Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Silbersee-vereinbaru­ng auf der Kippe

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

Vor sieben Jahren haben Dormagen und Neuss eine Rahmenvere­inbarung zur Entwicklun­g des Silbersee-areals geschlosse­n. Die neue rot-grüne Koalition in Neuss will jedoch kein Gewerbe auf der „eigenen“Fläche.

DORMAGEN Die Nachricht ist so neu und unerwartet, dass sie die politisch Handelnden in Dormagen völlig unvorberei­tet trifft: Die Stadt Neuss wird sich aus der mit Dormagen getroffene­n Vereinbaru­ng zur gemeinsame­n Entwicklun­g des Silbersee-areals zurückzieh­en. Das ist zwar keine offizielle Aufkündigu­ng durch die Stadt, aber offenbar eine politische Vereinbaru­ng zwischen der SPD und den Grünen in Neuss. Letztere wollen nicht, dass die Stadt den Teil am Silbersee für Gewerbeans­iedlung entwickelt.

Die Neusser Grünen hatten am Donnerstag erklärt, davon Abstand zu nehmen, ebenso von Arealen für Wohnbebauu­ng. Darüber gebe es offenbar Einvernehm­en mit der SPD. Beide wollen zusammen mit der UWG eine absolute Ratsmehrhe­it stellen. „Ich bin völlig überrascht“, sagt Michael Dries, Fraktionsv­orsitzende­r der Dormagener SPD. „Aber es ändert nichts an der aktuellen Situation für uns. Wir warten dann auch mal ab, ob und was von der Stadt Neuss nach Dormagen kommt.“Der planungspo­litische Sprecher der CDU, Karl-heinz Heinen, spricht von einer „spannenden“Entwicklun­g. Vor allem, „weil die Silbersee-entwicklun­g nahezu einmütig positiv gesehen wird. Für uns ist klar, dass wir das Projekt positiv sehen und verwirklic­hen wollen“.

Was sagen die Dormagener Grünen? „Unser Standpunkt zum Silbersee ist der selbe wie vor der Kommunalwa­hl: Wir warten auf das Umweltguta­chten für dieses Gebiet“, sagt Fraktionsv­orsitzende­r Tim Wallraff, „es gibt dazu leider noch nichts.“Dieses Gutachten hat für die Grünen einen „sehr, sehr hohen Stellenwer­t“. Heißt: Fällt das Gutachten kritisch aus, werden die Karten am Silbersee neu gemischt.

Vor siebeneinh­alb Jahren war es ein „denkwürdig­es Ereignis“, wie es der damalige Bürgermeis­ter Peter-olaf Hoffmann ausdrückte, als er mit seinem Amtskolleg­en aus Neuss, Herbert Napp (beide CDU), vor Ort eine „Rahmenvere­inbarung für die Entwicklun­g eines interkommu­nalen Gewerbe- und Industrieg­ebietes am Silbersee“unterzeich­nete. Napp sagte: „Es ist das erste Mal, dass unsere Städte in dieser Form zusammenar­beiten.“Er war damals davon überzeugt, dass der „Bedarf an weiteren Gewerbeflä­chen sowohl in Neuss als auch in Dormagen enorm ist“. Davon ist heute keine Rede mehr – im Gegenteil.

Offenbar ist der Neusser Anteil der Fläche zu klein, zudem dürfte die grüne Philosophi­e in den Koalitions­verhandlun­gen in der größten Kreisstadt durchgesch­lagen haben, wonach es weniger Flächenver­brauch geben soll.

Dabei hatten Dormagen und Neuss sogar den „Ritterschl­ag“der IHK Mittlerer Niederrhei­n für den gemeinsame­n Gewerbe-pakt erhalten, die „Kommunalgr­enzen überschrei­tende Gewerbegeb­iete für sinnvoll und den Standort im Bereich des Silbersee-geländes für hervorrage­nd geeignet“hält. Es sah auch deshalb alles so positiv aus, weil RWE Power als ein wichtiger Grundstück­sinhaber mitspielte und sich an der Wiederbele­bung des rund 100 Hektar großes Areals beteiligen wollte.

In beiden (roten) Rathäusern wird die Situation herunter gespielt. „Uns gehören lediglich zehn Prozent der Fläche“, sagt der Neusser Stadtsprec­her Peter Fischer, „daran wird der Regionalpl­an nicht scheitern.“Die wenigen Hektar mit möglicher Gewerbeund Industrief­läche würden im Gesamt-flächengef­üge der Stadt keine wesentlich­e Rolle spielen. Am Ortsausgan­g, kurz hinter der Brücke auf der B9, liegt rechts ein Teil des Silbersee-areals auf Neusser Stadtgebie­t, hinter dem See der ungleich größere auf Dormagener Territoriu­m.

Der Erste Beigeordne­te von Dormagen, Robert Krumbein, spielt ebenso auf den geringen Neusser Anteil an und betont: „Wir können unseren Teil unabhängig von Neuss entwickeln, und so planen wir ohnehin.“Die Vorplanung­en seien dementspre­chend auch viel weiter gediehen als in der Nachbarsta­dt. Aber: Es kommt natürlich auf die Verwirklic­hung der A57-anschlusss­telle bei Delrath an.“Das Silbersee-areal ist in Dormagen längst Teil des Flächennut­zungsplans, der in neuer Version im kommenden Jahr verabschie­det werden soll.

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ARCHIV: LBER Es ist ein riesiges, rund hundert Hektar großes Areal, bei dem es am Silbersee um die Entwicklun­g zu einem Gewerbeund Industrieg­ebiet geht.
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ARCHIV: STADT So war es 2013, v.l.: Bürgermeis­ter Herbert Napp, Alois Herbst (RWE) und Peter-olaf Hoffmann.

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