Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die Notbremse darf keine Dauerlösung sein
as alle vermeiden wollten, kommt jetzt auf Raten: Der erneute Lockdown droht. Der Stillstand des öffentlichen Lebens ist zwar
ausgerufen. Doch scheibchenweise wird wieder zurückgenommen, was an neuer Normalität gewonnen schien. Jetzt kehren in der Bundesliga die Geisterspiele zurück, gibt es Sperrstunden für die Gastronomie, wird die Teilnehmerzahl von Kulturveranstaltungen und Feiern drastisch reduziert. Für Städte mit Inzidenz 100 fordert die Ruhrmetropole Dortmund eine dritte Risikostufe mit gravierenderen Einschränkungen. Selbst Weihnachten ist in Gefahr: Gottesdienste an Heiligabend und Familientreffen unterm Tannenbaum wird es nicht im gewohnt großen Rahmen geben können. Die Politik zieht die Notbremse.
Noch hält sich der Protest in Grenzen. Corona-leugner und ihre Demos sind, solange Gewalt vermieden wird, im Rahmen der Meinungsfreiheit zu ertragen. Schwerwiegender aber ist das unterschwellige allgemeine Murren, das sich festmacht an nicht immer nachvollziehbaren, manchmal widersprüchlichen, oft kaum erklärbaren Regeln und Vorgaben. Warum draußen Maske tragen, obwohl der Abstand eingehalten werden kann? Wieso ist in Stadt A verboten, was nebenan in B erlaubt ist? Unklarheit, sogar bei den täglich veröffentlichten Zahlen, führt zu Verunsicherung. Noch schwieriger wird es, Einschränkungen zu akzeptieren, wenn Existenzen bedroht sind. Sport, Kultur und Gastronomie gehören zu den Klagenden.
Wer Unfrieden verhindern will, muss den Betroffenen jetzt noch einmal schnell wirtschaftlich helfen. Er muss aber auch für eine demokratische Legitimation sorgen und die Debatte aus dem Fernsehen in die Parlamente holen, um dort umfassend zu beraten, wie es weitergehen könnte. Letztlich bleibt nur zu hoffen, dass aus der Notbremse nicht ein Dauerstopp wird. BERICHT RUHRGEBIET WILL GLEICHE CORONA-REGELN, TITELSEITE