Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

25-Jahr-jubiläum ohne Feier

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Spaziergän­ger aus dem Botanische­n Garten, dem ebenso nah gelegenen Rosengarte­n oder gar dem Wanderweg an der Erft verlaufen sich eher selten in das Restaurant „Haus Obererft“im Dreikönige­nviertel. Also setzt der Inhaber Thomas Strunk (48) auf seine Stammkunds­chaft, die er seit 25 Jahren hegt und pflegt. „Wir hätten am Sonntag gerne gefeiert, aber bei fünf Personen maximal an einem Tisch macht das keinen Sinn“, sagt er. Nun hofft er, wenigstens im nächsten Jahr seine Silberhoch­zeit mit Annette (43) zünftig feiern zu können. Der Neusser, im Stadionvie­rtel groß geworden, und die Leipzigeri­n haben sich auf Mallorca kennengele­rnt. Sie führen das Restaurant gemeinsam, nahezu täglich ist auch sein Vater Johannes (79) eine bedeutende Hilfe. Die Stammkunds­chaft, vornehmlic­h von der Nordkanala­llee und aus den neuen Häusern am alten Finanzamt, hat auch in den kargen letzten Monaten sehr geholfen. „Zum Lockdown haben wir zuerst bitterlich geweint“, sagt Annette, „aber wir schmeißen doch nicht einfach alles hin.“Flugs etablierte der gelernte Koch einen Abholund Lieferserv­ice für seine Gerichte, der schnell insbesonde­re von Stammkunde­n hervorrage­nd angenommen wurde. Den Gipfel erklommen sie dabei am Sonntag, 10. Mai (Muttertag), mit 84 ausgegeben­en Essen. Das war nur möglich, weil die Töchter Patricia (17), Marienberg­schülerin im letzten Jahr, und Katharina (21), aktiv im Büromanage­ment, unentwegt im Viertel unterwegs waren. Nach der Wiedereröf­fnung ging es schnell wieder bergauf. Acht Schützenzü­ge aus fast allen Korps des Neusser Regimentes und die Karnevalsg­esellschaf­t „Altstädter“schätzen in ihrem Stammlokal besonders den Schnitzels­onntag mit 45 (!) verschiede­nen frischen Gerichten, gut angenommen wird auch der Reibekuche­ntag (montags). Vor knapp zwei Jahren hat Thomas Strunk zum Wochenende verschiede­ne Burger kreiert, die vor allem für junges Publikum gedacht sind. Sie kosten zwar 11,50 Euro, „aber sind keine 08/15-Burger und mit King & Co. nicht zu vergleiche­n, und vor allem frisch zubereitet“, versichert der Wirt. Ansonsten überzeugt das Restaurant auch durch seine günstigen Preise, ein Schnitzelg­ericht kostet um die zehn Euro. „Wir sind noch nie im Hals krank gewesen“, begründet Thomas Strunk seine Preis-leistungs-strategie. Das alles droht nun wegen der dramatisch steigenden Neuinfekti­onszahlen im Zusammenha­ng mit Corona wieder zu kippen. Die Kegelbahn, einst mit 35 Belegungen im Monat ordentlich gebucht, wird stillgeleg­t. Der große Saal ist nur noch für 35 Personen zugelassen. Die Terrasse will er nicht winterfest machen, „denn das möchte ich auch meinen fünf Aushilfen nicht zumuten, ständig zwischen drinnen und draußen zu pendeln“. Er ist ziemlich sauer: „Die steigenden Zahlen kommen nicht aus der Gastronomi­e, sondern von privaten Feiern.“Annette fügt hinzu: „Es ist auch sehr anstrengen­d, ständig darauf zu achten, dass unsere Gäste die Corona-regeln einhalten.“Mit einer Sperrstund­e kann das Ehepaar zurecht kommen, weil die Kegelbahn eh nicht besetzt wird. Beide engagieren sich in „Neuss vereint“zum Erhalt der Gastronomi­e. „Ich schätze den Austausch mit Kollegen und das Gespräch mit der Stadt Neuss“, sagt Thomas Strunk. Zuvorderst aber behält die Pflege der Stammkunds­chaft seine gesamte Konzentrat­ion. Nima

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NGZ-FOTO: WOI Annette und Thomas Strunk betreiben seit 25 Jahren das Haus Obererft im Dreikönige­nviertel.

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