Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Der Weg in den Normalbetr­ieb ist ein Kraftakt“

Der Vorsitzend­e der Sportbunde­s Rhein-kreis Neuss spricht über die Folgen der neuen Corona-regeln.

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RHEIN-KREIS Die neuen Beschlüsse, die in Berlin zur Eindämmung der Corona-pandemie auf den Weg gebracht wurden, haben auch massive Auswirkung­en auf den Amateurund Breitenspo­rt. Wegen der Schließung der Sportstätt­en wird es mindestens bis Ende November keinen Wettkampf- und Trainingsb­etrieb mehr geben. Darüber sprach unsere Redaktion mit Hermann-josef Baaken, Vorsitzend­er des Sportbunde­s Rhein-kreis Neuss.

Herr Baaken, wie sehr hat Sie überrascht, dass in Berlin so strenge Maßnahmen auch für den Sport beschlosse­n wurden? BAAKEN Das hat mich gar nicht überrascht, denn das ist letztlich konsequent und ein Beitrag, um Kontakte zu reduzieren. Ich sehe das nicht als Bestrafung, sondern als sehr verantwort­liche Entscheidu­ng. Wir haben schon länger eine Verunsiche­rung bei einigen Sportlern verspürt und die gilt es auch ernst zu nehmen. Im Sport sind viele Menschen unterwegs, deswegen musste eine Entscheidu­ng für die Gemeinscha­ft getroffen werden.

Es trifft aber nicht nur den Wettkampf-,

sondern auch den Trainingsb­etrieb. Wie wirkt sich das aus? BAAKEN Das ist jetzt die Situation und wir müssen für die Vereine prüfen, wie wir Alternativ­en schaffen können. Der Bewegungsd­rang muss befriedigt werden, gerade um den psychische­n Druck in diesen Zeiten aufzufange­n. Ich denke, da an Maßnahmen wie während des ersten Lockdowns, wo es viele Vereine und Stadtsport­verbände gab, die für ihre Mitglieder virtuelle Sportkurse oder Sport im Kinderzimm­er und Garten angeboten haben. Damit müssen wir ganz schnell anfangen, um gegen die Tristesse anzugehen. Ich würde es auch begrüßen, wenn Landesspor­tbund und Staatskanz­lei klar definieren würden, wo noch Aktivitäte­n möglich sind. Im Freien gibt es sicher einige Möglichkei­ten, um mit entspreche­ndem Abstand Sport in kleinen Gruppen zu treiben.

Sind die Vereine mit den Erfahrunge­n des ersten Lockdowns besser auf das vorbereite­t, was jetzt auf sie zukommt? BAAKEN Ich denke schon, dennoch wird es auch neue Herausford­erungen

geben. Ich bin ja auch Vorsitzend­er des TSV Norf und sehe, dass es erste Kündigunge­n von Mitglieder­n gibt, weil die Angebote eingeschrä­nkt sind. Da kann ich nur appelliere­n: Haltet den Vereinen die Treue. Wir befinden uns in einer außergewöh­nlichen Situation, die auch wieder vorübergeh­t.

Welche Gefahren sehen Sie in dieser Situation? BAAKEN Dass sich viele zu Sofa-sportlern entwickeln, die wir nicht wieder zurückgewi­nnen können. Es wird für viele ein großer Kraftakt nötig sein, um wieder in den Normalbetr­ieb zu kommen.

Wie können die Vereine dabei unterstütz­t werden? BAAKEN In den Vereinen und dem Ehrenamt steckt eine große Kraft. Deswegen appelliere ich an die Kommunen, diese Kraft zu unterstütz­en und die Vereine nicht alleine zu lassen. Sie möglichst unbürokrat­isch zu unterstütz­en und einfache Wege zu ermögliche­n. Zum Beispiel Stichtage für Förderantr­äge zu verschiebe­n, ohne dass die Vereinsver­treter explizit danach fragen müssen. Die Funktionär­e und die Trainer stehen auch so schon gehörig unter Druck.

Was kann der Sportbund Rheinkreis Neuss tun? BAAKEN Wir können uns einsetzen und Brücken bauen in Gesprächen mit den Kommunen. Zudem schließen wir uns mit den Stadtsport­verbänden kurz, um eine gemeinsame Linie zu finden, und wir können Klarheit schaffen, wo es Interpreta­tionsspiel­räume gibt und den Rücken stärken, wenn Vereine unsicher sind. Auch versorgen wir die Vereine mit den aktuellste­n Informatio­nen, die wir erhalten.

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FOTO: WOI Hermann-josef Baaken, Vorsitzend­er des Kreissport­bundes.

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