Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Notbremse darf keine Dauerlösun­g sein

- VON HORST THOREN

as alle vermeiden wollten, kommt jetzt auf Raten: Der erneute Lockdown droht. Der Stillstand des öffentlich­en Lebens ist zwar

ausgerufen. Doch scheibchen­weise wird wieder zurückgeno­mmen, was an neuer Normalität gewonnen schien. Jetzt kehren in der Bundesliga die Geisterspi­ele zurück, gibt es Sperrstund­en für die Gastronomi­e, wird die Teilnehmer­zahl von Kulturvera­nstaltunge­n und Feiern drastisch reduziert. Für Städte mit Inzidenz 100 fordert die Ruhrmetrop­ole Dortmund eine dritte Risikostuf­e mit gravierend­eren Einschränk­ungen. Selbst Weihnachte­n ist in Gefahr: Gottesdien­ste an Heiligaben­d und Familientr­effen unterm Tannenbaum wird es nicht im gewohnt großen Rahmen geben können. Die Politik zieht die Notbremse.

Noch hält sich der Protest in Grenzen. Corona-leugner und ihre Demos sind, solange Gewalt vermieden wird, im Rahmen der Meinungsfr­eiheit zu ertragen. Schwerwieg­ender aber ist das unterschwe­llige allgemeine Murren, das sich festmacht an nicht immer nachvollzi­ehbaren, manchmal widersprüc­hlichen, oft kaum erklärbare­n Regeln und Vorgaben. Warum draußen Maske tragen, obwohl der Abstand eingehalte­n werden kann? Wieso ist in Stadt A verboten, was nebenan in B erlaubt ist? Unklarheit, sogar bei den täglich veröffentl­ichten Zahlen, führt zu Verunsiche­rung. Noch schwierige­r wird es, Einschränk­ungen zu akzeptiere­n, wenn Existenzen bedroht sind. Sport, Kultur und Gastronomi­e gehören zu den Klagenden.

Wer Unfrieden verhindern will, muss den Betroffene­n jetzt noch einmal schnell wirtschaft­lich helfen. Er muss aber auch für eine demokratis­che Legitimati­on sorgen und die Debatte aus dem Fernsehen in die Parlamente holen, um dort umfassend zu beraten, wie es weitergehe­n könnte. Letztlich bleibt nur zu hoffen, dass aus der Notbremse nicht ein Dauerstopp wird. BERICHT RUHRGEBIET WILL GLEICHE CORONA-REGELN, TITELSEITE

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