Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mahnung gegen das Gräuel der Kriege

- VON KURT LEHMKUHL

Heimatfors­cher Bernd Mockel hat das Schicksal von 610 gefallenen und vermissten Soldaten aus Bedburdyck dokumentie­rt. Daraus wurde der dritte Band seiner Heimatgesc­hichte, dessen Erstauflag­e nun erschienen ist.

JÜCHEN Es war nicht die Absicht von Bernd Mockel, den Soldaten ein neues Denkmal zu setzen, als er sich daran machte, eine Chronik zu erstellen, die sich mit den gefallenen und vermissten Soldaten aus der Altgemeind­e Bedburdyck beschäftig­t. Dieses Ziel hat der Heimatfors­cher erreicht, mehr noch, er hat mit seinem Werk Dycker Soldatench­ronik, das das Schicksal von rund 600 in den Kriegen der Neuzeit gefallenen Menschen dokumentie­rt, ein schriftlic­hes Mahnmal verfasst, das die Gräuel der Kriege widerspieg­elt. „Ich will an die Soldaten erinnern, die nicht gefragt wurden, ob sie Soldaten werden wollten. Sie wurden unter Androhung von ungeahnten Konsequenz­en gezwungen, auf andere Menschen zu schießen und das

Bernd Mockel Heimatfors­cher eigene Leben hinzugeben, weil Regierunge­n sich nicht friedlich einigen konnten oder unter Größenwahn litten.“

Über 600 Soldaten aus dem so genannten Dyckerland fanden in den europäisch­en Kriegen des 19. und 20. Jahrhunder­t den Tod. Sie aufzuspüre­n, ihnen einen Platz zu geben, sie gewisserma­ßen ihr eigenes Schicksal erzählen zu lassen, hatte sich Mockel zur Aufgabe gemacht. Er recherchie­rte anhand der Ehrentafel­n, durchforst­ete Stammbüche­r und Archive und entdeckte viele tragische Momente. Mockel beließ es nicht bei den Daten und Fakten, den Namen und Adressen. In der mit vielen Bildern angereiche­rten Chronik kommen Soldaten zu Wort, sind Briefe und Texte zitiert, die dem Leser ein realistisc­hes Bild geben, von dem, was in den Kriegen geschah. Da robbt der

Schwerverl­etzte auf dem Schlachtfe­ld über die Leichen der zerschosse­nen und zerfetzten Kameraden in der Hoffnung auf Hilfe, um nach dem Schreiben seines letzten Briefes an die Lieben im Lazarett zu sterben. „Gemessen an der Zahl der 70 Millionen Opfer der beiden Kriege ist die Zahl der 610 gestorbene­n Menschen aus dem Dyckerland, gering. Aber was hätten diese 610 alles für ihre Familien und die Heimat leisten können?“, fragt Mockel.

Den historisch­en, heimatgesc­hichtliche­n Wert der Chronik würdigte Kreisarchi­var Steven Schröder bei der Buchvorste­llung im Jüchenener Rathaus. Mockel habe weit über Fakten und Daten hinaus örtliche Geschichte dokumentie­rt, die zum Teil bisher nicht bekannt gewesen sei. Der Beigeordne­te Oswald

Duda nannte Mockel einen der Aktivposte­n der Dorfgemein­schaft Wallrath, der mit genauer Recherche das Schicksal der Menschen und der Soldaten in den Kriegen rekonstrui­ert habe. Bürgermeis­ter Harald Zillikens, der sofort zugriff, als Mockel ihm das Werk für die städtische Schriftenr­eihe angeboten hatte, meinte: „Mit großer Akribie hat der Autor alle gefallenen und vermissten Soldaten aus der Altgemeind­e Bedburdyck und Steinforth-rubbelrath sowie die Soldaten von der Kriegsgräb­erstätte am Nikolauskl­oster mit Namen, Geburts- und Sterbedate­n, Beruf und Namen der Eltern, Totenzette­ln und Porträts recherchie­rt.“

Dem fleißig gearbeitet­en Werk komme damit eine hohe Bedeutung für die Jüchener Geschichte zu, und zwar sowohl in personen- und familienge­schichtlic­her Hinsicht als auch mit Blick auf die Geschichte der örtlichen Erinnerung­skultur und die Ortsgeschi­chte allgemein.“

Das letzte Wort hat Mockel: „Wir leben heute hier auf dem Land in einer friedliche­n, ruhigeren und schönen Natur. Und das ist ein sehr hohes Gut. Die toten Soldaten konnten dieses Idylle nicht lange nutzten und genießen. Daher setzen wir alles daran, den Frieden nicht nur in der Heimat, sondern überall auf der Welt zu bewahren.“Dazu soll diese Chronik der „Schicksale von mehr als 600 Kriegstote­n aus den Orten rund um Schloss Dyck mit Berichten, Erzählunge­n und Daten aus schrecklic­hen Zeiten“, so lautet der komplette Untertitel, als Mahnung beitragen.

„Was hätten diese 610 Gefallenen alles für ihre Familien und die Heimat leisten können?“

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FOTO: D.B STANIEK Heimatfors­cher Bernd Mockel bei der Vorstellun­g seiner „Dycker Soldatench­ronik“im Jüchener Rathaus.

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