Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Erzieher machen die Kitas startklar
Ab heute kommen die Vorschulkinder, am 8. Juni geht dann der eingeschränkte Regelbetrieb in den Kindertagesstätten wieder los. Für viele ein Segen, für die Fachkräfte eine Herausforderung, auch in Dormagen.
DORMAGEN Ab heute sollen die Vorschulkinder wieder in die Kitas in Nordrhein-westfalen gehen können, ab dem 8. Juni öffnen die Kindertagesstätten wieder im „eingeschränkten Regelbetrieb“, und auch in die 60 Dormagener Kindertagesstätten kehrt dann das Leben wieder vollständig zurück. Für die Erziehungskräfte ist das eine enorme Herausforderung. Denn es gibt nicht etwa wie bei den Schulen eine stufenweise Wiederaufnahme des Betriebs – alle Kinder kommen gleichzeitig zurück und sollen jeden Tag betreut werden. Die einzige Einschränkung: Der Stundenumfang der Betreuung wird geringfügig reduziert. „Die meisten Verträge umfassen 45 oder 35 Stunden, manche wenige auch 25 – alle werden um jeweils zehn Stunden pro Woche reduziert“, erklärt Hans Werner Wenzel, Vorsitzender des Evangelischen Sozialwerks Dormagen, Träger von acht Kitas. Er verdeutlicht: Kinder, die normalerweise sieben Stunden am Tag betreut werden, sind also ab dem 8. Juni nur noch fünf Stunden in der Einrichtung – an der Gruppenstärke ändert das jedoch nichts.
So kehren auch die 90 Kinder der Hackenbroicher Villa Kunterbunt, eine der größten Einrichtungen des Evangelischen Sozialwerks, in ihre üblichen vier Gruppen zurück. Abstand halten und Hygieneregelungen werden mit dem Kita-alltag schwer vereinbar sein. „Trotzdem versuchen wir natürlich unser Bestes und freuen uns auf die Kinder“, sagt Leiter Detlef Prill. Die Einrichtung beherbergt nicht nur Kleinkinder, sondern in einem angeschlossenen Hort auch schulpflichtige Kinder, teilweise aus dem Jugendhilfe-bereich. „Es gibt Familien, in denen es schwierig ist, es gibt Familien, die auf 70 Quadratmetern mit zwei Erwachsenen und drei Kindern leben, ohne Balkon oder Garten“, sagt Prill. Für diese Kinder sei es allerhöchste Zeit, wieder in die Betreuung zurückzukehren.
Trotzdem sei natürlich auch die Sorge vor einer Ansteckung da. „Den Erziehern wird derzeit einiges abverlangt“, sagt Prill. Der Pädagoge zählt mit 63 Jahren zu der Gruppe, die es vor dem Virus besonders zu schützen gilt. Er erledigt mehr Organisationsaufgaben im Büro, an die er als Leiter von zwei Einrichtungen und Fachberater ohnehin gebunden ist. Auch andere Risikogruppen-angehörige sollen weniger direkten Kontakt mit den Kindern haben und anderweitig unterstützen.
An den Wänden der Kitas hängen jetzt bebilderte Hygienevorschriften,
vor den Eingängen sind Bodenmarkierungen angebracht, damit Eltern und ihre Kinder beim Bringen und Holen Abstand halten. „Die Kinder werden unterschiedlichen Eingängen zugeteilt, damit es sich nicht ballt, außerdem werden die Eltern gebeten zu klingeln – wir nehmen die Kinder dann in Empfang, ohne dass die Eltern die Kitas betreten“, erklärt Hans Werner Wenzel. Außerdem würden die Draußen-zeiten strikt eingeteilt. „Früher hieß es bei schönem Wetter für alle: Ab nach draußen – das geht jetzt nicht mehr.“In manchen Kitas gebe es Zeitpläne, andere wie etwa die evangelische Kita „Arche Noah“ in Zons hat ihren Außenbereich mit Flatterband unterteilt, so dass mehrere Gruppen getrennt voneinander und trotzdem gleichzeitig draußen spielen können. Detlef Prill strebt die möglichst beste Lösung an. Wie es aber letztlich funktionieren wird, müsse man abwarten.
Auch die Stadt bereitet sich auf den Regelbetrieb in den städtischen Kitas vor. „Die Stadt Dormagen wird die sehr umfangreichen Unterlagen, die das Familienministerium am Mittwoch zur Verfügung gestellt hat, jetzt sehr sorgfältig sichten und dann – sofern das nicht ohnehin schon passiert – umsetzen“, erklärte Stadtsprecher Max Laufer.