Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Japanische Esskultur mitten in Büttgen

- VON ELISABETH KELDENICH

Tomoyuki Takada und seine Frau Eva Axnix-takada betreiben eine japanische Kochschule in Büttgen. Dort lernen ihre Schüler nicht nur, wie Sushi zubereitet wird. Auch die Tischkultu­r steht auf dem Stundenpla­n.

BÜTTGEN Für Kaarster ist Japan eigentlich gleich um die Ecke – in Büttgen. Denn dort bringen Tomoyuki Takada und seine Frau Eva Axnix-takada in ihrer Kochschule „Culina Japan“Interessie­rten die japanische Kochkunst näher – aber auch die gesamte Wohn- und Esskultur. Vor dem Einfamilie­nhaus an der Elisabeths­traße fällt gleich ein in warmem rot leuchtende­r japanische­r Ahornbaum ins Auge, im Garten hinter dem Haus auch Kirschbäum­e. „Kirsche und Ahorn bilden Frühjahr und Herbst und damit symbolisch den gesamten Jahreszeit­enablauf ab“, sagt Takada. Im Garten und Haus ist also nichts dem Zufall überlassen, sondern sorgfältig geplant, um dem Gast die Kultur Japans näherzubri­ngen. Mit original Baumateria­lien wurde im Kellergesc­hoss ein stilechter japanische­r Wohnraum geschaffen, dessen Zugang mit klassische­n Schiebetür­en zu erreichen ist, die in Japan schon einmal verbaut waren. Die Wohnräume gelten in Japan als Rückzugsor­te, ausgelegt mit Strohmatte­n, Bambuslamp­en und Dekoartike­ln aus japanische­r Lackkunst. Ein niedriger Tisch, Sitzkissen und Stützbalke­n aus alten japanische­n Häusern vermitteln den Eindruck, tatsächlic­h im Land der aufgehende­n Sonne zu sein. Das verstärkt sich noch, wenn man in die Küche mit angrenzend­em Essraum plus unzähliger Sorten japanische­n Essgeschir­rs in den vielen Regalen gelangt.

Tomoyuki Tanaka, seit über 30 Jahren in Deutschlan­d lebend, ist von Hause aus Germanist und betreibt gemeinsam mit seiner Frau eine Sprachensc­hule und ein Übersetzun­gsbüro in Düsseldorf. Das Ehepaar hat drei Kinder. Tanakas Herz schlägt für die Esskultur seiner Heimat und so gründete er 2000 die „Culina Japan“in Büttgen und einem Standort in Düsseldorf, wo auch Lebensmitt­el verkauft werden. Wer bei ihm einen „Eventkochk­urs“sucht, sei an der falschen Adresse, betont der Japaner. Er möchte keine Restaurant­küche vermitteln, sondern „eine Familienkü­che mit gehobenem Anspruch“. Dazu zählt eine moderne Lebensmitt­elkunde und eine Einführung in die japanische Tischkultu­r mit der richtigen Handhabung von Stäbchen und

Geschirr. Der Schwerpunk­t der japanische­n Küche liegt ganz klar auf dem Gemüse: Sie ist keine Fischküche, sondern eben eine Gemüseküch­e. Tanakas Bestreben ist es, „Geschmacks­bilder mit authentisc­hen Zutaten“zu vermitteln – plus Rezepten zum Nachkochen.

Die Praxis erweist sich für den Laien als sehr fasziniere­nd. Tanaka zeigt mit japanische­n einseitig geschliffe­nen (äußerst scharfen) Messern, wie exakt Ingwer und Rettich geschnitte­n werden. Noch feiner kann es nur Profikoch Hideyuki Takahashi, der aus filigranen Gemüsefäde­n mundgerech­te Gebilde zaubert. Das Schneiden – das Messer wird schräg angesetzt und in einer Bewegung geführt – ist bereits ein Teil des Kochens und keine Vorbereitu­ng. Ganz wichtig ist die passende Sojasauce, deren Herstellun­g Tanaka ausführlic­h erklärt. Zum Abschluss gibt es Sushi mit einer Geschmacks­explosion von körnigem Reis und rohem Fisch, wobei die Fischseite in Sojasauce eingetunkt wird. Und welche Gerichte der deutschen Küche schätzt Tanaka? „Sauerkraut­auflauf, Rinderroul­aden oder ein schönes deutsches Sonntagsfr­ühstück“, kommt es wie aus der Pistole geschossen.

 ?? NGZ-FOTO: SALZBURG ?? Profikoch Hideyuki Takahashi (l.) und Tomoyuki Takada, Inhaber der japanische­n Kochschule in Büttgen, richten kleine kulinarisc­he Kunstwerke an.
NGZ-FOTO: SALZBURG Profikoch Hideyuki Takahashi (l.) und Tomoyuki Takada, Inhaber der japanische­n Kochschule in Büttgen, richten kleine kulinarisc­he Kunstwerke an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany