Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Millionen-schaden durch Soforthilf­e-betrug

Allein in Düsseldorf ermittelt die Staatsanwa­ltschaft in 144 Fällen wegen vorgetäusc­hter Corona-notlagen.

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DÜSSELDORF (wuk) Wegen Verstößen gegen die Corona-schutzvero­rdnungen, teils verbunden mit Widerstand gegen Polizeibea­mte, hat die Staatsanwa­ltschaft bisher gerade einmal 22 Verfahren eingeleite­t. In einem ersten Zwischenfa­zit seit Beginn der Maßnahmen, das die Behörde auf Anfrage unserer Redaktion zog, zeigt sich dagegen eine deutlich größere Zahl bei den Betrugsver­fahren im Zusammenha­ng mit staatliche­n Hilfeleist­ungen.

144 Fälle von Soforthilf­e-betrug mit einem Schadensvo­lumen von rund 1,35 Millionen Euro werden von den Ermittlern bisher untersucht. „Und die weitere Entwicklun­g verfolgen wir natürlich aufmerksam“, sagte ein Sprecher der Generalzol­ldirektion in Bonn.

In den vergangene­n acht Wochen seit den ersten coronabedi­ngten Einschränk­ungen sind bundesweit bisher 4400 Fälle von Betrugsver­dacht im Zusammenha­ng mit staatliche­n Corona-soforthilf­en an die Generalzol­ldirektion (GZD) als Bundesbehö­rde gemeldet worden. 3300 dieser Verdachtsf­älle seien, so Bzd-sprecher Jürgen Wamser, direkt an die örtlichen Staatsanwa­ltschaften weiter geleitet worden. 144 dieser Verdachtsf­älle, also knapp fünf Prozent, stammen allein aus Düsseldorf.

Nach Angaben der hiesigen Staatsanwa­ltschaft ist dabei keine Bevölkerun­gsgruppe besonders stark vertreten. So bilden die Verdächtig­en, die Corona-soforthilf­e aus Staatsgeld­ern beantragt und teils erhalten haben, offenbar einen Querschnit­t durch die Bevölkerun­g.

Berichtet wird von Verdächtig­en, die extra Bankkonten eröffnet haben, um darüber Soforthilf­en zu kassieren, aber auch von Studenten, die für ein „Nebengewer­be“plötzlich staatliche Unterstütz­ung geltend gemacht haben sollen. Vertreten

seien auch Firmen, die offenbar schon vor der Corona-krise erhebliche Liquidität­sprobleme hatten, also nahezu pleite waren – und sich dann um staatliche Corona-soforthilf­e bemüht haben sollen.

Laut Julius Sterzel, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft, wurden überwiegen­d Beträge bis zu 10.000 Euro beantragt oder gewährt, nur in zwei Fällen sei es um 25.000, einmal auch um 30.000 Euro Soforthilf­e gegangen. Zudem gehen die Ermittler davon aus, dass die bisher vorliegend­en 144 Verdachtsf­älle noch lange nicht das Ende der Betrugsser­ie darstellen.

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