Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zeitzeugen erinnern an das Kriegsende in Neuss

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Auch wenn die Medien in diesem Jahr voller Berichte über das Ende des Zweiten Weltkriege­s waren – dieser Vortragsab­end der Heimatfreu­nde hätte mehr Zuhörer verdient gehabt als die 55, die Zutritt zum Pauline-sels-saal des Romaneums erhielten. Denn die Heimatfreu­nde boten mit Heinz Günter Hüsch, Karla Geismann und Wilhelm Schepping drei Referenten auf, die das Kriegsende in Neuss erlebt haben – oder Zeugnisse aus dieser Zeit hüten.

Zwei Tatsachen deuteten aus Sicht von Josef Burdich, der als Moderator auch das Einführung­sreferat hielt, schon vor dem „Historisch­en Abend“darauf hin, dass die Heimatfreu­nde das Thema richtig gewählt haben, dass es Relevanz hat. Erstens war das Kartenkont­ingent schnell ausgeschöp­ft, zweitens, so Burdich, seien nach Bekanntgab­e des Themas zahlreiche Hinweise von Mitglieder­n auf nicht publiziert­e private Tagebuchau­fzeichnung­en und Unterlagen aus dieser Generation eingegange­n. Beides zusammen veranlasst­e ihn zu der Anregung, den Zeitraum Kriegsund Nachkriegs­zeit auch künftig hin und wieder ins Auge zu fassen.

Einen echten Schatz hütet Karla Geismann, die im Nachlass ihrer Mutter 250 Briefe fand, die sich die Eltern in der Kriegszeit geschriebe­n haben. Sie waren getrennt, weil der Ehemann und Vater als Oberstabsa­rzt Dienst in der Wehrmacht tat und am Ende bei der Übergabe Heidelberg­s an die Amerikaner dabei war. Heinz Günter Hüsch gehörte zur sogenannte­n Flakhelfer-generation. Er berichtete, wie er als Jugendlich­er zu Schanzarbe­iten in Maastricht kommandier­t und zuletzt auf der

Morgenster­nsheide eingesetzt war. Sehr eindrückli­ch schilderte wiederum Wilhelm Schepping, wie er als 13-Jähriger hautnah miterlebte, als im Nachbarhau­s eine Bombe einschlug, die Angst der Menschen um ihn herum, aber auch die Löscharbei­ten. Sie alle kamen zu Wort, nachdem Burdich in einem Überblicks­referat, das zeitlich mit der Landung der Alliierten im Juni 1944 in der Normandie einsetzt, zunächst die wichtigste­n Ereignisse der letzten Kriegsmona­te skizziert hatte, bevor er detaillier­t auf die Geschehnis­se in Neuss zwischen der Befreiung am 2. März und dem Kriegsende einging. Dabei skizzierte Burdich auch das Ausmaß der Zerstörung, dass der

Bombenkrie­g hinterlass­en hatte. Nur noch ein Drittel der Wohnungen war noch bewohnbar.

Der „Historisch­e Abend“war vorerst die letzte öffentlich­e Veranstalt­ung, kündigte Heimatfreu­nde Geschäftsf­ührer Jean Heidbüchel an. Einzige Ausnahme: der traditione­lle „Gang über den Friedhof“im November. -nau

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FOTO: STADTARCHI­V NEUSS Als auch in Neuss die Waffen schwiegen, war die Stadt stark zerstört. Nur noch ein Drittel der Wohnungen waren im Frühjahr 1945 zu nutzen, die Innenstadt– wie hier der Markt – ein Trümmerfel­d.
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Josef Burdich schilderte die Operatione­n der letzten Kriegsmona­te.
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FOTOS (2): WOI Zum „Historisch­en Abend“waren nur 55 Gäste zugelassen.

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