Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kammerakademie auf Augenhöhe mit dem Solisten
Die Deutsche Kammerakademie (DKN) ist in die Stadthalle umgezogen und belebt dort die spröde Akustik.
NEUSS (Nima) „Wir freuen uns besonders, unsere neue Saison mit zwei Meisterwerken aus Mozarts Salzburger Zeit eröffnen zu können“: So begrüßte Christoph Koncz, der Chefdirigent der Deutschen Kammerakademie Neuss (DKN), die Zuhörer – nein, nicht im Neusser Zeughaus, seit Jahrzehnten Spielstätte des renommierten Orchesters, sondern in der Stadthalle, in die alle Konzerte der neuen Saison verlegt sind. Sie bietet mehr Platz, um in zwei aufeinander folgenden Konzerten auch bei geltenden Abstandsregeln alle Abowünsche erfüllen zu können, zudem bietet die Bühne ausreichenden Raum für die mit großem Abstand zueinander spielenden Musiker.
Beim Eröffnungskonzert war das
Kammerorchester zusätzlich mit je zwei Oboen, Fagotten und Hörnern erweitert. „Mehr als Mozart“lautete das Motto. Die „Sinfonie Nr. 33 B-dur“, die Wolfgang Amadeus Mozart 1779 in Salzburg schrieb und erst nach seinem Umzug nach Wien (1781) um einen vierten Satz „Menuett“ergänzte, spielte die DKN in allen technischen Finessen, gelegentlich sogar experimentell anmutend, glänzend und auch mit Bläsern in kammermusikalischer Feinheit. Die bedeutendste seiner Salzburger Sinfonien ist eine „außerordentlich subtile Kammersymphonie“, betont der in diesem Jahr verstorbene Musikhistoriker Ludwig Finscher. Dazu wurde sie auch in der spröden Akustik der Stadthalle, vornehmlich das Verdienst des Chefdirigenten Christoph
Koncz mit seinem stets freundlichen, aber sehr bestimmten und bestimmenden Dirigat.
Bei Mozarts „Konzert für Klavier und Orchester Nr. 9 Es-dur“brachte er die DKN zu einem auf Augenhöhe mit dem Solisten agierenden zuverlässigen Klangkörper. Wegen einer Namensverwechslung von Mozart-biographen wird dieses letzte und bedeutendste Salzburger Klavierkonzert (1777) auch als „Jeunehomme“-konzert bezeichnet. Der Mozart-interpret Alfred
Brendel spricht von diesem Klavierkonzert als „einem der größten Weltwunder“. Ein Wunder an musikalischer Originalität ist es allemal. Und vor allem verlangt es ein hohes Maß an Virtuosität.
Die extremen Ansprüche erfüllte ganz wunderbar der australische Pianist und Cembalist Kristian Bezuidenhout. Der Künstler mit südafrikanischen Wurzeln ist vornehmlich Spezialist für Alte Musik und als Partner und künstlerischer Leiter des Freiburger Barockorchesters wohlbekannt. Mozart spielt er meistens auf einem Hammerklavier. „Nur so hat diese Musik jene unerhört einnehmende Klangsinnlichkeit“, sagt er und brillierte aber auch auf dem modernen Flügel der Stadthalle.