Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Mehr als 100 Infizierte nach Gottesdienst in Frankfurt
FRANKFURT (epd) Im Umfeld einer baptistischen Gemeinde in Frankfurt haben sich zahlreiche Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. „Stand jetzt haben sich mindestens 107 Personen mit Wohnsitzen in Frankfurt und drei weiteren hessischen Landkreisen infiziert“, teilte der hessische Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) am Sonntagnachmittag mit. Die Gesundheitsämter vor Ort hätten die Kontaktpersonennachverfolgung unmittelbar aufgenommen, das Land stehe mit ihnen in enger Verbindung. Gegebenenfalls würden Quarantänemaßnahmen ergriffen, um mögliche Infektionsketten zu unterbrechen.
„Diese Situation zeigt, wie wichtig es ist, dass wir alle – gerade während der Lockerungen, die jetzt wieder möglich gemacht werden – wachsam bleiben und nicht leichtsinnig werden“, sagte Klose. „Das Virus ist weiterhin da und will sich verbreiten. Unser bester gemeinschaftlicher Schutz ist das Einhalten der Hygiene-, Abstands- und Mundnasen-schutz-regeln.“
Viele der Menschen haben sich nach Angaben des Frankfurter Gesundheitsamtes bei einem Gottesdienst vor zwei Wochen in der Baptistengemeinde angesteckt und später das Virus an Angehörige und Freunde weitergegeben.
Mindestens 16 der infizierten Personen stammen aus Hanau. Als Reaktion
verboten die Stadtverwaltung und der Main-kinzig-kreis ein für Sonntag in einem Hanauer Stadion geplantes Fastengebet muslimischer Institutionen zum Ende des Ramadans. Angesichts der jüngsten Entwicklungen beim Infektionsgeschehen in Hanau sei das Risiko zu groß, begründete Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) den Beschluss.
Der stellvertretende Vorsitzende der Frankfurter Evangeliums-christen-baptisten-gemeinde, Wladimir Pritzkau, sagte, der Gottesdienst sei am 10. Mai gewesen. Wie viele Menschen daran teilgenommen haben, könne er nicht mehr sagen. Die meisten der infizierten „Geschwister“seien zu Hause, einige wenige Betroffene befänden sich im Krankenhaus. Er könne sich den Corona-ausbruch nicht erklären, sagte Pritzkau, denn die Hygiene- und Abstandsregeln seien eingehalten worden. Als Konsequenz habe die Gemeinde alle Versammlungen im Bethaus abgesagt.
Über den Fall hatte zuerst die „Frankfurter Rundschau“berichtet. Der stellvertretende Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts, Antoni Walczok, hatte im Gespräch mit der Zeitung von einem „sehr dynamischen Geschehen“gesprochen. Gleichzeitig betonte er, dass die Gemeinde nichts Illegales unternommen habe.