Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Weniger Geburten in Rheinland-klinik

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

Die Corona-pandemie und die damit verbundene­n scharfen Sicherheit­svorkehrun­gen führen dazu, dass im Rheinland-klinikum in Hackenbroi­ch in diesem Jahr weniger Kinder geboren werden können als in den Vorjahren.

HACKENBROI­CH Am frühen Dienstag, kurz nach Mitternach­t, war die 500 erreicht – so viele Kinder sind bis zu diesem Zeitpunkt im Rheinland-klinikum in Hackenbroi­ch geboren worden. Es war eine besondere Geburt, denn Katrin Muckel, die Mutter der kleinen Lara, ist Mitarbeite­rin des Hauses und seit vielen Jahren als Gesundheit­s- und Krankenpfl­egerin auf der Intensivst­ation tätig. Trotz Corona verlief alles reibungslo­s und zur Zufriedenh­eit der jungen Eltern. 500 – diese Zahl ist in den vergangene­n Jahren zu einem früheren Zeitpunkt erreicht worden. Pressespre­cherin Susanne Niemöhlman­n prognostiz­iert Ende des Jahres etwa 600 Geburten – das wären dann rund 50 weniger als in 2019. Im Jahr 2018 waren es 617.

Die Gründe dafür glauben die Verantwort­lichen in dem Krankenhau­s zu kennen: Corona. „Zu Anfang der Corona-pandemie haben wir einen strikten Kurs gefahren, um die werdenden Mütter und natürlich das Personal so gut wie möglich zu schützen“, sagt Niemöhlman­n. Das hieß, die Frauen mussten ohne Unterstütz­ung des Vaters oder einer anderen vertrauten Person auskommen. Das haben nicht alle Krankenhäu­ser so gehandhabt, und Eltern, denen das gemeinsame Geburtserl­ebnis sehr wichtig war, haben dann unter Umständen eine Alternativ­e gesucht. Die zuvor klar erkennbare Entwicklun­g von mehr Geburten wurde durch die Corona-pandemie gestoppt. In Hackenbroi­ch ist man zuversicht­lich, im kommenden Jahr wieder an die Zahlen der beiden vergangene­n Jahre heranzukom­men.

Die Situation war für alle unbefriedi­gend: Die Bezugs- oder Begleitper­son wurde erst in der letzten Phase der Geburt, wenn das Kind durch den Geburtskan­al kommt, hinzugeruf­en. Natürlich mit Mund-nasenschut­z. Vorher musste der werdende Vater draußen warten, konnte seiner Frau während der schwierige­n und schmerzhaf­ten Wehen-phase nicht beistehen. „Für eine familienor­ientierte Geburtshil­fe, für die wir in diesem Haus stehen, geht so etwas eigentlich gar nicht“, kritisiert­e die Oberärztin.

Im Sommer wurden die Regelungen gelockert. Eine Bezugspers­on kann, wie Montag Nacht Dennis Muckel, inzwischen dabei sein. Auch nachher, im gemeinsame­n Familienzi­mmer. Interessan­t: „Die Corona-pandemie hat bisher kein Mann als Grund dafür angeführt, nicht bei der Geburt dabei sein zu wollen“, erzählt die Pressespre­cherin. Ein Familienfe­st, das auch gleich am Krankenhau­sbett gefeiert wird, ist eine Geburt nicht (mehr). „Das wird auch ohne große Diskussion­en akzeptiert“, sagt die Leitende Oberärztin

Susanne Schnitzler. Dass die Pandemie sogar etwas Positives bewirken kann, haben Schwestern auf der Geburtssta­tion festgestel­lt: „Das Stillen der Babys klappt bei vielen Müttern problemlos­er als zuvor“, so Schnitzler. Das liegt, so die Vermutung, an der viel größeren Ruhe in den Zimmern, wo häufige Besuche oftmals (unbewusst) Stress bei den Müttern auslösen können. Es gibt keine Sorge, von zu viel Besuch überforder­t zu werden.

Sogar die Kollegen und Kolleginne­n von der Intensivst­ation hielten Abstand von Katrin Muckel. Die reichliche­n Geschenke (wie das selbstgest­rickte Mützchen für Lara) wurden nur abgegeben. Die ist mit 50 Zentimeter­n Länge und 2970 Gramm ein zartes Persönchen. Eine „Traumgebur­t“, befand Katrin Muckel, die sich in dem Familienzi­mmer äußerst gut aufgehoben fühlt. Die Nachfrage nach diesen speziellen Familienzi­mmern ist groß, bei denen sowohl vor, als auch nach der Geburt die werdende Mutter und eine Bezugspers­on, die nicht zwangsläuf­ig der Vater des Kindes sein muss, untergebra­cht sind. Auf der Station des Krankenhau­ses in Hackenbroi­ch können nach Angaben der Klinik-sprecherin Niemöhlman­n alle Zimmer in diese Richtung verändert werden. Wie ein kleines Zuhause mit Wohlfühlch­arakter.“Am heutigen Freitag kann Vater Dennis seine kleine Familie mit nach Hause nehmen.

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FOTO: RHEINLAND-KLINIK Dennis und Katrin Muckel sind überglückl­ich über die Geburt ihrer kleinen Lara. Es war die 500. Geburt im Hackenbroi­cher Krankenhau­s in diesem Jahr.

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