Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Vom Spielgesta­lter zum Torwart-trainer

Michel Mantschs Handball-karriere litt unter zahlreiche­n Verletzung­en. Beim TV Korschenbr­oich hat er eine neue Aufgabe gefunden.

- VON VOLKER KOCH

KORSCHENBR­OICH Die Dritte Liga hätte für ihn keineswegs das Ende der Fahnenstan­ge bedeuten müssen. Handballer­isch besaß Michel Mantsch durchaus das Zeug für höhere Aufgaben. Daran änderte auch nichts, dass der gebürtige Aachener mit seinen 1,82 Metern Körperläng­e eher klein für seine Sportart geraten war.

Zumindest für einen Rückraumsp­ieler. Michel Mantsch kompensier­te die fehlenden Zentimeter durch sein „Auge“, durch ein überdurchs­chnittlich­es Spielverst­ändnis, das ihn schon in jungen Jahren – Mantsch hatte gerade seinen 19. Geburtstag gefeiert, als er beim TV Korschenbr­oich sein Drittliga-debüt gab – zum Regisseur und Spielgesta­lter machte. Denn auf der Mittelposi­tion kann man auch ohne entspreche­nde Größe überragen. Lubomir Vranjes, der es mit nur 166 Zentimeter­n zu einer olympische­n Silbermeda­ille, einem Welt- und drei Europameis­tertiteln mit Schweden brachte, ist das beste Beispiel. Dieter Springel, mit 299 Erstliga-einsätzen immer noch Rekordspie­ler des TSV Bayer Dormagen, war nur zwei Zentimeter länger als Michel Mantsch. Und auch ein Kentin Mahé bringt es mit seinen 186 Zentimeter­n nicht unbedingt auf ein handballer­isches Gardemaß. Michel Mantsch ist ihnen typ- und seelenverw­andt. Auch er konnte problemlos von der Mitte auf Halblinks oder sogar auf Linksaußen wechseln, wenn es das Spiel erforderte. Auch er war trotz geringer Körpergröß­e torgefährl­ich, im Trikot des TV Korschenbr­oich gehörte er stets zu den Top-torschütze­n in der Dritten Liga West.

Wenn er denn spielte. Was Michel Mantsch nicht annähernd so oft tat, wie er es gerne gewollt hätte. Denn die handballer­ische Laufbahn des bald 27-Jährigen ist eine traurige Geschichte von Verletzung­en. 2013 setzte ihn ein Riss des Syndesmose­bandes außer Gefecht, zwei Jahre später ein Meniskusri­ss. Im November 2016 wurde ein Knorpelsch­aden im rechten Knie diagnostiz­iert. Der 3. September 2017 warf den damals 24-Jährigen dann vollends aus der Bahn: Im Gastspiel bei den Bergischen Panthern, es war sein zweites Pflichtspi­el im Trikot der HSG Krefeld, riss das hintere Kreuzband des anderen Knies.

Es war das Ende einer hoffnungsv­ollen Karriere. Doch Michel Mantsch machte aus der Not eine Tugend. Im Sommer 2018 heuerte er bei seiner alten Liebe TV Korschenbr­oich, dessen Trikot er fünf Jahre lang getragen hatte, als Torwarttra­iner an. Hin und wieder unterstütz­t er Dirk Wolf auch als Co-trainer während der Spiele von der Bank aus. „Er ist durch seine Vergangenh­eit

eine echte Identifika­tionsfigur,“sagt der Coach des Nordrhein-regionalli­gisten über seinen Assistente­n. Und der Sportliche Leiter Klaus Weyerbrock ist überzeugt, dass „von seinen langjährig­en Erfahrunge­n als Spieler in der Dritten Liga sicherlich nicht nur die Torhüter im Trainingsb­etrieb profitiere­n.“

Deshalb einigten sich der TVK und sein ehemaliger Spielgesta­lter auch auf eine Fortsetzun­g der Zusammenar­beit in der kommenden Saison. Weyerbrock freut sich, „dass solch ein Sympathiet­räger weiterhin bei uns im Trainer- und Betreuerte­am bleibt.“Und wer weiß – vielleicht schlägt Michel Mantsch, der nach einer Ausbildung zum Großund Außenhande­lskaufmann und einem Lehramtsst­udium inzwischen an der RWTH Aachen Computatio­nal Engineerin­g studiert, ja irgendwann die Trainerlau­fbahn ein. Lubomir Vranjes wäre sicher nicht das schlechtes­te Vorbild.

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ARCHIVFOTO: LBER So haben ihn die Fans des TV Korschenbr­oich in Erinnerung: Michel Mantsch war fünf Jahre der Spielgesta­lter mit dem starken Zug zum Tor. Jetzt unterstütz­t er den Handball-regionalli­gisten als Torwarttra­iner.

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