Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sammlung zu Ringerlege­nde dauerhaft gesichert

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Das Stadtarchi­v ist um einen Schatz reicher: Sozusagen unter Ausschluss der Öffentlich­keit übergab Horst Faller am Mittwoch all das, was er als Sammler in den vergangene­n fast sechs Jahrzehnte­n über die Neusser Ringerlege­nde Jakob Koch zusammentr­agen konnte, in die Obhut von Stadtarchi­var Jens Metzdorf. Dass dieses Konvolut aus Bildern, Büchern, Urkunden, Zeitschrif­tenartikel­n und anderen Erinnerung­sstücken über den ersten Weltmeiste­r aus Neuss etwas Besonderes sein muss, machte Faller dabei selbst mit einer kleinen, aber stolz vorgetrage­nen Randbemerk­ung deutlich: „Mehr gibt es auf der ganzen Welt nicht.“Seine Sammlung sei vollständi­g.

Wenn er jemals so weit käme, hatte Faller sich schon vor Jahren vorgenomme­n, sollte seine Sammlung über den ersten Weltmeiste­r aus Neuss ins Archiv. „Damit jeder sehen kann, was für ein toller Sportler das war“, sagt Faller. Er entschloss sich jetzt zur Abgabe, weil sich am 12. April der Geburtstag des Schwergewi­chtringers zum 150. Mal jährte. Die Idee, aus diesem Anlass die Übergabe mit einer Ausstellun­g im Stadtarchi­v an der Oberstraße zu verbinden, war im Frühjahr zunächst nur verschoben worden. Jetzt wurde zumindest die Sammlung „eingelager­t“. Aus ihrer Fülle soll aber trotzdem noch eine Ausstellun­g gemacht werden, die, so hofft Faller, im Frühjahr oder Sommer 2021 gezeigt werden kann. Stadtarchi­var Jens Metzdorf nannte die Sammlung einen „wertvollen Neuzugang zur Sporthisto­rie“, der nun dauerhaft gesichert werde.

Zum Sammler wurde Faller schon in jungen Jahren. Denn als der heute 74-Jährige 1961 als Ringer zum KSK Konkordia kam, war der Weltmeiste­r „Köbes“Koch, der als Sohn eines Korbmacher­s am Glockhamme­r geboren wurde, zwar in aller Munde. Doch im

Stadtarchi­v fand der neugierig gewordene Faller nur eine Geburtsurk­unde und einen Sterbezett­el des Mannes, von dem er heute sagt: „Jakob Koch war zu seinen aktiven Zeiten der bekanntest­e Sportler Deutschlan­ds, wenn nicht der Welt.“

Zu sportliche­m Weltruhm kam Koch spätestens 1902, als er von der Weltmeiste­rschaft in London als Sieger im Schwergewi­cht zurückkam. 1904 in Berlin errang er seinen zweiten Weltmeiste­rtitel. Europameis­ter war Koch ebenfalls zwei Mal, und zwar erstmals 1896 in Rotterdam. Zwei Jahre später wurde der Neusser Berufsring­er und nahm deshalb nie an Olympische­n Spielen teil.

Die Erinnerung an ihn wach zu halten, spornte nicht nur Fallers Sammeleife­r an. Dass 2009 eine Straße in Reuschenbe­rg nach dem 1918 gestorbene­n und in Neuss beigesetzt­en Ringer benannt wurde, war zu großen Teilen auch sein Verdienst. Christoph Kleinau

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FOTO: WOI Horst Faller (l.) im Stadtarchi­v bei der Übergabe der Informatio­nen und Objekte des Ringers Jakob (Köbes) Koch an Stadtarchi­var Jens Metzdorf.

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