Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
St. Barbara wird soziales Zentrum
Das Konzept für eine neue Nutzung der viel zu groß gewordenen Kirche steht. In dem Gebäude soll eine Kapelle erhalten bleiben, der Rest wird für einen Offenen Jugendtreff, Veranstaltungen aber auch Beratungsdienste umgebaut.
BARBARAVIERTEL Für die unter Denkmalschutz stehende Kirche St. Barbara hat die kleine Kirchengemeinde nur noch wenig Verwendung. Das Kirchenschiff – längst überdimensioniert. Andererseits mangelt es in dem Quartier an einer sozialen Infrastruktur. Der Kirchenvorstand will nun beide Probleme auf einmal lösen und hat ein Konzept erarbeitet, das St. Barbara als Gebäude und Identifikationssymbol im Viertel erhält, aus der Kirche aber ein multifunktionales Zentrum für Gemeinwesenarbeit machen soll.
Mit diesem Konzept will die Muttergemeinde St. Marien, der St. Barbara seit 2004 als Filialkirche angehört, die Aufnahme in Phase II des Projektes „Zukunftskonzepte Kirchenräume“erreichen. Dieses wurde vor fast zwei Jahren von der Landesinitiative „Stadtbaukultur“mit
Unterstützung der Kirchen, der Architektenkammer und des Museums für Architektur und Ingenieurskunst (M:AI) gestartet. Die Neusser Gemeinde gehörte unter 21 Bewerbungen zu den acht Vorhaben, die von einer Fachjury ausgewählt wurden und konnte ein Jahr lang mit externer Hilfe an einem Zukunftsmodell St. Barbara arbeiten. In Phase II halbiert sich die Teilnehmerzahl noch einmal auf vier.
Michael Hortmanns vom Kirchenvorstand St. Marien sieht gute Chancen für die Neusser, weiter im Verfahren zu bleiben. Aber auch im Fall einer negativen Entscheidung würde die Gemeinde das Projekt fortsetzen wollen. „Wir wollen zu einem Ergebnis kommen“, sagt Hortmanns. Das Projekt „Zukunftskonzepte Kirchenräume“sei ein Anstoß gewesen, über etwas nachzudenken, „um das wir als Kirche sowieso nicht herum kommen werden“, sagt er.
Der Vorschlag für St. Barbara ruht auf vier Säulen. Erstens bleibt ein – deutlich verkleinerter – Andachtsraum für sakrale Zwecke erhalten. „Eine Barbara-kapelle“, wie es Projektkoordinator Thomas Kaumanns nennt. Zweitens sieht die Katholische Jugendagentur Düsseldorf den Umzug der Offenen Tür Barbaraviertel
(OT) in die Kirche vor. Allerdings nur des Teils der OT, der Angebote für Jugendliche macht und erst vor kurzem in der „Dependance“an der Düsseldorfer Straße eigene Räume bekam, betont Martina Hoschek, Fachbereichsleiterin der KJA für die offene Kinder- und Jugendarbeit. Die Kinder sollen weiter in der ehemaligen Hausmeisterwohnung der Barbaraschule betreut werden, weil nur dort genug Platz für Spiele unter freiem Himmel besteht.
Der Jugendtreff in St. Barbara soll auch davon profitieren, dass – drittens – ein Teil des Kirchenschiffes als Saal für Konzerte und verschiedenste Veranstaltungen erhalten bleibt. „Das soll ein offenes Haus für alle werden“, sagt Kaumanns.
Dazu beitragen soll auch, das im Bereich des heutigen Haupteingangs eine zusätzliche Ebene eingezogen wird, sodass dort – viertens – auf zwei Etagen Büros und Gruppenräume für die OT aber auch Beratungsräume für unterschiedliche soziale Dienste entstehen.
„Die Kirche zieht sich nicht zurück und bleibt präsent“, fasst Kaumanns zusammen. Und: Es gibt keine kommerzielle Nutzung für St. Barbara, sondern eine soziale, die den Menschen vor Ort hilft.