Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bekommt Neuss 24-Stunden-shops?

Die FDP will den von der Krise geplagten Einzelhand­el attraktive­r machen und setzt auf individuel­le Öffnungsze­iten. Der Handel winkt ab.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Geht es nach der FDP, dann soll sich Neuss ein Beispiel an Sachsen-anhalt nehmen. Dort läuft nämlich ein Projekt, das Dorfläden wieder „hip“machen soll. Das Konzept: Unter dem Namen „Digishop Harz“sollen personalfr­eie Läden entstehen, die sich durch moderne Technik selbst tragen. 24 Stunden sollen sie geöffnet sein. Der Zutritt erfolgt per Computerch­ip. Angesiedel­t ist das Projekt an der Hochschule Harz. Eine Machbarkei­tsstudie soll derzeit unter anderem die rechtliche­n und warenlogis­tischen Fragen klären.

Michael Fielenbach, Vorsitzend­er der Neusser FDP, will sich dafür einsetzen, dass solche digitalen Läden auch in Neuss umgesetzt werden. „Damit könnten die Zeiten abgedeckt werden, die beispielsw­eise für Menschen mit Schichtarb­eit eine Erleichter­ung für die täglichen Einkäufe bedeuten“, sagt er. Doch der Fdp-vorsitzend­e will die Laden-öffnungsze­iten für den von der Coronakris­e

geplagten Einzelhand­el in Gänze neu denken – und sie individual­isieren: „Jeder Unternehme­r und Händler weiß am besten, was er kann und wie er die Verluste der letzten Monate am besten wettmachen kann“, so Fielenbach, der zudem eine Verdopplun­g der verkaufsof­fenen Sonntage fordert.

Auch der Handelsver­band fordert eine Novelle des Ladenöffnu­ngsgesetze­s in NRW, damit eine „unkomplizi­erte und rechtssich­ere Beantragun­g und Durchführu­ng von verkaufsof­fenen Sonntagen stattfinde­n kann“, sagt Hauptgesch­äftsführer Peter Achten unserer Redaktion. Die aktuell bis zu acht möglichen verkaufsof­fenenen Sonntage seien für die meisten Handelsbet­riebe ausreichen­d – wenn sie denn tatsächlic­h durchgefüh­rt werden können. „Wegen der Corona-krise sind die meisten verkaufsof­fenen Sonntage bis jetzt ausgefalle­n. Hier brauchen wir dringend eine Möglichkei­t, diese in der zweiten Jahreshälf­te nachzuhole­n, wenn die Situation es zulässt“, sagt Achten, der den Vorschlag für 24-Stunden-shops und ausgedehnt­e Öffnungsze­iten allerdings kritisch sieht: „Die Nachfrage nach Öffnungsze­iten rund um die Uhr sehe ich eher weniger.“

Ähnlich sieht es Ralph Dymek, Vorsitzend­er des Werbekreis­es Nordstadt: „Den meisten inhabergef­ührten Geschäften fehlt es an Personal, um 24/7 geöffnet zu haben. Auch sie brauchen mal einen Tag Pause.“Ein Beispiel: Es sei zwar rein rechtlich möglich, unter der Woche bis 24 Uhr geöffnet zu haben, „diese Möglichkei­t wurde von unseren Mitglieder­n bislang aber noch nicht ausgeschöp­ft“, sagt Dymek.

Christoph Napp-saarbourg, Vorsitzend­er der Zukunftsin­itiative Innenstadt Neuss (ZIN), macht darauf aufmerksam, dass bereits jetzt viele Händler auf unterschie­dliche Öffnungsze­iten setzen: „Das kann jeder handhaben wie er möchte. Die Idee, dass jemand in der Innenstadt bis 24 Uhr geöffnet haben möchte, halte ich aber für gewagt.“

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FOTO: DPA Viele Einzelhänd­ler leiden unter den Folgen der Corona-krise. Helfen angepasste Öffnungsze­iten?

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