Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Bekommt Neuss 24-Stunden-shops?
Die FDP will den von der Krise geplagten Einzelhandel attraktiver machen und setzt auf individuelle Öffnungszeiten. Der Handel winkt ab.
NEUSS Geht es nach der FDP, dann soll sich Neuss ein Beispiel an Sachsen-anhalt nehmen. Dort läuft nämlich ein Projekt, das Dorfläden wieder „hip“machen soll. Das Konzept: Unter dem Namen „Digishop Harz“sollen personalfreie Läden entstehen, die sich durch moderne Technik selbst tragen. 24 Stunden sollen sie geöffnet sein. Der Zutritt erfolgt per Computerchip. Angesiedelt ist das Projekt an der Hochschule Harz. Eine Machbarkeitsstudie soll derzeit unter anderem die rechtlichen und warenlogistischen Fragen klären.
Michael Fielenbach, Vorsitzender der Neusser FDP, will sich dafür einsetzen, dass solche digitalen Läden auch in Neuss umgesetzt werden. „Damit könnten die Zeiten abgedeckt werden, die beispielsweise für Menschen mit Schichtarbeit eine Erleichterung für die täglichen Einkäufe bedeuten“, sagt er. Doch der Fdp-vorsitzende will die Laden-öffnungszeiten für den von der Coronakrise
geplagten Einzelhandel in Gänze neu denken – und sie individualisieren: „Jeder Unternehmer und Händler weiß am besten, was er kann und wie er die Verluste der letzten Monate am besten wettmachen kann“, so Fielenbach, der zudem eine Verdopplung der verkaufsoffenen Sonntage fordert.
Auch der Handelsverband fordert eine Novelle des Ladenöffnungsgesetzes in NRW, damit eine „unkomplizierte und rechtssichere Beantragung und Durchführung von verkaufsoffenen Sonntagen stattfinden kann“, sagt Hauptgeschäftsführer Peter Achten unserer Redaktion. Die aktuell bis zu acht möglichen verkaufsoffenenen Sonntage seien für die meisten Handelsbetriebe ausreichend – wenn sie denn tatsächlich durchgeführt werden können. „Wegen der Corona-krise sind die meisten verkaufsoffenen Sonntage bis jetzt ausgefallen. Hier brauchen wir dringend eine Möglichkeit, diese in der zweiten Jahreshälfte nachzuholen, wenn die Situation es zulässt“, sagt Achten, der den Vorschlag für 24-Stunden-shops und ausgedehnte Öffnungszeiten allerdings kritisch sieht: „Die Nachfrage nach Öffnungszeiten rund um die Uhr sehe ich eher weniger.“
Ähnlich sieht es Ralph Dymek, Vorsitzender des Werbekreises Nordstadt: „Den meisten inhabergeführten Geschäften fehlt es an Personal, um 24/7 geöffnet zu haben. Auch sie brauchen mal einen Tag Pause.“Ein Beispiel: Es sei zwar rein rechtlich möglich, unter der Woche bis 24 Uhr geöffnet zu haben, „diese Möglichkeit wurde von unseren Mitgliedern bislang aber noch nicht ausgeschöpft“, sagt Dymek.
Christoph Napp-saarbourg, Vorsitzender der Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss (ZIN), macht darauf aufmerksam, dass bereits jetzt viele Händler auf unterschiedliche Öffnungszeiten setzen: „Das kann jeder handhaben wie er möchte. Die Idee, dass jemand in der Innenstadt bis 24 Uhr geöffnet haben möchte, halte ich aber für gewagt.“