Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Max Uthoff ringt mit dem Kapitalismus
Der aus dem Fernsehen bekannte Kabarettist bietet ein Bühnenprogramm mit Botschaft.
KAARST Er sieht in seinem grauen Anzug aus wie ein Banker, der seine Kunden zu einer riskanten Geldanlage überreden möchte. Der Kabarettist Max Uthoff will aber genau das Gegenteil: Er warnt vor dem schrecklichen, bösen Kapitalismus, prangert die Ausbeutung der Armen durch die Reichen an, zeigt größtes Verständnis für Flüchtlinge, die lieber im Kapitalismus als auf einer Müllhalde leben wollen. Das machen viele seiner Kleinkunst-kollegen ebenfalls.
Aber Max Uthoff ist ihnen in so manchem ein Stück voraus: Seine Sprachgewalt ist enorm, er donnert aber nicht drauflos, sondern spricht fast schon leise, eindringlich. Und er lässt vor den Augen der Zuschauer klar gezeichnete Bilder entstehen, die all das zeigen, was er in unserer Gesellschaft so verachtet. Und das ist einiges. In seinem Programm „Straßenhunde in Moskau“attackiert der 53-Jährige, bekannt aus der Zdf-reihe „Die Anstalt“,
gnadenlos die Parteien. Nur die Linke verschont der Mann, der gesteht, gerne die Apo-zeiten aktiv miterlebt zu haben. Was für ihn eine Horrorvorstellung ist: Dass es nach der Corona-krise wieder so weitergeht wie bisher, also mit Kapitalismus und Ausbeutung und all den Ungerechtigkeiten. Auch wenn das Tier im Programmtitel auftaucht, outet sich Uthoff nicht gerade als
Hundefreund. Dafür warb er um Verständnis für Wirtschaftsflüchtlinge, die er als Pendler bezeichnete. Für viele von ihnen, die nur bittere Armut kennen, sei Deutschland, in dem Wohlstand herrscht, schließlich so etwas wie ein Paradies.
Was für ihn in der kapitalistischen Welt nicht nachvollziehbar ist: Spazierengehen. Er definiert es als „unterwegs sein ohne jede Kaufabsicht“.
Max Uthoff, der über ein abgeschlossenes Jura-studium verfügt, machte sich über den Urlaubswahn lustig: „Wenn man einen bestimmten antiken Turm nicht gesehen hat, hat man im Grunde gar nicht gelebt. Das gilt auch für alte, romantische Brücken.“Und er verriet, dass er Ausreden von Hundebesitzern sammele. „Das macht er sonst nicht“, führe die Liste aktuell an. Sein trockener Kommentar: „Schön für den Vierjährigen, der durch einen Hundebiss ein Leben lang entstellt ist.“Ob am Unverständnis der Hundebesitzer auch der Neoliberalismus Schuld ist? Max Uthoff haute aber auch schlaue Sätze raus wie diesen: „Ich habe bei Amazon ein Buch bestellt, in dem steht, warum die Innenstädte veröden.“
Und Uthoff regte einen Beate-klarsfeld-tag an, benannt nach der Frau, die einst im Bundestag Kurt-georg Kiesinger wegen seiner Nazi-vergangenheit ohrfeigte. Einmal im Jahr habe man dann das Recht, einem Nazi eine Klatsche zu geben.