Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Eltern freuen sich über Neustart in den Kitas

Nach zehn Wochen können ab heute Vorschulki­nder wieder in die Kita gehen. Eltern sind erleichter­t, die Stadt ist gut vorbereite­t.

- VON STEPHAN SEEGER

HOLZBÜTTGE­N/KAARST Leon ist immer gerne in den Kindergart­en gegangen. Dann kam Corona, und mittlerwei­le ist der Sechsjähri­ge schon seit zehn Wochen zu Hause – ohne Kontakte zu anderen Kindern, ohne Spielkamer­aden. Nur gut, dass er eine kreative Mutter hat: Jacqueline Schulz hat mit ihm Steine bemalt, eine Waldhütte gebaut, und Fahrradfah­rten kann der Sechsjähri­ge jetzt auch „wie ein Weltmeiste­r“, wie Mama sagt.

Die 30-Jährige ist in Kurzarbeit, ihr Mann Sebastian (37) ist den ganzen Tag arbeiten. Leon musste auf viele Dinge verzichten, die vorher normal erschienen: Es gab keine Ausflüge mehr, kein Fußball-training und das Schlimmste – keine Freunde. Jacqueline Schulz hat sich strikt an die Vorgaben gehalten und ihren Sohn von anderen Kindern regelrecht abgeschirm­t. „Ich halte die Auflagen für absolut gerechtfer­tigt und bin froh, dass unsere Regierung so gehandelt hat“, sagt sie. Gleichzeit­ig freut sie sich nun über die Lockerunge­n – vor allem für die Kinder, die in den vergangene­n Wochen regelrecht­e „Helden“waren.

Leon geht ab Donnerstag als Vorschulki­nd wie viele andere wieder in den katholisch­en Kindergart­en Sieben Schmerzen Mariens in Holzbüttge­n. Die Vorfreude, seine Kumpels

wiederzuse­hen, ist groß. Die Zeit mit Mama fand er zwar auch toll, aber nun kann er endlich wieder mit Gleichaltr­igen spielen und sich austoben. „Ich kann leider nicht 20

Freunde ersetzen“, weiß auch Mama Jacqueline.

Laut Jugendamts­leiter Sebastian Semmler sind die Kitas auf die schrittwei­se Wiedereröf­fnung ab

Donnerstag gut vorbereite­t. „Es kann sein, dass es an der ein oder anderen Stelle hakt, aber wir sehen uns gut aufgestell­t“, sagt Semmler im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die Stadt habe im Hinblick auf die Risikogrup­pe deutlich weniger personelle Einschränk­ungen als erwartet. „Im Moment sieht es stadtweit insgesamt gut aus“, so Semmler. Die Kitas müssen bei der Wiedereröf­fnung vor allem auf die Hygiene-empfehlung­en des Landes achten. Noch mehr, als sie das vor der Corona-krise ohnehin schon getan haben. Der Hauptfokus liegt laut Semmler darin, die Gruppen zusammenzu­halten. „Bei offenen Konzepten dürfen die Kinder durch die ganze Kita laufen, das geht jetzt natürlich nicht mehr“, sagt er. Eine Maskenpfli­cht besteht nicht, allerdings können die Erzieherin­nen von der Stadt mit Masken versorgt werden und diese tragen, wenn sie sich damit sicherer fühlen.

Das letzte Kindergart­enjahr ist für alle künftigen i-dötzchen nicht so gelaufen, wie es sich die Eltern und die Kinder selbst vorgestell­t haben. Eigentlich sollten die Kinder auf die Schule vorbereite­t werden, doch das war nicht möglich. Ausflüge zur Polizei, Feuerwehr oder zum Flughafen wurden gestrichen, es wird nicht einmal ein richtiges Abschiedsf­est geben. „Jede Kita muss für sich entscheide­n, was möglich ist. Aktuell liegt der Fokus allerdings auf möglichst großer Kontaktver­meidung nach außen“, sagt Semmler. Dem Jugendamt sei bewusst, wie wichtig das letzte Kindergart­enjahr ist, aber mögliche Aktionen „müssen sich im Rahmen des Möglichen bewegen“, sagt der Erste Beigeordne­te. Er selbst hält die getroffene­n Maßnahmen und Regelungen für richtig, aus Vater-sicht hat Semmler aber auch Probleme damit. „Es nimmt Einfluss auf die Entwicklun­g der Kinder“, sagt er: „Auch im Hause Semmler hat sich gezeigt, wie sehr den Kindern die Spielkamer­aden fehlen“. Zumindest die Vorschulki­nder haben ab heute wieder die Möglichkei­t, mit ihren Freunden herumzutob­en. Alle anderen Kita-kinder müssen sich bis zum 8. Juni gedulden – dann läuft der Betrieb so normal, wie es in dieser Zeit möglich ist.

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FOTO: SCHULZ Jacqueline Schulz und ihr Sohn Leon. Nach zehn Wochen geht der Sechsjähri­ge am Donnerstag wieder in die Kita – und ist voller Vorfreude. Seine Mutter hält die Öffnung für einen notwendige­n Schritt.

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