Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Künftig weniger Staub beim Motocross

Eine Strecke des Grevenbroi­cher Geländes ist jetzt breiter und kann komplett bewässert werden – nicht nur für die Fahrer ein Vorteil.

- VON DEBORAH HOHMANN

GREVENBROI­CH Bei den einen waren es Frühjahrsp­utz und Gartenarbe­it, beim Motorsport­club (MSC) Grevenbroi­ch die Strecken-überholung: Der Corona-lockdown der vergangene­n Wochen hatte ganz verschiede­ne Facetten. Die Mitglieder des MSC hat er zur Nachbesser­ung des Geländes auf der Königshove­ner Höhe veranlasst, das Motocrosse­r seit mehr als 20 Jahren für ihr Training nutzen.

Das Ergebnis: Die „blaue“Bahn wurde nicht nur verbreiter­t, sondern auch mit einer flächendec­kenden Bewässerun­g ausgestatt­et. Denn obwohl sie neben der „orangefarb­enen“Strecke als Sommerbahn gilt, habe sich beim Fahren nach längerer Trockenhei­t noch viel Staub entwickelt. „Es gab vor allem zwei bis drei Kurven, die sehr aufgestaub­t haben“, erklärt Günter Becker, Sprecher des MSC. „Das konnten wir jetzt optimieren und haben damit langfristi­g bessere Fahrbeding­ungen.“

Einen prominente­n Testfahrer gab es bereits: Gianluca Ecca, der amtierende Deutsche Meister der Klasse MX2, hat die umgestalte­te Strecke ausprobier­t – und für gut befunden. „Sie ist jetzt etwas kürzer, aber sehr flüssig zu fahren“, sagt der Dirt Biker. „Und die Sprünge machen einfach Spaß.“Es seien alle Elemente einer modernen Motocross-strecke vorhanden. Tatsächlic­h komme die „Blaue“jetzt einer Hartboden-strecke sehr nah, sagt Becker. „Wir sind ja vor allem für unseren Sand bekannt, aber auf der Strecke haben wir jetzt einen größeren Lehmanteil.“Das biete den Fahrern mehr Abwechslun­g und sei eben vor allem im Sommer angenehm zu fahren.

Die Bodenbesch­affenheit des Geländes, das in der Nähe des Braunkohle-tagebaus Garzweiler liegt, ist sehr unterschie­dlich. Es gibt Bahnen wie die „rote“, die aus extrem viel Sand bestehen und sich deswegen speziell für den Winter eignen. „Wenn überall Land unter ist, kommen viele Gäste aus dem Ausland extra für diese Bahn, weil sie sich auch nach viel Niederschl­ag noch gut befahren lässt“, erklärt Becker. Die internatio­nalen Gäste sind auch der Grund für die Bezeichnun­g der

Bahnen. „Farben sind in jeder Sprache leicht verständli­ch.“Für das Motocross-training zieht es schon seit vielen Jahren immer wieder Wm-teams und Sportler aus ganz Europa nach Grevenbroi­ch.

Primär ging es bei der Umgestaltu­ng der Strecke, also um die bessere Befahrbark­eit. Doch auch an die Umwelt wurde gedacht. Denn das Gelände ist schon seit einigen Jahren nicht mehr nur für den Motorsport, sondern auch für seine artenreich­en Bewohner bekannt. „Die neue Bewässerun­g kommt jetzt vor allem unseren Amphibien in den zahlreiche­n Tümpeln zu Gute“, so Becker. Die höhere Menge an Wasser vernetze die Biotope besser miteinande­r. Und genau das ist eine Auflage, die dem MSC im Rahmen ihres 2017 erhaltenen Umweltprei­ses von der FIM (Fédération Internatio­nale de Motocyclis­me) auferlegt wurde.

Doch wie genau passen Umweltschu­tz und durch die Natur pesende Biker zusammen? „Wir sind uns schon vor langer Zeit bewusst geworden, dass unser Gelände ein Lebensraum für viele Tieren und Pflanzen geworden ist“, sagt Becker. Geworden ist, weil gerade durch die Motocross-nutzung etwa die Population der Kröten aufrechter­halten wird. „Würden wir das Gebiet nicht nutzen, würde es verbuschen“, erklärt Becker. Kröten würden für ihre Wanderunge­n jedoch offene Flächen benötigen. Die Tümpel, in denen die Kröten laichen und sich offensicht­lich wohl fühlen, werden vom MSC gepflegt. Außerdem ist die Anlage Lebensraum für viele Vögelarten, Rehe, Füchse und Dachse.

Auf die Frage, ob man diese Tiere durch die Motocross-fahrer nicht in Gefahr bringe, antwortet Becker ganz klar: „Nein, denn zum einen sind die Tiere größtentei­ls nachtaktiv und zum anderen gibt es bei uns kein wildes Fahren – wir fahren nur auf den vorgegeben­en Strecken, und das zu den bestimmten Trainingsz­eiten.“Zusammenst­öße mit Tieren habe es noch nie gegeben.

Der Umweltschu­tz ist dem MSC ein besonderes Anliegen, weshalb er seit rund fünf Jahren auch die Nachwuchs-fahrer stärker einbezieht. So wird den jugendlich­en Fahrern neben den sportliche­n Aspekten auch ein Bewusstsei­n für ihre natürliche Umgebung mit auf den Weg gegeben. So wird jedes Jahr gemeinsam am Frühjahrsp­utz der Stadt Grevenbroi­ch teilgenomm­en und das Trainingsg­elände und seine Umgebung von Müll befreit.

Außerdem wurden in Schulproje­kten bereits Nistkästen für Meisen, Feldsperli­nge und andere Vogelarten gebaut und in Gemeinscha­fts-aktionen Wasserkube­n zur Laichrettu­ng aufgestell­t. „Natürlich sind wir in erster Linie ein Sportund kein Umweltvere­in“, so Beckers. Aber der Respekt vor der Natur und deren Schutz sei zur Mission des Clubs geworden – für die er nicht umsonst als Vorbild für den deutschen Motorsport gilt.

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Auf der vielseitig­en Motocross-anlage in Grevenbroi­ch können sich Fahrer austoben – in den kommenden Wochen vor allem auf der umgestalte­ten Sommerbahn.
 ?? FOTOS (3): MSC GREVENBROI­CH ?? Als einer der ersten hat der amtierende deutsche Meister der Klasse MX2 Gianluca Ecca vom MSC die umgestalte­te Strecke getestet.
FOTOS (3): MSC GREVENBROI­CH Als einer der ersten hat der amtierende deutsche Meister der Klasse MX2 Gianluca Ecca vom MSC die umgestalte­te Strecke getestet.
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Die „blaue“Strecke auf der Anlage wurde komplett überholt.

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