-minütigen Sitzung jeder zugeschaltete Vereinsvertreter sein Statement ab. Für Gärtner ergibt sich damit ein ziemlich komplettes Bild der im Kreis 5 herrschenden Meinung, „denn 60 Prozent der Teilnehmer sprachen für den Seniorenund 40 Prozent zusätzlich für den Jugendbereich.“Als Alternative zum Abbruch brachten einige Vereine eine Fortführung der Saison ins Spiel, allerdings unter der Voraussetzung, dass ab September der Ball wieder rollt. Gärtner: „Aber das kann zurzeit niemand garantieren.“
Und so geht es weiter: Mit dem Abschluss der Fragerunden muss der Verband nun die formalen Voraussetzungen für eine Entscheidung treffen. Die könnte, unter Beteiligung aller im FVN organisierten Vereine, auf einem außerordentlichen Verbandstag fallen. „Das müsste auch digital möglich sein“, ist Gärtner überzeugt, sieht sich jedoch außer Stande, einen möglichen Termin anzugeben. „Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass alle nun möglichst schnell Klarheit haben wollen. Sicher ist aber nur, dass die Abstimmung über den von den meisten Vereine präferierten Abbruch und die daraus resultierenden Konsequenzen bis zum 30. Juni erfolgen muss. Dann ist nämlich die Saison zu Ende.“Mit Blick auf die vergangenen Wochen hat der Kreisvorsitzende aber auch eine positive Entwicklung ausgemacht: „Die Zoom-meetings sind total gut angekommen. Sie sind angenehmer, effizienter und ohne großen Aufwand zu organisieren. Ein total gutes Instrument für die Zukunft.“Weil der Verband die ihm angeschlossenen Kreise bereits vor der Corona-krise mit den entsprechenden Lizenzen ausgestattet habe, seien in der jüngeren Vergangenheit auf diese unkomplizierte Art und Weise schon der Kreisvorstand zu seinen Sitzungen und die Schiedsrichter zu ihren Schulungen zusammengekommen. „Und warum sollten wir nicht ebenso verfahren, wenn es zum Beispiel darum geht, wie wir die Kreismeisterschaften
organisieren wollen?“fragt Gärtner. Auch Arbeitstagungen mit den Vereinen über digitale Medien seien zukünftig denkbar, fährt er fort: „Bislang nehmen daran höchstens zwei Drittel unserer Vereine teil, der Rest zahlt lieber das Ordnungsgeld und bleibt zu Hause.“
Unterdessen ist Bernd Neuendorf, Präsident des Fußballverbandes Mittelrhein, dessen Vereine sich mit hauchdünner Mehrheit (50,14%) für eine Fortsetzung der Saison ausgesprochen hatten, unter Druck geraten. Dem Verband wird vorgeworfen, im Vorfeld des Online-votings (zu) klar Stellung bezogen zu haben, um das Ergebnis der Abstimmung in seinem Sinne zu beeinflussen. Dazu Neuendorf: „Es ist unsere Aufgabe, Position zu beziehen. Aber es ist noch keine Entscheidung gefallen.“