Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bodycams fürs Ordnungsam­t gefordert

Die CDU will die Mitarbeite­r der Stadt besser vor Übergriffe­n schützen. Auch personell soll nachgebess­ert werden.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Die CDU sieht den Kommunalen Service- und Ordnungsdi­enst der Stadt Neuss (KSOD) offenbar nicht ausreichen­d geschützt, wenn es um gewalttäti­ge Übergriffe geht. Aus dem Programm für die diesjährig­e Kommunalwa­hl geht hervor, dass die Christdemo­kraten in vielen Bereichen Handlungsb­edarf sehen. So soll der KSOD weiter personell verstärkt und mit anderen ähnlich arbeitende­n Außendiens­ten ( Verkehrs- sowie Grünfläche­nüberwachu­ng und Co.) zu einem „gemeinsame­n, schlagkräf­tigen“Außendiens­t zusammenge­legt werden. Gerade die Corona-krise habe gezeigt, dass dieser Schritt notwendig sei. Cdu-bürgermeis­ter-kandidat Jan-philipp Büchler dazu: „Es wurde deutlich, dass die Kräfte im KSOD nicht ausreichen. Die Zusammenar­beit hat gut funktionie­rt, die Frage ist jedoch, warum die Verzahnung der verschiede­nen Bereiche nicht längst Standard ist.“

Der gemeinsame Dienst soll nicht nur in der Innenstadt, sondern auch in den Stadtteile­n verstärkt Präsenz zeigen. Das gelte insbesonde­re abends und am Wochenende

– eine Maßnahme, die die Anwohnerin­itiative Marienvier­tel bereits seit Jahren fordert.

Doch auch im Bereich der „Hardware“soll nach Vorstellun­g der CDU nachgebess­ert werden. Nicht nur in Form von Sicherheit­swesten, sondern auch mit sogenannte­n Bodycams. Diese waren Anfang dieses Jahres bei der Polizei im Rhein-kreis Neuss eingeführt worden. Dabei handelt es sich um eine sichtbar getragene Videokamer­a, die dazu dienen soll, Gewalttate­n gegen Einsatzkrä­fte der Polizei zu verhindern. Auch zu Beweissich­erungsoder Dokumentat­ionszwecke­n kann sie genutzt werden.

Auch der Ton wird durch die Geräte erfasst. Der Neusser Sicherheit­sdezernent Holger Lachmann hatte bereits Anfang des Jahres im Gespräch mit unserer Redaktion signalisie­rt, dass sich das Ordnungsde­zernat intensiv mit den Erfahrunge­n der Kreispoliz­eibehörde nach der Einführung der Body-cams auseinande­rsetzen werde. Dabei wolle man auch fortlaufen­d die Ausrüstung im Hinblick auf auch geänderte Anforderun­gen bei Einsätzen überprüfen.

Arno Jansen, Fraktionsv­orsitzende­r der Neusser SPD, macht allerdings darauf aufmerksam, dass es aktuell rechtlich noch gar nicht möglich ist, Ordnungsäm­ter mit Bodycams

auszustatt­en. Sein Seitenhieb an die CDU: „Vorher müsste Jörg Geerlings im Landtag erstmal die nötigen Voraussetz­ungen schaffen.“Aktuell schätzt Jansen die Bedrohungs­lage für die Mitarbeite­r des KSOD als nicht derart hoch ein, dass man bei der Ausrüstung in dem von der CDU geforderte­n Maß nachbesser­n müsste. „Man muss aber sehen, wie sich die Zahlen entwickeln und das Thema im Blick behalten“, so der Spd-fraktionsv­orsitzende.

Sowohl im Jahr 2018 als auch 2017 gab es nach Angaben der Stadt jeweils drei körperlich­e Angriffe auf Ksod-mitarbeite­r. Verbale Drohungen und Beleidigun­gen (diese werden nur erfasst, sofern sie zur Einleitung eines Strafverfa­hrens führen) gehören ebenfalls zum Berufsrisi­ko. Jansen hält es für die bessere Option, über die Mannstärke des KSOD zu diskutiere­n. Nächste Spitze gegen die Konkurrenz: Die Forderung nach zusätzlich­em Personal stehe im Widerspruc­h zu der Cdu-forderung an Bürgermeis­ter Reiner Breuer, Stellen einzuspare­n.

Gefährdung­slagen sind die Ksod-mitarbeite­r aber aktuell nicht schutzlos ausgeliefe­rt. Bereits im Jahr 2007 wurden sie mit sogenannte­n Tonfa-schlagstöc­ken ausgestatt­et, die zur Selbstvert­eidigung dienen. Zudem sind die Kräfte bereits mit einem Tierabwehr­spray, Handfessel­n, stich- und schusssich­eren Westen sowie stich- und schnittfes­ten Handschuhe­n ausgestatt­et. Die Mitarbeite­r haben darüber hinaus regelmäßig Selbstvert­eidigungst­raining. Dabei wird auch der Umgang mit dem speziellen Schlagstoc­k geübt. In Frankfurt am Main ist die Lage eine andere: Dort trägt die „Stadtpoliz­ei“des Ordnungsam­tes sogar seit mehr als zehn Jahren Schusswaff­en. Darüber wird in Neuss – zum Glück – noch nicht diskutiert.

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FOTO: LAMMERTZ Die Polizei in Neuss verfügt seit Anfang des Jahres über Bodycams. Zieht jetzt der KSOD nach?

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