Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Neue Presbyter nehmen die Arbeit auf
Noch vor der Corona-krise hat die Presbyteriumswahl der evangelischen Kirche im Rheinland stattgefunden. Aufgrund von Kandidatenmangel wurde nur in drei Gemeinden im Kirchenkreis gewählt – eine davon war Kaarst.
KAARST Seit Wochen gilt eine neue Zeitrechnung: vor und nach Corona. Und in die Zeit „davor“fiel die Presbyteriumswahl der evangelischen Kirche im Rheinland am 1. März. Vielerorts gab es aufgrund Kandidatenmangels keine echte Wahl – aber Kaarst gehörte zu den drei Gemeinden im Kirchenkreis Mönchengladbach-neuss, wo eine „richtige“Wahl möglich war. 15 Personen bewarben sich für zwölf Plätze dieses wichtigen Ehrenamtes. Im Presbyterium als Leitungsgremium der evangelischen Kirche treffen die gewählten Mitglieder, drei Pfarrer und zwei Mitarbeiter-presbyter demokratische Entscheidungen über alle Dinge, die die Gemeinde betreffen: „Und zwar einmütig, so dass die unterlegene Seite eine Lösung mittragen kann“, erklärt Pfarrerin Maike Neumann. Während bei den katholischen Glaubensgeschwistern eine hierarchische Struktur vorherrscht und die Entscheidungshoheit immer beim Pfarrer liegt, hat im Presbyterium jede Stimme das gleiche Gewicht.
Mit Rainer Geisel und Gyopar Berk-sipos sind zwei neu gewählte Presbyter dabei, die motiviert in ihr zunächst vierjähriges Engagement gestartet sind. Zwei monatliche Treffen – in Corona-zeiten als Videokonferenz und inzwischen unter Wahrung der Abstands- und Hygieneregeln – haben sie schon absolviert. Rainer Geisel war bereits vier Jahre lang als Gemeindemitglied im Bauausschuss beratend tätig: „Hier habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht“, erzählt der 53-jährige Tischler und Vater von vier Kindern. Er war an Entscheidungen über Anschaffung einer neuen Heizung und
Instandhaltungen wie Dachsanierung und Elektroreparaturen beteiligt. Diese Arbeit empfand er als „sehr fruchtbar“, zudem fühlt er sich in der Gemeinde äußerst wohl. So zögerte er nicht lange, als er mehrfach für eine Kandidatur zum Presbyterium vorgeschlagen wurde. Über seine Wahl hat er sich sehr gefreut – und er kann der Gemeinde auch damit etwas zurückgeben. Inzwischen wurde er zum Baukirchmeister ernannt und ist damit für den Unterhalt und Pflege aller Gebäude und deren Inventar zuständig: „Der Zeitaufwand wird sich noch herausstellen“, meint er.
Gyopar Berk-sipos wird ihr Augenmerk auf Kinder- und Jugendarbeit legen und ein gutes Angebot unterstützen, damit die Jugendlichen auch nach der Konfirmation die Gemeinde mittragen. Die 46-jährige promovierte Ernährungswissenschaftlerin und dreifache Mutter ist seit sechs Jahren als Lektorin in der Lukaskirche aktiv. Außerdem bereitet sie die jährlichen „Mirjam-gottesdienste“(Kirche in Solidarität mit Frauen) mit vor und die „Sing- and Pray“-abende. Ihre Kandidatur hat „sie sich länger durch den Kopf gehen lassen“und dann positiv beschieden. Sie ist nun Mitglied der
Ausschüsse Theologie, Kirchenmusik und Jugend. Berk-sipos erwartet ihre neuen Aufgabe mit Freude: „Ich werde meine Gaben und Fähigkeiten einbringen und mithelfen, dass die Gemeinde eine geistliche Heimat für Gottsuchende wird.“
Pfarrerin Maike Neumann hat nur positive Erfahrungen mit Presbytern gesammelt: „Es ist gut, dass Menschen ihre unterschiedlichen Kompetenzen einbringen und die Breite der Gemeinde spiegeln.“Engagierte Christen wie Rainer Geisel und Gyopar Berk-sipos werden dem Zelt Gottes unter den Menschen wieder stabilere Stangen verleihen.