Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ärger um „Eltern-taxis“vor Schulen
Vor der Bertha-von-suttner-gesamtschule herrscht morgens und nachmittags ein starker Bring- und Abholverkehr. Das ist an anderen Schulen nicht viel anders. Der Stadtelternrat thematisiert das Problem, eine Lösung ist nicht in Sicht.
DORMAGEN Im Sekundentakt biegen die Fahrzeuge von der Bismarckstraße in die Marie-schlei-straße ab. Sie fahren ein paar Meter weiter rechts ran, Türe klappern, Kinder springen raus, eilen mit der Schultasche davon. In einer Schleife fahren sie davon. Dieses Szenario vollzieht sich an an fünf Tagen in der Woche vor der Bertha-von-suttner-gesamtschule in Nievenheim. Mit „Eltern-taxis“, wie Spötter diesen Fahrdienst nennen, werden viele Kinder jeden Morgen dorthin gefahren. Sehr zum Leidwesen von Anwohnern, aber auch der Schulleitung.
Es hat sogar schon eine Umfrage der Elternvertreter gegeben, die wissen wollten, warum denn Kinder, die längst dem Grundschulalter entwachsen sind, immer noch von Eltern zur Schule kutschiert werden, anstelle den Bus zu nehmen. Als ein Grund wurde genannt, wonach die Busverbindungen nicht passgenau seien, die Kinder lange Wartezeiten hätten. Ein Vorwurf, den Klaus Schmitz, Geschäftsführer des Dormagener Stadtbus, so nicht stehen lässt. Er weist auf das „große Bediengebiet“hin und darauf, dass auf den Routen die Busse mehrere Schulzentren anfahren, da könne man nicht punktgenau auf den Unterrichtsbeginn und auf deren Ende hin fahren. „Schulen ändern auch schon mal ihre Anfangszeit ohne Abstimmung mit anderen Schulen“, so Schmitz, „da können wir die Fahrzeiten nicht mal eben anpassen, das ginge dann sofort zu Lasten der anderen Schulen.“Die Busse würden zu Schulzeiten im Minutentakt fahren, da dürften Schüler auch mal ein paar Minuten warten. Wegen der Corona-pandemie würden auch mehr Busse als üblich eingesetzt, so dass „fast allen Schülern auch ein Sitzplatz angeboten werden kann“, erklärt Schmitz.
In der städtischen Elternvertretung, dem Stadtelternrat, ist das Thema auch angekommen, das nicht nur die Gesamtschule, sondern auch die Standorte anderer Schulen in Dormagen betrifft. „Wir haben diese Situationen ausführlich diskutiert“, sagt Vorsitzender Hans-jürgen Niehues. „Die Gründe sind vielschichtig und von Schule zu Schule durchaus unterschiedlich.“Am Leibniz-gymnasum sei sogar eine Arbeitsgruppe gebildet worden, um dem Thema Herr zu werden. „Die Situation ist unbefriedigend und es ist schwierig eine Lösung zu finden.“Aus der Perspektive der Eltern sei es verständlich, wenn die sich sorgen, dass ihr Kind sicher zur Schule kommt. Eine Möglichkeit wäre, zu prüfen, ob es schulnah Eltern-halteplätze geben könne.
Eine Idee, an die auch Gabriele Neu denkt. Sie ist Leiterin an der Salvator-grundschule in Ückerath, die von 200 Kindern besucht wird, und auch dort sind die „Eltern-taxis“ein Thema, nicht zuletzt, weil die Straßensituation recht beengt ist. „Wir haben hier eine Spielstraße, da ist das Bringen und Abholen schon recht sportlich umzusetzen.“
Neu hat eine klare Haltung: „Kinder können auch mal 100 Meter bis zur Schule gehen.“Die Stadt war schon vor Ort, um sich die Situation anzusehen, habe aber keine Handhabe einzuschreiten, berichtet die Rektorin. Eine Überlegung sei es, den Parkplatz von Lebensmittler Edeka als Ein- und Aussteigeplatz zu nutzen, Gespräche gebe es zwar, aber Gabriele Neu ist skeptisch, ob das eine wirklich gute Lösung wäre. Besser sei es, sagt sie, mit den Eltern in den Dialog zu gehen und auf sie einzuwirken, den Kindern mehr zuzutrauen. „Die Stadt hat Faltpläne verteilt, auf denen Eltern beispielsweise sehen können, wo andere Kinder
wohnen und dass dann kleine Gruppen gebildet werden können, die zusammen zur Schule gehen.“Die Kinder sind sogar selbst aktiv geworden: Sie haben Schilder angefertigt, auf denen sie die Eltern ansprechen: „Bitte hier nicht halten“. Oder sie verteilen frühmorgens Zettel an die autofahrenden Eltern.