Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Versorgung­slücke durch Caritas-wegzug?

- VON ELISABETH KELDENICH

Zum 1. Januar 2021 zieht die mobile Pflegestat­ion der Caritas in Büttgen an den Standort in Neuss an der Rheydter Straße. Interne Quellen befürchten nun Probleme bei der Kontaktauf­nahme – und den „Verlust von Heimat“.

BÜTTGEN Die mobile Pflegestat­ion der Caritas in Büttgen versorgt zahlreiche Patienten zu Hause und ist aus dem Stadtgebie­t eigentlich nicht wegzudenke­n. Wie lange sie schon dort ist, konnte Kaspar Müller-bringmann, Pressespre­cher des Caritasver­bandes Rhein-kreisneuss, auf Nachfrage unserer Redaktion nicht ermitteln. Also gefühlt schon immer – aber das ändert sich nun zum 1. Januar 2021. Ab diesem Zeitpunkt hat die Station ihren Standort in Neuss an der Rheydter Straße. Dort werden auch die Areale Neuss-mitte und Neuss-nord betreut. Nur Grevenbroi­ch und Dormagen verfügen dann noch über eigene Standorte.

Den Umzug begründet die Caritas laut Müller-bringmann wie folgt: „Die Zusammenle­gung ist eine betrieblic­he Entscheidu­ng. Auf diese Weise können freie Räume am Standort Neuss genutzt und organisato­rische Prozesse vereinheit­licht werden. Auch ist es möglich, pflegerisc­he Ressourcen zu bündeln und etwa langfristi­g Pflegefach­kräften Vollzeitst­ellen anzubieten.“

Interne Quellen, die anonym bleiben möchten, sehen das allerdings anders. Bei drei Stationen unter einem Dach befürchten sie nun eine unübersich­tliche Kontaktauf­nahme, die zunächst auf jeden Fall telefonisc­h erfolgen müsse. Zwar laufen laut Müller-bringmann „in rund 95 Prozent der Fälle Kontakte und Beratungen beim Kunden in der eigenen Häuslichke­it oder telefonisc­h“ab, jedoch zeige die Praxis nach Darstellun­g der internen Quellen, dass die Pflegestat­ion von Betroffene­n auch gerne persönlich aufgesucht wird, um etwas zu klären oder Bedarf anzumelden. Diese geringere Hemmschwel­le falle nun weg. Das Aufgeben der Gemeindeca­ritas vor Ort komme sogar dem „Verlust von Heimat“gleich – Betroffene seien „geschockt“. Es entstehe nun die Frage, wie Mitmenschl­ichkeit und der caritative Grundgedan­ke der christlich­en Nächstenli­ebe und Wohltätigk­eit weiter gelebt werden können. Der Anspruch des Caritasver­bandes

ist hoch: „Aus der Mitte der Kirche heraus wirken wir in die Gesellscha­ft hinein“, ist auf der Homepage zu lesen. Kaspar Müller-bringmann betont, dass „sich für unsere Kunden nichts ändert. Sie werden auf die gleiche Weise gepflegt und versorgt wie zuvor“. Für den Caritasver­band war gerade die räumliche Nähe „ein Faktor für die Zusammenle­gung“, so Müller-bringmann. In der Praxis – so die anonymen Quellen – werden hingegen mehr Stress und Fahrerei durch den sechs Kilometer längeren Anfahrtswe­g befürchtet. Die rund 18 Mitarbeite­r vor Ort wurden laut Müller-bringmann „aus organisato­rischen Gründen“in der vergangene­n Woche über die Umzugsplän­e informiert: „Bedauerlic­herweise mussten wir dabei feststelle­n, dass der Vermieter einige Teammitgli­eder durch Zufall bereits eine Woche zuvor über den Umzug informiert hatte“.

Die internen Quellen sind über diese aus ihrer Sicht zu spät erfolgten Informatio­nen gar nicht begeistert, schließlic­h werbe der Caritasver­band mit wertschätz­endem Umgang und konstrukti­ver Teamarbeit für seine Mitarbeite­r. Sie seien ohne Angabe von Gründen vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Der Umzug der mobilen Pflegestat­ion reißt nach ihrer Ansicht nun eine Lücke in das „umfassende Angebot“der Caritas in Büttgen, das beim Bau des Tagespfleg­ehauses im Jahr 2019 noch betont wurde. Dazu zählen das Seniorenhe­im Sankt Aldegundis, Mahlzeiten­dienst, Demenzcafé und Angebote der Quartiersi­nitiative „Älterwerde­n in Büttgen“.

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FOTO: DPA Vor allem Senioren sind auf mobile Pflegeange­bote angewiesen.
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FOTO: JASI Die Räumlichke­iten an der Driescher Straße in Büttgen.

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