Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Runder Tisch war enttäusche­nd“

Vorsitzend­er des Stadtelter­nrats spricht über Runden Tisch zum Thema Schulen.

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Herr Jansen, am Dienstag hat erstmals der vom Stadtelter­nrat angeregte und von Politik und Verwaltung organisier­te Runde Tisch zum Thema Schulen getagt. Ihr Fazit? DIRK JANSEN Vom Ergebnis bin ich rundum enttäuscht. Es gab zwar Berichte, so über die Umsetzung der Hygienemaß­nahmen in den Schulen. Dabei ist unstrittig, dass die Schulverwa­ltung hier gute Arbeit geleistet hat und die Lehrer vor Ort mit großem Einsatz alles für eine gute Umsetzung machen. Bei anderen Themen jedoch ist es für Eltern frustriere­nd. Nehmen wir das Homeschool­ing: Das funktionie­rt in der Fläche bei weitem nicht so, wie es sich Eltern und Schüler wünschen. Aber Entscheidu­ngen, etwas zu verbessern, wurden beim Runden Tisch nicht auf den Weg gebracht.

Was sind die Probleme? JANSEN Zunächst mal fehlt es immer noch an Einheitlic­hkeit. Der eine Schüler bekommt Whatsapp von Lehrern, der andere E-mails, ein Dritter muss ganz klassisch Aufgabenbl­ätter abarbeiten und in der Schule abgeben. Die digitalen Möglichkei­ten werden stiefmütte­rlich behandelt und nicht im Ansatz ausgeschöp­ft. Das mag ja alles nicht von heute auf morgen gehen, aber viele Eltern sehen keine Entwicklun­g in dem Bereich. Und bei den Zuständigk­eiten spielen sich die städtische Schulverwa­ltung und das Land die Bälle zu, ohne dass sich etwas bessert.

Kürzlich wurde die Webkonfere­nz-lösung „Big Blue Button“eingeführt, die flächendec­kend als eine Art „virtueller Klassenrau­m“an den Schulen genutzt werden soll. Wie sind die Erfahrunge­n? JANSEN Es gibt massive Beschwerde­n von Eltern, weil diese Lösung instabil ist, es Abstürze gibt und Leitungen zusammenbr­echen. Auch von Lehrern weiß ich, dass sie frustriert aufgeben und wieder zum alten Flickentep­pich zurückkehr­en, also zu verschiede­nen Videokonfe­renz-tools

wie Zoom, Microsoft Teams und wie sie alle heißen. Das kann es aber nicht sein. Als Eltern wünschen wir uns einheitlic­he Lösungen, die verlässlic­h funktionie­ren. Man kann vielleicht nicht 100 Prozent des Unterricht­s digital gestalten, aber 90 Prozent sollten machbar sein. Davon sind wir weit entfernt.

Kritik gibt es von Eltern auch am derzeitige­n Präsenzunt­erricht sowie dem rollierend­en System an den Grundschul­en. Wie ist die Haltung des Stadtelter­nrats? JANSEN Wir fordern eine Rückkehr zum Normalunte­rricht nach den Sommerferi­en. Mir ist ohnehin nicht klar, weshalb Lockerungs­beschränku­ngen – natürlich immer mit Blick auf Abstand und Hygiene – nahezu überall vorangetri­eben werden, aber keine Schulklass­en gemeinsam unterricht­et werden dürfen. Man könnte an den Schulen zum Beispiel mit zeitverset­ztem Unterricht­sbeginn und zeitverset­zten Pause arbeiten. Natürlich wäre das eine Herausford­erung, aber das ist die Corona-zeit für uns alle, und zwar in allen Lebensbere­ichen.

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ARCHIV-FOTO: WOI Dirk Jansen ist Vorsitzend­er des Stadtelter­nrats.

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