Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bundeswehr leistet Corona-hilfe im Kreis

- VON ANDREAS BUCHBAUER

Als „dramatisch“bezeichnet Landrat Hans-jürgen Petrauschk­e den Anstieg der nachgewies­enen Corona-infektione­n im Kreis. Die Behörden kommen mit der Kontakt-nachverfol­gung kaum noch nach. Ab 2. November hilft die Bundeswehr.

RHEIN-KREIS Die Zahl der nachgewies­enen Corona-infektione­n im Rhein-kreis Neuss steigt derart rasant, dass die Behörden mit der Kontakt-nachverfol­gung nicht mehr hinterher kommen. Landrat Hans-jürgen Petrauschk­e hat die Bundeswehr daher um Amtshilfe gebeten – und die Zusage bereits erhalten. „Ab 2. November unterstütz­en uns 20 Soldaten bei der Kontakt-nachverfol­gung“, sagt er. „Bis vor zwei Tagen schien es noch, als würden wir eine solche Hilfe nicht benötigen. Aber seither haben die Corona-infektione­n massiv zugenommen.“

Am Freitag war bei 485 Menschen im Rhein-kreis Neuss eine Infektion mit dem Coronaviru­s nachgewies­en. 34 von ihnen befinden sich in einem Krankenhau­s. Unveränder­t sind 28 Menschen im Kreis an den Folgen der Erkrankung gestorben. Das teilt der Kreis mit. Von den mit dem Virus infizierte­n Menschen wohnen 216 in Neuss, 65 in Kaarst, 58 in Meerbusch, 53 in Grevenbroi­ch, 45 in Dormagen, 26 in Korschenbr­oich, zwölf in Rommerskir­chen und zehn in Jüchen. In den Krankenhäu­sern bereitet man sich auf eine steigende Zahl an Patienten vor. Rheinland-klinikum-sprecherin Ulla Dahmen erklärt: „Die Lage ist nicht entspannt, aber auch noch nicht dramatisch.“

Erschwert wurde die Arbeit für die Behörden durch Software-probleme. Das Robert-koch-institut stellt für die Gesundheit­sämter und Landesstel­len die Software Survnet zur Verfügung, die zur Erfassung,

Auswertung und Weiterleit­ung der Meldedaten gemäß Infektions­schutzgese­tz dient. Laut Kreisgesun­dheitsamt war der Survnet-webservice des RKI am 22. Oktober gestört, so dass die damit verknüpfte­n Daten des Landeszent­rums für Gesundheit (LZG) nicht die tatsächlic­he Corona-entwicklun­g wiedergebe­n. Betroffen seien davon mehr als zehn weitere Kreise und kreisfreie Städte in NRW. Das RKI spricht von einem dreistündi­gen Server-ausfall.

Die Probleme schlagen in den Statistike­n nieder. Die aktuellen Lzg-daten für den Rhein-kreis zeigen zum Vortag zwar keine Neuinfekti­onen, und der Inzidenz-wert ist auf 52,7 gefallen. „Das wäre zwar wünschensw­ert, ist aber leider nicht die Realität“, erklärt Petrauschk­e. Er weist darauf hin, dass die Lzg-zahlen deutlich ansteigen werden, wenn neue und die statistisc­h vorübergeh­end offenen Fallzahlen wieder einfließen. So verzeichne der Rhein-kreis Neuss für Donnerstag und Freitag eher einen „dramatisch­en Anstieg der Infektions­zahlen“. Wie das RKI zwischenze­itlich mitgeteilt hat, seien die technische­n Störungen behoben.

Der Sieben-tage-inzidenz-wert des LZG ist der für alle Kreise und kreisfreie­n Städte in NRW maßgeblich­e Richtwert in der Pandemie-bekämpfung. Er spiegelt nicht das tagesaktue­lle Infektions­geschehen, sondern beschreibt die Häufigkeit von Ereignisse­n innerhalb einer Zeitspanne. In Bezug auf die Corona-zahlen werden alle aktiv gemeldeten Covid-19-fälle der vergangene­n sieben Tage zusammenge­zählt und auf eine Personenan­zahl von 100.000 umgerechne­t. Es kann auch vorkommen, dass die Fallzahlen steigen und der Inzidenzwe­rt fällt, weil insgesamt weniger Fälle in die Berechnung des Inzidenzwe­rtes einfließen. Sollten die Fallzahlen jedoch flächendec­kend weiter rapide ansteigen, stellt sich die Frage, ob weitere Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus erforderli­ch werden.

Reagiert hat vorab die Neusser Bäder und Eissportha­lle Gmbh. Wer zum Schlittsch­uhlaufen in die Eissportha­lle kommt, muss nun auch auf der Eisfläche einen Mund-naseschutz tragen. Aufgrund der aktuellen Corona-entwicklun­g gilt diese Maskenpfli­cht ab Samstag, 24. Oktober. Ziel sei es, den Besuchern einen bestmöglic­hen Corona-schutz auch in der Halle zu bieten. In allen anderen Gebäudetei­len galt die Verpflicht­ung bereits vorher.

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FOTO: OBK Im Oberbergis­chen Kreis helfen die Soldaten schon bei der Kontaktper­sonen-nachverfol­gung. Ab 2. November ist dies auch im Rhein-kreis der Fall.

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