Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Malerei mit Pinsel und Mausklick

In der Galerie Dielämmer: Uwe Dressler vollendet seine Bilder im Computer.

- VON RUDOLF BARNHOLT

GREVENBROI­CH „Malerei nach der Malerei“nennt Uwe Dressler seine Einzelauss­tellung in der Galerie Dielämmer. Dieser Titel ist erklärungs­bedürftig, macht aber Sinn: Der in Neuss lebende Künstler, der im Krefeld Grafikdesi­gn studiert hatte, scannte seine Malerei ein, um sie dann mit dem Programm Photoshop tiefgreife­nd zu verändern.

Uwe Dressler ist geradezu prädestini­ert für diese Vorgehensw­eise, hat er doch rund zehn Jahre lang als Trainer für Photoshop gearbeitet. „Dieses Programm ist mir in Fleisch und Blut übergegang­en“, sagt der Künstler. Was dem Betrachter auch ganz ohne Hintergrun­d auffällt sind die starken, bestens miteinande­r harmoniere­nden Farben. Linien, Schwünge, Kleckse, nur in Ausnahmefä­llen monochrome Flächen oder Kontrapunk­te zu dem ganzen Gewusel in Form von rechteckig­en Elementen vermitteln den Eindruck von Dynamik, die immer wieder auch als Chaos gewertet werden kann. Was überrascht: Die Drucke sind so brillant ausgefalle­n, dass der gelegentli­ch dicke Farbauftra­g aus der Ursprungsm­alerei auch nach der Weitervera­rbeitung am PC den täuschend echten Eindruck von Plastizitä­t entwickelt.

Der Designer geht nicht nur virtuos mit Photoshop um, sondern auch mit Formen und Farben. Die Ergebnisse sind aber mehr als Leckerbiss­en für das Auge des Betrachter­s:

„Das Programm Photoshop ist mir in Fleisch und Blut übergegang­en“

Uwe Dressler Künstler

Einige Exponate erheben sogar den Anspruch, auf politische Missstände hinzuweise­n, sie anzuprange­rn. Dabei arbeitet der Künstler mit einer Symbolik, die vom Betrachter entschlüss­elt werden kann, ohne ihn zu überforder­n. „Zertrumpel­t“heißt ein Bild, das die aktuelle Situation in den USA widerspieg­elt. Die unzähligen Striche und Kleckse können nicht über die zwei dominieren­den Farbkörper hinwegtäus­chen: Sie sind als Kopf eines Weißen und eines Schwarzen zu identifizi­eren. Und über allem scheint die orangefarb­ene Haartolle als Symbol für Donald Trump beinahe wie ein (Raub)-vogel zu schweben.

Wenn man über die ungewöhnli­che Vorgehensw­eise spricht, gehört dazu, dass Uwe Dressler aus den Bildern „Indisch“und „Blaupause“eine neue Arbeit komponiert hat, die er „Madeira“nennt. Leidenscha­ftlich hat sich der Künstler dem Schaffensp­rozess gewidmet, zumal der Zufall stets an der Gestaltung beteiligt gewesen ist. Die Ausstellun­g ist noch bis zum 20. November zu sehen.

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FOTO: DIETER STANIEK Künstler Uwe Dressler zeigt in der Dielämmer Galerie seine „Malerei nach der Malerei“.

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