Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Mondlandung für Verstorbene
Im Fluss, im Meer, unter einem Baum und nun auch auf dem Mond – Neusser Bestatter bieten ungewöhnliche Möglichkeiten für die letzte Ruhestätte an. Anna Lutter organisiert zurzeit ihre erste Weltraumbestattung.
NEUSS Da bekommt der Ausdruck „jemanden auf den Mond schießen“eine ganz andere Bedeutung. Im Juli kommenden Jahres soll vom Nasa-gelände in den USA eine Rakete starten, die unter anderem fahrbare Roboter und Wikipedia-inhalte zum Mond transportiert. Mit dabei wird auch die Asche von Verstorbenen sein, die auf dem Himmelskörper ihre letzte Ruhe finden wollen. Darunter ist das deutsche Ehepaar Irmgard und Karlheinz S.
Anna Lutter organisiert die ungewöhnliche Bestattung für die beiden Verstorbenen. Dafür arbeitet sie mit dem amerikanischen Unternehmen Celestis zusammen, das die Brücke zwischen Bestattern und der Nasa bildet. „Celestis kauft sozusagen Nutzlast bei der Nasa“, erklärt Anna Lutter. Dadurch wird die Asche von Verstorben Teil der Fracht, die eine unbemannte Rakete auf den Mond bringt. Geplant ist, dass der Mondlander „Peregrine Mission One“auf der erdzugewandten Seite in einem erstarrten Lavasee landet.
Im Zuge der Privatisierung der Raumfahrt wird der Mondflug im kommenden Jahr die erste Gelegenheit für Privatpersonen sein, auf dem Mond beerdigt zu werden. Weltraumbestattungen hat es aber bereits vorher gegeben, sagt Anna Lutter. „Ich nenne das Sternschnuppenbestattung. Dabei wird ein Teil der Asche in die Stratosphäre mitgenommen und verglüht dann in einer Sternschnuppe.“Durch ihre Zusammenarbeit mit Celestis bietet die Neusserin auch diese Variante an. Durchgeführt hat sie sie bislang noch nicht. „Das ist jetzt unser erster Kontakt mit dem Weltraum.“
Aber wie kommt man überhaupt auf die Idee, auf dem Mond bestattet zu werden? Für das Ehepaar S. waren der Weltraum, die Sterne und der Mond ein Symbol für eine ewige Verbundenheit, Freiheit und die Unendlichkeit, wie die Angehörigen der Bestatterin erklären. Karlheinz hatte den Pilotenschein und unternahm viele Flüge mit seiner Frau. Zu einem Geburtstag schenkte er ihr die Patenschaft für einen Stern. Um für immer gemeinsam in der Nähe „ihres“Sterns zu sein, nahmen sie den Wunsch einer Weltraumbestattung in ihr Testament auf. „Für sie war das ein Herzenswunsch. Die
Familie hat mir sogar das Testament gezeigt, damit ich ihnen glaube“, erzählt Lutter.
Wem der Weltraum zu weit entfernt ist, der kann bei den Neusser Bestattern aber auch andere besondere Formen wählen. So bietet das Bestattungshaus Wilfried Odenthal beispielsweise Flussbestattungen auf der Maas an. Auch auf hoher See können Verstorbene ihre letzte Ruhe finden. Diese Variante bietet unter anderem das Beerdigungsinstitut Jakob Stammen an. Und seit rund einem Monat gibt es auf dem Neusser Hauptfriedhof zudem die
Möglichkeit der Baumbestattung. Die Bestattungsindustrie wird differenzierter. Während Wasserbestattung jedoch seit einigen Jahren angeboten wird, bleibt die Weltraumbestattung eine außergewöhnliche Form – und eine teure. Wer einen Angehörigen auf dem Mond mondbestattet werden. Bislang sind die Eheleute S. die einzigen Deutschen. Die Asche der Verstorbenen wird in kleinen Zylindern transportiert, auf denen die Lebensdaten und gegebenenfalls eine Botschaft eingraviert sind. Zukunft Ob es weitere Mondbestattungen geben wird, hängt davon ab, wann erneut eine Mondlandung durchgeführt wird. bestatten will, muss laut Anna Lutter mit Kosten ab 12.500 Dollar pro Gramm Asche rechnen. Deswegen wird nur ein kleiner Teil der Asche mit der Rakete ins All geschickt. Der Rest wurde im Fall von Irmgard und Karlheinz S. bereits traditionell beigesetzt.