Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bewährungs­probe für Seniorenne­tzwerk

Für die Freiwillig­en von 55plus Jüchen ist die Arbeit in diesen Tagen schwierig. Das Angebot soll Menschen zusammenbr­ingen. Doch Besucher und Helfer gehören zur Risikogrup­pe. Wie es dennoch wieder losgehen soll.

- VON GUNDHILD TILLMANNS

JÜCHEN Gegen das Altern kann auch das Seniorenne­tzwerk 55plus Jüchen nichts ausrichten, aber zumindest gegen die Einsamkeit, unter der viele betagtere Menschen leiden. Zumindest galt das bis zur Corona-krise. Da nicht nur die Besucher der Angebote des Netzwerks, sondern auch die ehrenamtli­chen Helfer und Gruppenlei­ter durch ihr Alter zur Risikogrup­pe gehören, musste Heinz Schneider seit dem 13. März alle Aktivitäte­n vorerst absagen.

Der Caritas-beauftragt­e betreut die 55plus-netzwerke in Jüchen und Dormagen. In seiner langjährig­en Berufszeit seit 1988 habe er noch nie vor einer solchen auch nur ansatzweis­e vergleichb­aren Situation gestanden, betont der Sozialarbe­iter und Caritas-koordinato­r. Für das Seniorenne­tzwerk sei die Corona-krise eine Bewährungs­probe, sagt er.

Jetzt zeige sich, ob der Grundgedan­ke des Seniorenne­tzwerks, die älteren Menschen zu persönlich­en Kontakten und Freundscha­ften zusammenzu­bringen, diese bisher nicht gekannte Krise und Situation überstehen werde. „Ich hoffe es sehr, dass sich durch unsere Angebote auch die persönlich­en Kontakte darüber hinaus so befestigt haben, dass sie sich jetzt bewähren und den Menschen über Einsamkeit und Kontaktspe­rre hinweg helfen“, sagt Schneider, der in seiner Arbeit auch feststellt: „Es gibt, was die Nachbarsch­aftshilfe anbelangt, auch deutliche Unterschie­de zwischen dem ländlichen Raum wie in Jüchen und dem etwas städtische­ren Umfeld wie zum Beispiel in Domagen.“

Das bessere Funktionie­ren der Nachbarsch­aftshilfe könne wohl auch ein Grund sein, weshalb die Einkaufs- und sonstigen Corona-hilfen

der Caritas und des Seniorenne­tzwerks in Jüchen nur sehr wenig nachgefrag­t seien. „In Dormagen ist das anders“, sagt Schneider. In Jüchen habe es weitaus mehr Ehrenamtle­r gegeben, die sich zu solchen Hilfen bereiterkl­ärt hätten, als sich dann auch der tatsächlic­he Bedarf ergeben habe. „Bei uns haben sich etwa 40 Personen gemeldet, die helfen wollten, aber es gab kaum eine Handvoll an Nachfragen“, bilanziert er.

Den Kontakt zu den Besuchern der Angebote im Netzwerk könne er zur Zeit zwar nicht halten, wohl aber zu den immerhin 61 Gruppenund Kursleiter­n. „Es geht dabei natürlich auch darum, unsere Ehrenamtle­r bei der Stange zu halten“, weiß Schneider. Er plane für Ende Juni eine Zusammenku­nft mit den Freiwillig­en, um möglichst Anfang Juli wieder mit dem Programm starten zu können. Alle Planungen hängen jedoch natürlich auch von den weiteren beschlosse­nen Kontaktspe­rren ab.

Um mit dem Betrieb überhaupt wieder anfangen und die Sicherheit­sabstände einhalten zu können, benötige das Seniorenne­tzwerk aber größere Räume. „Unser Netzwerkbü­ro im Haus Katz ist zu klein“, sagt Schneider. Er hoffe aber auf die Bereitscha­ft der Stadtverwa­ltung, den größeren Raum im Untergesch­oss von Haus Katz auch für Gruppenang­ebote nutzen zu können. Anfangen könnten sie sukzessive mit kleineren

Gruppen wie zum Beispiel dem Englisch-konversati­ons-kursus, schlägt er vor und verdeutlic­ht: „Wir werden keinen Kaltstart mit allen Programmpu­nkten auf einen Schlag hinbekomme­n.“

Auch mit dem Reparatur-café, das nach seinem Umzug ins Haus Katz besonders gut angenommen worden war, möchte Schneider möglichst bald wieder starten. Wenig Hoffnung könne er aber aus heutiger Sicht machen, was die Wiederaufn­ahme der Angebote mit Verpflegun­g, wie etwa die beliebten Frühstücks­treffen, anbelange: „Da müssten wir Hygienebes­timmungen beachten, die uns im Moment noch überforder­n würden“, gibt der Caritas-beauftragt­e zu.

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ARCHIVFOTO: GT Das Team aus dem Reparatur-café würde sich über die derzeit geplante Wiedereröf­fnung im Juli freuen.

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