Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Neusser ist im Filmgeschäft angekommen
Heute wird im ZDF der von Christopher Sassenrath mitproduzierte Film „Die Spur der Mörder“mit Heino Ferch gezeigt.
NEUSS Vier Jahre ist es her, dass Christopher Sassenrath seinen ersten Film „Kryo“auch in Neuss präsentieren konnte. Noch als Student an der Filmhochschule Ludwigsburg hatte er Eric Bouley kennengelernt – heute arbeiten beide als Produzenten und haben in Köln eine eigene Firma mit dem Namen „handwritten Pictures“gegründet.
Am heutigen Montag, fast ein Jahr nach der Erstausstrahlung bei Arte, wird Sassenraths Film „Die Spur der Mörder“im ZDF zur besten Sendezeit (um 20.15 Uhr) gezeigt. Der Film mit Heino Ferch, der erneut den Ermittler Ingo Thiel spielt, ist von Sassenraths Firma produziert worden – was in diesem Fall auch heißt, dass der gebürtige Neusser und Neu-kölner die Idee zum Drehbuch hatte.
Angelehnt sei die Figur an den ersten Film mit Thiel, die Geschichte heute wie damals zudem der Realität entnommen, erzählt der 28-Jährige. Denn der Kriminalhauptkommissar im „Fall Mirko“(Ferch in „Ein Kind wird gesucht“) ermittelt nun in Sachen Mafia-morde in Duisburg,
hatte aber im wirklichen Leben nichts damit zu tun.
Gedreht wurde unter auch in Neuss. Und die Idee dazu kam natürlich von Sassenrath. Als Produzent kümmern er und Bouley sich nicht nur um Kosten, sondern auch darum, die passenden Drehorte zu finden. Wobei auch dabei gilt: „Natürlich versucht man, die Kosten niedrig zu halten, viele Szenen also in Köln zu drehen.“Doch weil dort Wirte Ende 2018 nicht so recht wollten, fragte Sassenrath in Neuss nach.
Ein halber Abend vor dem Hotel Crowne Plaza, „zweieinhalb Abende und Nächte in und am Restaurant La Medusa sowie vor allem auf dem Rheinwallgraben, der zeitweise sogar vollgesperrt wurde“, sind dabei herausgekommen. Fast alle Szenen der Anfangssequenz, in der es mit tödlichen Schüssen und einer anschließenden Tatort-szenerie mit viel Blaulicht direkt spektakulär zur Sache gehe, seien in Neuss gedreht worden, erzählt Sassenrath. Geschrieben haben die Drehbücher in beiden Fällen die Autoren Fred Beinersdorfer und Katja Röder – was für Sassenrath durchaus normal ist. „Wir entwickeln vielleicht eine Idee“sagt er, „aber wir schreiben die Drehbücher nicht selbst.“Dafür werden Profis angefragt, mal von produzierenden Firmen, mal kommen Regisseure oder andere schon mit Namen an. „Um einen Stoff zu verwirklichen, muss man anfangen, einen zu entwickeln“, sagt Sassenrath, der zeitgleich mit der Firma immer mehrere Projekte in der Mache hat. „Man hält zehn Bälle in der Luft, um einen durchzubekommen“, sagt er ganz pragmatisch.
Rund zehn bis elf Stunden am Tag arbeitet er. Drei große Projekte hat die am Friesenplatz ansässige Firma schon gestemmt, bei zweien waren Sassenrath und Boley, die seit 2018 zur „Mutterfirma X-filme“gehören, Co-produzenten.
Christopher Sassenrath Filmproduzent
Aktuell arbeitet die Firma gerade an einer Serie, die zunächst bei Magenta TV, später auch in der ARD und bei Arte ausgestrahlt werden soll. „Wild Republic“wird sie heißen und von einer Gruppe jugendlicher Straftäter erzählen, die in die Alpen geflohen ist und dort eine neue Gesellschaft nach eigenen Gesetzen formt. Auch dort passiert ein Mord...
Die Serie wird auch von Nils Dünkers Firma Lailaps Pictures (mit dem Produzenten haben Sassenrath und Bouley schon bei den beiden Thiel-filmen zusammengearbeitet) in Koproduktion mit der Telekom, Arte, WDR, SWR und One produziert. Gefördert wird sie von der Film- und Medienstiftung NRW, dem FFF Bayern, dem German Motion Picture Fund und der IDM Südtirol.
45 Minuten soll jede Folge dauern, acht Teile sind geplant. „Eigentlich sollte die Serie schon Ende 2020 fertiggestellt sein“, sagt Christopher Sassenrath, aber wie überall habe das Coronavirus auch für einen Stopp der Dreharbeiten zu der Serie gesorgt. Zwei Monate hat das Team pausieren müssen, erst im Mai habe im Studio Köln weitergedreht werden können. Im Moment werde noch in Südtirol gedreht: „Bis alles fertig ist, wird es Frühjahr 2021 werden.“
Auch in „Wild Republic“gibt es einen Mord: Ist „handwritten Pictures“also auf Krimis spezialisiert? „Nein“, sagt Sassenrath lachend, „wir machen auch andere Filme.“Der Neusser kann sich derzeit nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. „Auch wenn man sicher nicht zehn Jahre im Voraus planen kann“, sagt er, der als Produzent wirtschaftlich, inhaltlich und kreativ für jedes Projekt verantwortlich ist. „Ich mag das alles, das Kreative, die Akquise und auch die juristische Arbeit.“
„Ich mag das alles, das Kreative, die Acquise und auch die juristische Arbeit“