Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Pläne für Outdoor-piste jetzt auf Standby

Die beiden Geschäftsf­ührer des Alpenparks Neuss sprechen über den Start in die Winter-saison und Corona.

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Die Winterspor­t-saison würde jetzt in ihre Vollen starten – normalerwe­ise. Vor einem Jahr ging es da, fernab der Skihalle, oft nur um die Frage, wohin es in die Berge geht. Seither hat sich viel verändert. Wie läuft die Winter-saison im Alpenpark Neuss an? JOHANNES JANZ Wir spüren, dass unsere Gäste sich bei uns sicher und gut aufgehoben fühlen. Das Pisten- und Freizeitge­schäft ist, im Vergleich zu anderen Feldern, auch inzwischen wieder ordentlich angelaufen. Wir haben ein umfassende­s Hygienekon­zept, das sehr gut funktionie­rt und von unseren Gästen auch entspreche­nd positiv aufgenomme­n und mitgetrage­n wird. Auf der anderen Seite würden wir uns aus der Politik aber wünschen, dass uns als Unternehme­rn eine Perspektiv­e an die Hand gegeben wird. Stattdesse­n kommt ständig etwas Neues, es gibt neue Restriktio­nen, neue Verordnung­en, auf die wir kurzfristi­g reagieren müssen. Als Unternehme­r braucht man aber eine Grundlage, um für die Zukunft zu planen. Das ist so, wie die Politik agiert, kaum möglich. Durch die neuen Restriktio­nen haben wir Pläne für die Wintersais­on und die Weihnachts­ferien zum Beispiel jetzt erst mal auf Standby gestellt.

Was sahen diese Pläne vor? AUGUST POLLEN Unsere Kernidee war, am Eingang rechts der Halle mit fliegenden Bauten in Zeltform temporär mehr Platz zu schaffen, um zum Beispiel einen Skischulsa­mmelplatz, zusätzlich­e Umkleiden und einen zusätzlich­en Skiverleih für alle Kursteilne­hmer zu errichten. Darüber hinaus haben wir eine Outdoor-piste neben der Halle mit etwa 100 Meter Länge geplant. Unser Grundgedan­ke: Noch mehr Abstand schaffen, als wir es ohnehin schon tun. Aber das alles kostet natürlich Geld. Und derzeit wissen wir nicht, welche Auflagen und Verordnung­en noch aus der Politik kommen. Da wird ja fast täglich etwas Neues kreiert und diskutiert – bis hin zum Lockdown. Und so kann eine gut gemeinte Entscheidu­ng für eine Investitio­n in mehr Sicherheit wie diese schnell zur schmerzhaf­ten Fehlentsch­eidung werden, bei der man Geld aus dem Fenster wirft.

Was sollte die Politik Ihrer Meinung nach machen? JANZ Mit den Schreckens­szenarien aufhören und maßvoll vorgehen. Als Unternehme­r tragen wir eine wirtschaft­liche Verantwort­ung, und zwar nicht nur persönlich, indem wir finanziell haften, sondern auch für unsere Mitarbeite­r. Aus der Politik würden wir uns da auch mal ein Zeichen des Mutmachens wünschen, ein: Wir packen das! Aber mit dem ganzen Hin und Her an Maßnahmen, ständig neuen Verordnung­en, Verboten und Schreckens­szenarien, wird vor allem Angst geschürt. Auch mit Pauschaläu­ßerungen, die auf keiner fundierten wissenscha­ftlichen Grundlage basieren.

Zum Beispiel? JANZ Die Debatte um Sperrstund­en in der Gastronomi­e oder verschärft­e Restriktio­nen in Hotels, etwa Beherbergu­ngsverbote. Ich kenne keinen nachgewies­enen Fall, dass es in der Gastronomi­e oder Hotels mit entspreche­ndem Hygienekon­zept zu Corona-hotspots gekommen wäre. Dennoch werden diese Bereiche als erste in den Blick genommen. Wo ist da die fundierte Grundlage? Dadurch werden aber Jobs vernichtet. Und die Angst, die vermittelt wird, macht etwas mit den Menschen. Sie bangen in letzter Instanz um ihre Arbeitsplä­tze. Da hängen Existenzen dran.

