Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Herzchirurgin mit viel Ehrgeiz
Dilek Gürsoy wurde 2019 zur „Medizinerin des Jahres“gekürt. Auf dem blauen NGZ-SOFA sprach sie über ihr Leben und nächste Ziele.
NEUSS Sie wurde schon von Markus Lanz und von Bettina Böttinger interviewt und stand jetzt Ludger Baten auf dem blauen NGZ-SOFA Rede und Antwort: Dilek Gürsoy ist im vergangenen Jahr zur „Medizinerin des Jahres“gekürt worden. 2012 war sie die erste Frau in Europa, die bei einem Patienten erfolgreich eine Kunstherztransplantation durchführte. Jetzt startet sie neu durch, hat sich in einer Düsseldorfer Praxisklinik eingemietet. Und sie ist unter die Autorinnen gegangen: „Ich stehe hier, weil ich gut bin“, lautet
„Männer sitzen in bestimmten Positionen immer noch am längeren Hebel“
Dilek Gürsoy Herzchirurgin der Titel des Buches der Herzchirurgin, die in Neuss als Tochter türkischer Gastarbeiter aufgewachsen ist und die Quirinus-stadt als ihre Heimat bezeichnet.
Die Zahl der Plätze im Restaurant Essenz im Gesellschaftshaus der Bürgergesellschaft waren wegen der Pandemie begrenzt, der elektrische „Virenkiller“verrichtete lautlos seinen Dienst, und die ersten Fragen, die Ludger Baten stellte, hatten mit Corona zu tun. „Haben Sie Angst vor dem Virus?“, wollte er wissen. „Angst nicht, aber Respekt – ich war schon immer als Hygienetante bekannt“, erklärt die 44-Jährige. Für sie steht fest, dass man sich an die Regeln halten müsse. Die Frage, wohin man in Zeiten von Corona verreisen könne, bezeichnete sie als Luxusproblem: „Ich war schon seit Jahren nicht mehr in Urlaub.“
Die erfolgreiche Ärztin verriet, dass sie deutsche Tugenden besitze wie Disziplin und Sparsamkeit, dass sie Cdu-mitglied ist und Fan von Angela Merkel. „Sie wären doch eine passable Bürgermeister-kandidatin“, versuchte Baten die Ärztin aus der Reserve zu locken. Und er wollte ihr einen Posten im Aufsichtsrat des Rheinland-klinikums schmackhaft machen. Die Antwort: „Politik ist nicht mein Ding. Ich will es nicht, ich kann es nicht.“Ansonsten zeigte sie sich weniger bescheiden: Sie träumt von nicht weniger als einer eigenen Klinik. Und sie hat die Erfahrung gemacht, dass für eine selbstbewusste Frau in Kliniken zumindest die hohen und höchsten Positionen kaum zu erreichen sind.
Dass sie sich jetzt beruflich selbstständig macht, begründete Dilek Gürsoy so: „Ich habe ein Problem mit Menschen, die mich auf meinem Weg behindern.“Sie verriet, dass sie an moderneren Kunstherzen forscht, die nicht pneumatisch, sondern elektrisch arbeiten. Selbstbewusst, kämpferisch und emanzipiert, so präsentierte sich das einstige Gastarbeiterkind, das sehr früh seinen Vater verlor, der ausgerechnet den Herztod starb.
Dilek Gürsoy erzählte von ihrer resoluten Mutter, die sie ermuntert habe, ihre Chancen zu nutzen. Die Eheleute Bisping hätten sich schon sehr früh für sie eingesetzt und sie gefördert. Von Rassismus sei sie nie betroffen gewesen. Ludger Baten fragte, was Türken von Deutschen lernen könnten. Die 44-Jährige musste nicht lange überlegen: „Pünktlichkeit, Ordnung und Disziplin.“Frauen gab sie den Tipp, sich mehr zuzutrauen. Allerdings müssten sie dann auch liefern können. Was sie beklagt: „Männer sitzen in bestimmten Positionen immer noch am längeren Hebel.“Das ist aus ihrer Sicht schade. Ihr Credo: „Es geht nicht ohne Männer, aber es geht vielleicht noch besser mit mehr Frauen.“
Als größten Wunsch für die Zukunft nannte die Ärztin Gesundheit. Außerdem möchte sie, dass ihr Glück und Ehrgeiz erhalten bleiben.