Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Nur noch Ökostrom bei Vodafone
Bei den Kunden zählt zunehmend grünes Image. Der Mobilfunkkonzern will davon profitieren.
DÜSSELDORF Um zwei knappe Ressourcen kämpfen die Unternehmen in der Zukunft: um die besten Mitarbeiter, die gute Ideen beisteuern sollen. Und um ein optimales Image, das beim Verkauf der Produkte helfen soll. Dies hat nun auch Vodafone Deutschland verstanden, mit rund 16.000 Mitarbeitern eines der größten Unternehmen in NRW. Die Düsseldorfer haben am Donnerstag verkündet, sie wollten bis 2025 „klimaneutral“sein. Das bedeutet: Es soll so viel Ökostrom wie möglich eingesetzt werden. Gleichzeitig sollen die CO2-Emissionen komplett kompensiert werden, indem Klimaschutzprojekte wie das Aufforsten von Wäldern bezahlt werden. „Wir wollen noch grüner werden“, erklärte Hannes Ametsreiter, Leiter der Geschäftsführung. Kunden, Mitarbeiter und der Kapitalmarkt würden nachhaltiges Wirtschaften immer stärker einfordern.
Als erster Schritt wurden alle eigenen Standorte laut Unternehmensangaben
am 1. Januar bereits auf grünen Strom umgestellt. Die Telekom ging übrigens ähnlich vor. Im nächsten Schritt sollen bei Vodafone ab jetzt für alle Standorte, bei denen der Konzern den Stromeinkauf nicht selber managt, Verschmutzungszertifikate gekauft werden, um den CO2-Ausstoß durch Kohlestrom auszugleichen.
Nach einem Testlauf in Mecklenburg-Vorpommern sollen 500 Mobilfunkmasten mit kleinen Windrädern zur Strom-Eigenversorgung ausgestattet werden. „Noch besser als grünen Strom einzukaufen, ist es, ihn selbst zu produzieren“, heißt es hierzu. Der Einkauf von Ökostrom bringt pro Jahr Zusatzkosten von fünf Millionen Euro. Das wird zum Teil durch neue Energiespartechnik ausgeglichen: So werden die Heizungen auf dem Vodafone-Campus in Düsseldorf-Heerdt aktuell heruntergefahren. Denn Sensoren erkennen, dass rund 95 Prozent der Mitarbeiter nicht anwesend sind, weil sie sich wegen der Corona-Krise im Homeoffice befinden.
Alle Geschäftsführer und Bereichsleiter steigen zudem auf Hybridoder reine Elektrofahrzeuge um. Bis 2025 soll jeder zweite Dienstwagen elektrisch fahren können. Schon jetzt gibt es am Campus in Düsseldorf mehr als 40 Ladepunkte, viele NRW-Firmen wie Metro
oder Ergo handeln ähnlich. Das große Problem der Hightech-Branche ist, dass der Internetboom den Stromverbrauch erhöht. Vodafone sieht in Technik eher die Lösung als das Problem: So wird die neue Mobilfunktechnik 5G so schnell wie möglich in die Funkstationen eingebaut. Das heizt zwar den Datenkonsum an, doch die gleiche Datenmenge wird bei 5G mit 80 Prozent weniger Energie versendet. Der Trend zum Homeoffice, von dem Vodafone durch den Verkauf von Online-Verträgen profitiert, soll die Umwelt weiter entlasten. Die Mitarbeiter können schon lange die Hälfte ihrer Zeit daheim arbeiten. Der Wegfall des Pendelns erspart laut Vodafone 3700 Tonnen CO2 pro Jahr.
Auch der in München lebende Familienvater Ametsreiter spart durch weniger Pendeln CO2. Seit Frühjahr kommt er nur noch selten nach Düsseldorf. Wenn durch Anstrengungen aller Länder die globale Erwärmung aufgehalten wird, würde auch er als passionierter Skifahrer profitieren: Der Alpen-Schnee bliebe erhalten.