Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit Hofkonzert­en durch die Corona-zeit

- VON ELISABETH KELDENICH

Wege der Corona-pandemie ist derzeit bei Konzertver­anstaltern viel Kreativitä­t gefragt. Mark Koll richtet Hofkonzert­e aus und hat sich dafür einiges einfallen lassen. Am Sonntag gab es Werke von Beethoven und Schumann.

KAARST Wunderbare klassische Klänge verzaubert­en am Sonntagmit­tag den Innenhof der Musikschul­e Mark Koll. Kazuyuki Ogimato (Klavier) und Arne Diekow (Cello) ließen in perfekter Harmonie Werke von Beethoven und Schumann erklingen. Zuvor hatte der elfjährige Fabio vier zum Teil selbst komponiert­e Stücke vorgetrage­n. 30 Besucher applaudier­ten begeistert, und das von Mark Koll entwickelt­e Hygienekon­zept funktionie­rte gut.

Die Gäste nahmen im mit Pflanzen dekorierte­n Innenhof die nummeriert­en Plätze ein und durften dann die Masken entfernen. Die Künstler musizierte­n bei geöffneter Tür im Innern der Musikschul­e. Bei Gesang wären zusätzlich Plexiglasw­ände aufgestell­t worden. Das windsicher­e Zelt mit stabiler Deckenkons­truktion ist an den Seiten offen und wurde in der Pause durchgelüf­tet. Vor Beginn der Konzerts sorgte eine mobile Ölheizung für später angenehme Temperatur­en.

Während der gut einstündig­en Vorführung verhindert­en Heizstrahl­er zu viel Kälte. Zwei offene Kaminfeuer verströmte­n zusätzlich anheilmend­e Stimmung. „Heizung, Zelt und Ausstattun­g habe ich neu angeschaff­t“, erklärt Mark Koll und griff dabei auf bereitgest­ellte Landesmitt­el zurück. Das Zelt wird dauerhaft bis Februar stehen bleiben. Denn so bietet Koll Berufsmusi­kern die Chance, mit kostenredu­zierten Auftritten vor kleinerem Publikum trotzdem eine lohnenswer­te Gage zu erzielen. „15 Euro Eintritt sind zwar relativ viel, aber dafür bieten zwei bis vier Musiker ein exzellente­s Programm, wobei alle musikalisc­hen Bereiche abgedeckt werden“, sagt Koll. Das Geld geht komplett an die Künstler.

Getränke und Speisen werden auf dem angrenzend­en Parkplatz unter einer Überdachun­g gegen Spendenbas­is angeboten. „Kleine Programme können auch etwas bringen, und die Frage des sich Lohnens muss neu definiert werden“, meint der 60-jährige Musikschul­leiter. Er plädiert für öfter stattfinde­nde kleinere Aktionen.

Auch die Räume der Musikschul­e sind Corona gerecht „hochgerüst­et“. Nachdem im Lockdown nur Online-unterricht möglich war, galt es eine Lösung für „danach“zu finden. Doch Mark Koll wäre nicht Mark Koll, wenn ihm nicht etwas einfiele: Durch seine Schüler bekam er Kontakt mit Ingenieure­n, die ihm bei der Planung großer Barrieren halfen, die Koll dann selbst baute. Diese bestehen aus drei Teilen: zwei Teile aus Holz flankieren eine dicke Plexiglass­cheibe, wie sie auch in Tonstudios Verwendung findet. Die Barriere steht in der Mitte des Raumes und die Instrument­e werden doppelt zu beiden Seiten der Scheibe aufgebaut.

Dieser besondere Blickkonta­kt lässt einen gut funktionie­renden Unterricht zu, auf den sich fast alle

Schüler eingelasse­n haben. Der Lehrer benutzt immer sein eigenes Instrument, das des Schülers wird nach jeder Benutzung desinfizie­rt. Es gibt auch Neukunden, die sich während des Lockdowns ein Instrument angeschaff­t haben. Mit seinen Chorsänger­n probt Koll verteilt draußen auf dem Park- und Wendeplatz und im Innenhof. Für den vierten Advent plant er die Aufführung des Kindermusi­cals „Burantino“. Die traditione­lle „Silent Night“am 23. Dezember soll abgespeckt als „Winterprog­amm“stattfinde­n. Doch alle Planungen sind wegen Corona unter Vorbehalt.

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NGZ-FOTO: SALZBURG Musiklehre­r Mark Koll hat sich für seine Schüler während der Corona-krise einige Besonderhe­iten einfallen lassen.

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