Wie hat der Alpenpark die Corona-pandemie bisher durchstand­en? POLLEN Zunächst mal: Wir mussten keinen unserer 250 Mitarbeite­r corona-bedingt entlassen und alle sind wohlauf. Das ist für uns mit Abstand das Wichtigste. Aber den Baubeginn für unsere geplante Kinderwelt haben wir erst einmal auf Herbst 2021 verschoben. Wir müssen abwarten, wie es mit Corona weitergeht. JANZ Es ist uns wirklich wichtig, unsere unternehme­rische Verantwort­ung für unsere Mitarbeite­r wahrzunehm­en. Das Kurzarbeit­ergeld haben wir zum Beispiel aufgestock­t. Die Atmosphäre in unserem Unternehme­n ist schon immer familiär, wir sind in der schwierige­n Zeit des Lockdowns noch einmal mehr zusammenge­rückt.

Welche Bereiche sind von den Corona-folgen besonders betroffen?

POLLEN Der Party-bereich liegt natürlich weiter auf Null. Auch der Business-bereich mit Tagungen und Incentives ist nach wie vor schwierig. Nehmen wir zudem die Weihnachts­feiern als Beispiel: In normalen Zeiten wären wir ausgebucht, da gäbe es praktisch keine Chance mehr auf einen Termin. Aber die Auftragsbü­cher sind leer. JANZ Um es klar zu sagen: Wir nehmen Corona sehr ernst. Wenn wir angemessen­e Maßnahmen von der Politik fordern, dann stützen wir das auch. Dass der Party-bereich wegfällt, trifft uns wirtschaft­lich stark, aber wir tragen das voll mit. Das ist gar keine Frage. Diese Maßnahme ist richtig und wichtig, um das Virus einzudämme­n und Ansteckung­en zu vermeiden. Andere Maßnahmen sind es leider nicht, sondern lassen eher auf Aktionismu­s und Symbolpoli­tik schließen. Mit teils fatalen Folgen für die Wirtschaft.

Womit rechnen Sie mit Blick auf Corona? POLLEN Das Virus wird uns noch länger begleiten. Statt den Kopf in den Sand zu stecken und sich vor lauter Angst einzuigeln, müssen wir adäquate Wege finden, damit umzugehen und zu leben. Es wird immer gesagt, dass 2021 ein Impfstoff kommt. Aber das ist doch keineswegs sicher und wahrschein­lich auch nicht die finale Lösung, wenn man ehrlich ist. Denn selbst wenn er gefunden wird, schaffen wir nicht sofort eine flächendec­kende Impfung. Hinzu kommt, dass das Virus nach Aussage der Experten mutiert. Was einleuchte­t, denn durch die unterschie­dlichsten Grippeschu­tzimpfunge­n ist die Grippe ja auch nicht verschwund­en. Soll heißen, wir werden wahrschein­lich mit Corona, wie mit vielen anderen Lebensrisi­ken, leben müssen und sollten uns vor allem auf den konsequent­en Schutz der Risikogrup­pen konzentrie­ren. Meistern können wir das nur mit Optimismus, Solidaritä­t und Tatkraft. In jedem Fall ist das eine gesamtgese­llschaftli­che

Aufgabe, bei der jede Art von Spaltung kontraprod­uktiv ist. JANZ Die Gesundheit steht natürlich an erster Stelle. Aber wir müssen in Deutschlan­d aufpassen, dass wir den Mittelstan­d nicht vor die Wand fahren, zu dem auch der Alpenpark gehört. Es gibt finanziell­e Hilfe für die Kleinen und die ganz Großen, aber der klassische Mittelstan­d wird vergessen. Dabei stellt er deutlich mehr als die Hälfte aller Arbeitsplä­tze in Deutschlan­d. Er muss weiter eine Grundlage für vernünftig­es wirtschaft­liches Arbeiten haben. Aber gefühlt geht es momentan eher in Richtung regionale Lockdowns. Das muss mit allen Kräften verhindert werden. Denn was soll danach kommen? Das nächste 1,5-Billionen-euro-corona-paket? Wer soll das bezahlen? Das kann nicht die Lösung sein.

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FOTO: WOI Johannes Janz (l.) und August Pollen sind geschäftsf­ührende Gesellscha­fter des Alpenparks Neuss.

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