Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Der schwierige Neustart beim Reisen
Der Flughafen Köln-bonn und Eurowings zeigen, welche Regeln künftig für Passagiere am Boden und in der Luft gelten. Derweil verschiebt die Bundesregierung die Entscheidung über das Ende der Reisewarnung.
KÖLN/BERLIN Die Ferienzeit 2020 wird deutlich beschwerlicher und holpriger als im vergangenen Jahr. Das bestätigte sich am Mittwoch doppelt: In Köln präsentierten der Flughafen und die Lufthansa-tochter Eurowings, wie Passagiere künftig den Luftverkehr in Corona-zeiten erleben werden. Das Wichtigste: Alle Abläufe dauern länger. In der Kabine und im Flughafen müssen die Reisenden Mund-nasen-schutz tragen. In den Warteräumen dürfen nie zwei Fremde nebeneinander sitzen, im Flugzeug aber dann doch.
Komplizierte Formulare müssen bei der Einreise in manche Länder ausgefüllt werden. Es kann auch dazu kommen, so eine weitere Auskunft, dass Fieber bei der Ankunft im Ausland gemessen wird. Wer infiziert ist, muss gleich wieder zurückfliegen. Eurowings-chef Jens Bischof ist trotzdem optimistisch: „Die Menschen wollen reisen. Darum starten wir nun neu.“
Gleichzeitig bestätigte sich, wie schwer sich die Bundesregierung damit tut, die allgemeine Reisewarnung ab dem 15. Juni für alle Eu-länder sowie einige vergleichbare Staaten wie die Schweiz aufzuheben. Außenminister Heiko Maas (SPD) wollte dies eigentlich entscheiden lassen. Doch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) trat auf die Bremse und warnte weiter vor Reisen nach Frankreich und Italien. Nun soll eine Entscheidung am Mittwoch nächster Woche fallen, die Branche ist enttäuscht: „Das ist eine verheerende Botschaft für die 26 Millionen Beschäftigten in der europäischen Reise- und Tourismusindustrie“, sagt Matthias von Randow, Chef des Bundesverbandes der Luftfahrtindustrie (BDL). Das sei das völlig falsche Signal für die vielen Menschen, die nach langer Zeit wieder ihre Freunde besuchen oder in den Urlaub fliegen wollen.“
Dabei ist klar, dass ohne ein Ende der allgemeinen Reisewarnung der Tourismus nur langsam wieder in Schwung kommen kann. Sie bedeutet zwar kein Verbot, in die betreffenden Länder zu fahren, ist aber eine dringende Empfehlung und führt insbesondere zum Stornieren von Pauschalreisen. Das Auswärtige Amt will statt der pauschalen Regelung Hinweise für einzelne Länder
veröffentlichen. Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), findet das vernünftig: „Basis für die Diskussion über die Aufhebung von Reisewarnungen sollte das tatsächliche Infektionsgeschehen sein – und nicht innenpolitische Überlegungen.“
Dabei versuchen die Reiseunternehmen und die Bundesregierung, klare Regeln für den einen verantwortungsvollen Tourismus festzulegen. So sollen Hygieneregeln für Hotels vereinbart werden, ebenso Vorgaben für Registrierungen, um im Fall einer Infektion Kontakte nachverfolgen zu können. Es könnte sein, dass Reisen nur zu Zielen empfohlen werden, die keine deutlich schlechtere Infektionslage haben als Deutschland. Da würden Griechenland, Portugal und auch Mallorca gut abschneiden.
In den Hotels müssen sich die Gäste auf eingeschränkten Service einstellen. So könnte Kinderbetreuung ausfallen, eine Disco gibt es nicht, der Pool darf nur von einigen Gästen gleichzeitig genutzt werden, am Strand herrscht Abstandsgebot, Ausflüge fallen aus oder finden nur in Kleingruppen statt. „Da können im Zweifelsfall Reisemängel geltend gemacht werden“, sagt Robert Bartel von der Verbraucherzentrale Brandenburg. Die Tui will jedoch keinen Preisnachlass auf gebuchte Reisen geben. Die Einschränkungen hingen mit den behördlichen Auflagen zusammen und seien nicht selbst verschuldet, so Tui. Aber Kunden könnten auf einen späteren Termin umbuchen.
Wie ernst die Lage ist, zeigt sich auch beim Flughafen Köln-bonn. Nicht einmal fünf Abflüge am Tag zeigt die Informationstafel derzeit. Vor Corona waren es 250 am Tag, berichtet Johan Vanneste, Vorsitzender der Geschäftsführung des Airports. Nun hofft er bis Ende Juni auf ein langsames Hochfahren insbesondere von Eurowings als größter Airline in Köln und in Düsseldorf. Im Juli rechnet er nur mit einem Zehntel der früheren Passagierzahl. Das habe einen Vorteil: „Wir können die Passagiere besser verteilen.“
Der Airport hat am Eingang einen Automaten aufgestellt: Für 2,50 Euro gibt es eine Schutzmaske inklusive kleinem Kunststoffbeutel, um Cremes darin einzupacken.