Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Bva-aula bekommt neue Fassade
Die Stadt hat sich mit der Fachfirma über Nachbesserungen an der neu gebauten Aula des Bettina-von-arnimgymnasiums geeinigt. Das steht für den Innenbereich noch aus. Ein Vor-ort-termin soll dafür eine Lösung bringen.
DORMAGEN Endlich gibt es eine gute Nachricht für die von Baupfusch betroffene Aula des Bettina-von-arnim-gymnasiums: Wie der Leiter des städtischen Eigenbetriebs, Frank Wolfgramm, auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte, hat sich die Stadt mit der Firma, die für den Außenbereich zuständig ist, geeinigt: Dort wird umfangreich nachgebessert. „Am Montag haben wir dieses in einem abschließenden Gespräch vereinbart“, so Wolfgramm. Wann die Aula wieder nutzbar ist, ist gleichwohl noch völlig unklar.
In wenigen Tagen wird daher die komplette Aula eingerüstet und „foliert“. Dieses Vorgehen ist notwendig, damit die Arbeiten unbeeinträchtigt vom teilweise stürmischen Wetter vorgenommen werden können. „Dort wird auch mit leichten Stoffen gearbeitet, daher muss der Bereich gut geschützt und eingerüstet werden“, so Wolfgramm. Zunächst müssen daher statische Fragen geklärt werden, ehe es losgehen kann.
Ein Gutachter hatte im Frühsommer festgestellt, dass die Ausführungen des Wärmedammverbundsystems nicht den Zulassungsvorgaben entsprechen. Er wertete diese Feststellung als „nennenswerte Beeinträchtigung der Standsicherheit“. Er stellte fest, dass die Klinkerriemchenbekleidung der westlichen Fassade „systemrelevante Abweichungen in der Rückverankerung der Dämmplatten“aufweist, „die die Standsicherheit gefährden“.
Für den Innenbereich stellt sich die Sachlage eindeutig komplizierter dar. „Während wir im Außenbereich nur mit einer Firma zu tun haben, sind es dort gleich fünf, die für unterschiedliche Gewerke zuständig sind.“Auch dort liegt ein Gutachten vor, das im Prinzip nicht angezweifelt wird. „Anders sieht es aus, wenn es um Fehler in einzelnen Gewerken geht, dann sind die Meinungsverschiedenheiten sofort da“, erklärt der Eigenbetriebs-leiter. Mit womöglich fatalen Folgen: Denn sollten sich vier der fünf beteiligten Unternehmen mit einer Nachbesserung in ihrem Bereich einverstanden erklären, das fünfte jedoch nicht, kann es auf dieser Baustelle zum Stillstand kommen. „die anderen können nicht einfach in ihrem Gewerk anfangen.“Die Folge wäre ein langwieriges Beweissicherungsverfahren inklusive Gang vor das Gericht.
Der für den Innenbereich beauftragte Gutachter hatte bei seiner Untersuchung festgestellt, dass die Deckenbefestigung im Foyer der Aula nicht sachgerecht ausgeführt wurde. In seiner Expertise weist er darauf hin, dass die Standsicherheit der Decke nicht gegeben sei. Neben den statischen Problemen im Foyer gebe es auch bei der Decke der gesamten Aula statische Probleme. Seine Bedenken äußert der Gutachter auch hinsichtlich der Tragkonstruktion der Unterdecke, die zusätzlich Lastanteile der Lüftungsinstallation aufnimmt. Somit komme es in der Aula zu undefinierten Lastverteilungen und Mischkonstruktionen. Diese sind gemäß Gutachter nicht zulässig.
In vier Wochen kommen alle Beteiligten zu einem Gespräch zusammen. „Es war nicht leicht, alle zu einem Termin zusammen zu bekommen.“Das Ziel ist für Wolfgramm natürlich klar. Er nennt es kurz und knapp: „Einvernehmen.“Er richtet ein dickes Lob an die Schule: „Sie hat viel Verständnis in unsere Richtung und sieht, dass diese Situation nicht im Verschulden des Eigenbetriebs liegt.“
Die Aufregung im Frühjahr war groß, als bekannt wurde, welches Ausmaß der Baupfusch hat. Denn im Februar 2019 erst war die neu gebaute Aula mit dem Neujahrsempfang der Stadt offiziell in Betrieb genommen worden. Viele Gäste waren schockiert, dass sie offenbar aufgrund der Mängel zur gleichen Zeit in Gefahr gewesen sind. Der Fraktionsvorsitzende des Zentrums, Hans-joachim Woitzik, stellte im Mai bei der Staatsanwalt Düsseldorf Strafanzeige gegen Unbekannt wegen des Verdachts auf Baugefährdung und wegen „lebensgefährlichem Baupfusch bei der Sanierung“.