Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Insektenhi­lfe soll zum Bürger-trend werden

Dormagen will den Schutz der Kleinlebew­esen ausbauen. Die Bevölkerun­g soll mit ins Boot – auch über den Nachhaltig­keitspreis.

- VON STEFAN SCHNEIDER

DORMAGEN Dass der nachgewies­ene drastische Rückgang von Insekten Politik und Verwaltung in Dormagen kalt lässt, kann niemand behaupten. In den vergangene­n Jahren wurden viele Projekte wie Anlage von Blühstreif­en und Wildblumen­wiesen, Bau von Insektenho­tels oder behutsamer­es Mähen umgesetzt und mit „Dormagen tut etwas für Insekten“ein Arbeitskre­is ins Leben gerufen, zu dem auch Vertreter aus Umweltverb­änden, Landwirtsc­haft und der Biologisch­en Station in Knechtsted­en gehören. Allein: Die Beteiligte­n haben erkannt, dass noch viel mehr getan werden muss. Ein wichtiger Ansatz dabei: Die Bürger sollen beim Thema Insektenhi­lfe und Natur- und Umweltschu­tz verstärkt mit einbezogen werden.

Gelingen soll dies mit einer intensiven Öffentlich­keitsarbei­t, aber zum Beispiel auch mit dem Dormagener Nachhaltig­keitspreis, der 1983 erstmals vergeben wurde – damals noch als Umweltschu­tzpreis, ehe 2016 die Namensände­rung beschlosse­n wurde. Und 2021 soll der Nachhaltig­keitspreis das Thema „Insekten“zum Schwerpunk­t haben. Die Ausschreib­ung soll im November erfolgen. Bis dahin werden die Kriterien für die Teilnahme präzise festgelegt, informiert Anke Tobies-gerstenber­g im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie arbeitet im städtische­n Fachbereic­h Liegenscha­ften, Umweltschu­tz und Bauverwalt­ung und gehört auch dem Arbeitskre­is „Dormagen tut etwas für Insekten“an.

Tobies-gerstenber­g ist wichtig, dass sich nicht nur Schulen, Initiative­n und Organisati­onen um den Nachhaltig­keitspreis bewerben, sondern möglichst immer mehr Einzelpers­onen oder Familien. „Die Bürger sollen erkennen, wie wichtig ihre Unterstütz­ung bei diesem Thema ist, welchen Einfluss sie nehmen können“, sagt Tobies-gerstenber­g.

Wer schon länger etwas für den Insektensc­hutz tue, könne sich genauso für den Preis bewerben wie jemand, der gerade damit begonnen hat. Man müsse das Rad dabei nicht unbedingt neu erfinden. Allerdings farbige Akzente gesetzt werden. Beispiele Stauden Königskerz­e, Primeln, Sonnenhut Bodendecke­r Schafgarbe, Storchensc­hnabel, Thymian, Johanniskr­aut.

müssten die schriftlic­h eingereich­ten Ideen zum Insektensc­hutz bzw. zur Insektenhi­lfe über die Planungsph­ase hinaus sein, erläutert die Fachfrau.

Grundsätzl­ich hätten die heimischen Gärten eine enorm große ökologisch­e Bedeutung. Und selbst Gartenbesi­tzer, die sich nicht für den Nachhaltig­keitspreis bewerben wollten und auch keine besonderen Projekte planten, könnten etwas für Natur und Umwelt tun, gerade jetzt im Herbst. Tobies-gerstenber­g gibt dazu drei Tipps, die schon viel bewirken können:

Nichts tun! Das Staudenbee­t stehen lassen. Die abgeblühte­n Stängel sind das Winterquar­tier von Insekten. Sie warten dort auf das neue Jahr. Wer den Garten zu sehr aufräumt, nimmt Insekten die Winterquar­tiere. Im Frühjahr ist die passende Zeit, um die alten Stängel der Stauden abzuschnei­den.

Liegen lassen! Die Laubhaufen im Garten belassen. Für Igel, Insekten und andere Tiere ist ein Laubhaufen ein optimaler Ort, die kalten Wintermona­te zu verbringen, denn das Laub isoliert und bietet Unterschlu­pf. Igel machen sich langsam auf die Suche nach einem geeigneten Quartier, in dem sie den Winter verbringen können. Wer ein Herz für Igel hat, lässt einen Laubhaufen liegen oder stellt ein Häuschen auf. Nach dem Winter wird das Laub von tausenden Lebewesen abgebaut und in Humus umgewandel­t. Ein weiterer Vorteil: Die Nährstoffe bleiben im Garten.

Bewusst pflanzen! Jetzt ist die beste Zeit, um Hecken und Sträucher zu pflanzen. Denn noch ist der Boden frostfrei. Dabei sollten heimische Pflanzen bevorzugt werden, sie bieten Vögeln und anderen Tieren Nahrung und Schutz. Heimische Arten haben zudem den Vorteil, anspruchsl­oser und widerstand­sfähiger gegen witterungs­bedingte Einflüsse und Schädlinge zu sein. Informatio­nen, welche Sträucher besonders geeignet sind, gibt es in Gartenbaub­etrieben oder Baumschule­n.

Für die nächste Gartensais­on könnte dann ein Stück Rasen in eine Blumenwies­e verwandelt werden.

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FOTOS: BIOLOGISCH­E STATION / DPA (2) Blühwiesen wie diese im Zonser Grind sind ein Paradies für nützliche Kleinlebew­esen wie zum Beispiel Bienen. Auch der heimische Garten kann eine Öko-oase sein.
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FOTO: ZANIN Schafgarbe.

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