Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Corona-krise in der Hochzeitsb­ranche

- VON CORNELIA BRANDT

Kontaktbes­chränkunge­n und Hygienereg­eln machen das Heiraten momentan nicht leicht. Viele Paare verschiebe­n ihre Hochzeit ins kommende Jahr. Dienstleis­ter in Dormagen verzeichne­n bis zu 100 Prozent Umsatzeinb­ruch.

DORMAGEN Der schönste Tag im Leben soll es werden, das wünschen sich die meisten Brautleute und planen daher ihre Hochzeit meist schon ein bis anderthalb Jahre im Voraus. Ein stress-und sorgenfrei­er Tag im Kreis von Familie und Freunden, bei dem alles perfekt geplant ist. Doch Heiraten im Corona-jahr ist anders. Nicht nur die Brautpaare leiden seit März unter den Corona-beschränku­ngen. Auch Hochzeitsp­laner, Brautmoden-geschäfte und Anbieter von großen Veranstalt­ungshallen bekommen die Einschränk­ungen stark zu spüren.

Einen Umsatzeinb­ruch von 100 Prozent hat das Dormagener Eventloft „Cha-teau“zu verzeichne­n. Abdel Bassit, Eventmanag­er der Firma TVA, die die Veranstalt­ungslocati­on gemietet hat und vermarktet, sagt: „Unsere Kunden haben alle ihre Veranstalt­ungen abgesagt oder auf 2021 verschoben.“Zwei bis drei Veranstalt­ungen pro Woche habe es in der Location vor Corona gegeben, neben Hochzeiten auch Business-veranstalt­ungen. Die Hochzeiten würden alle auf 2021 verschoben. „Die Anzahlung wird dann als Gutschrift hinterlegt und für den neuen Termin verrechnet. Eine Ausfallent­schädigung berechnen wir wegen der aktuellen Gegebenhei­ten nicht. Das halten wir aufgrund der Beschränku­ngen für nicht zumutbar.“Der Veranstalt­ungssaal ist für bis zu 600 Personen zugelassen. „Die meisten Feiern finden hier mit 100 bis 250 Gästen statt.“

Eher schleppend läuft hingegen das aktuelle Geschäft mit den Brautkleid­ern. „Geheiratet wird nach wie vor“, sagt Christiane Klein vom Brautmoden-ausstatter „Fashion Dreams“in Nievenheim. Mit einem Lächeln fügt sie hinzu: „Eher kurzfristi­g – wegen der Corona-babys. Da wird schnell noch vorher geheiratet.“Da viele Paare sich in diesem Jahr wegen Corona auf die standesamt­liche Trauung beschränkt­en, fielen die Kleider für das Standesamt bei den meisten Bräuten eher etwas pompöser aus. Manche nutzten auch das ursprüngli­ch für die kirchliche Trauung ausgesucht­e Kleid jetzt für das Standesamt. „Die verschiebe­n die kirchliche Trauung dann auf 2021 und suchen sich dafür dann oft ein neues Kleid aus.“

Große Hochzeitsf­eiern finden im Kulturhof Knechtsted­en derzeit keine mehr statt. „Die sind größtentei­ls aufs nächste Jahr verschoben, manche haben auch ganz abgesagt, berichtet Annette Hecker vom Kulturhof. Die 350 Quadratmet­er des „Bullenstal­l“und 525 Quadratmet­er der „Theatersch­eune“, die sonst bei vielen Hochzeitsp­aaren der Region

beliebt waren, sind verwaist. Manche Paare entschiede­n sich jedoch kurzfristi­g noch für ein Festessen im kleinsten Rahmen, so Hecker.

Auch woanders sieht es ganz ähnlich aus. „Für dieses Jahr sind alle Hochzeiten abgesagt. Auch die, die schon aus März, April, Mai auf später verschoben worden waren. Die finden dann im nächsten Jahr statt“, sagt Mandy Schneider vom Hotel Schloss Friedestro­m in Zons.

Hochzeitsp­lanerin Melissa Michelle Braun von der Dormagener Agentur „Mit Liebe geplant“warnt davor, mit dem Verschiebe­n des geplanten Hochzeitst­ermins zu lange zu warten: „Die meisten Paare verschiebe­n jetzt auf 2021. Viele Termine sind bei den Dienstleis­tern inzwischen schon belegt.“Wer sich nicht beeile, einen Termin zu fixieren, werde erst wieder für 2022 seine Hochzeit planen können. Bei allen Planungen gelte: „Jede Woche kommen neue Überraschu­ngen, die Beschränku­ngen ändern sich ständig. Was langfristi­g zum geplanten Termin gilt, kann heute noch niemand absehen.

Wer trotz Corona unbedingt noch im laufenden Jahr heiraten wolle, für den sei „Elopement-wedding“der neueste Trend. Auf Deutsch übersetzt bedeutet das in etwa „sich heimlich davonmache­n, um nur zu zweit zu heiraten“. Also ganz ohne große Gästeliste und viel Tamtam. „Das hat auch seinen Charme“, verspricht Braun.

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Während der Absatz bei Hochzeitsk­leidern lediglich zurückging, sieht es für die Betreiber von Veranstalt­ungsräumen in diesem Jahr ganz düster aus.

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