Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ihk-analyse: Bestnoten für Autobahnanbindung
Die IHK hat 100 Meerbuscher Firmen befragt. Kritik gibt’s für die digitale Infrastruktur und einige Leistungen der Verwaltung.
RHEIN-KREIS Die steigenden Einwohnerzahlen zeigen: Meerbusch ist ein beliebter Wohnort. Auch Unternehmen wissen die Stadt im Grünen zu schätzen. Bei einer Befragung der IHK Mittlerer Niederrhein vergaben Meerbuscher Firmen dem Standort die Gesamtnote 2,35. „Das ist eine überdurchschnittlich gute Bewertung“, so Ihk-hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Die Unternehmenbefragung ist Teil einer Standortanalyse, die die IHK im Auftrag der Stadt vor Politikern und Unternehmern in der Gärtnerei Wantikow präsentierte. Die Untersuchung hat einen hohen Stellenwert für die Stadt, zeigt sie doch Verbesserungspotenziale auf. „Wir müssen uns dem Wettbewerb um ansiedlungswillige Unternehmen stellen“, erklärte Bürgermeisterin Angelika Mielke-westerlage. Ein Überblick über die wichtigsten Daten:
Wirtschaftsstruktur Meerbusch ist eine Stadt des Handels. Etwa ein Drittel der 13.900 sozialversicherungpflichtig Beschäftigten arbeitet in diesem Bereich. „Besonders der Großhandel ist prägend für Meerbusch“, sagte Anna Kindsmüller, Referentin für Wirtschaftspolitik bei der IHK Mittlerer Niederrhein. Die Branche macht in Meerbusch im Vergleich zu NRW und dem Rhein-kreis Neuss einen überdurchschnittlich hohen Anteil an der Beschäftigung aus, das Wachstum ist ebenfalls größer. Stärker vertreten als im Land sind in Meerbusch laut IHK außerdem die Bereiche Tiermedizin, Gastronomie sowie die Reisebranche. Deutlich schwächer ausgeprägt im Vergleich mit den genannten Regionen ist der Beschäftigtenanteil im prodzierenden Gewerbe (7,8 Prozent). Insgesamt hat sich die Beschäftigung in Meerbusch in den vergangenen zehn Jahren sehr positiv entwickelt: Sie stieg um 50 Prozent, in NRW und dem Rhein-kreis Neuss dagegen um 20,5 Prozent.
Unternehmensbefragung Die IHK hat 100 Meerbuscher Firmen mit ingesamt 1500 Beschäftigten nach ihrer Einschätzung des Standorts anhand von 60 Kriterien befragt. Die besten Noten gaben die Unternehmen
für die Anbindung an das Straßenund Autobahnnetz. Ebenfalls gut bewertet werden das Stadtbild, die Sicherheit in der Innenstadt und das Image des Standorts. Kritisch gesehen werden die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen, die Miet- und Pachtpreise und das Wohnungsangebot. Deutliches Entwicklungspotenzial sehen die Firmen bei der
Informations- und Kommunikationsinfrastruktur. „Der Lockdown im März hat uns an einigen Orten im Ihk-bezirk gezeigt, wie es um die Digitalisierung wirklich bestellt ist“, sagte Jürgen Steinmetz. Die Befragung wurde vor und nach dem corona-bedingten Lockdown erstellt, danach wurde das Thema noch kritischer bewertet.
Stärken Im interkommunalen Vergleich mit den Städten Kaarst, Hennef, Bad Honnef und Rheinbach schneidet Meerbusch insgesamt gut ab. Die Kaufkraft pro Einwohner ist deutlich höher, bei der Gründungsdynamik liegt die Stadt zusammen mit Kaarst an der Spitze. Die öffentliche Verschuldung liegt weit unter dem Durchschnitt.
Schwächen Bei der Gewerbesteuerkraft schneidet Meerbusch im interkommunalen Vergleich schwächer ab. Die befragten Unternehmen kritisierten zudem die Höhe des Gewerbesteuerhebesatzes und weitere öffentliche Gebühren. Unterdurchschnittliche Bewertungen gaben sie für kommunale Leistungen wie der Dauer von Plan- und Genehmigungsverfahren sowie den Service der Baugenehmigungsbehörde. Unzureichend sei auch die personelle Ausstattung der Wirtschaftsförderung. Keine gute Bewertung erhielt die Zusammenarbeit von Betrieben und Schulen. „Da müssen wir uns auch an die eigene Nase packen“, erklärte Steinmetz selbstkritisch.
Empfehlungen Steinmetz legte den Politikern und dem neuen Bürgermeister Christian Bommers drei Themen ans Herz. Zum einen sei es unverzichtbar, für eine leistungsfähige digitale Infrastruktur zu sorgen, gleiches gelte für ein leistungsfähiges Mobilnetz. Als zweites wünscht er sich ein klares Bekenntnis zum Interkommunalen Gewerbegebiet mit Krefeld. Und schließlich sei eine Verbindungsstraße nördlich von Lank-latum wichtig.