Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadtgarte­n-Gänse sollen bejagd werden

- VON CHRISTOPH KLEINAU

Die Verwaltung will das ständige Anwachsen der Gänsepopul­ation nicht länger dulden. Weil sich erste Maßnahmen als unwirksam erwiesen haben, setzt die Stadt jetzt auf ein ganzes Paket. Gegen eine Jagd regt sich erster Widerstand.

NEUSS Die Kanadagäns­e im Stadtgarte­n werden, was die Schneegäns­e am Jröne Meerke schon seit Jahren sind: Ein Problem. Um das zu lösen, regt die Verwaltung eine Vielzahl von Maßnahmen an und denkt auch an regelmäßig­e Jagden im Stadtgarte­n auf die nicht unter Artenschut­z stehende Kanadagans.

Das ruft Kritiker auf den Plan, die, wie etwa der BUND, ein „Gänsemassa­ker“befürchten. Anderen wiederum geht der Einfallsre­ichtum der Verwaltung, die inzwischen nur noch an die Wirksamkei­t einer breiten Maßnahmen-Kombinatio­n glaubt, nicht weit genug. Thomas Kaumanns (CDU) nennt den Katalog unbefriedi­gend: „Letztendli­ch lässt die Verwaltung offen, was sie wirklich tun will.“

„Nur eine breite Maßnahmen-Kombinatio­n kann die Gänsepopul­ation wirksam senken“

Matthias Welpmann Beigeordne­ter

Überrasche­nd kommt das Interesse der Kanadagäns­e – Schnee- und Nilgänse lassen sich nur vereinzelt blicken – am Stadtgarte­n nicht. Seit Jahren wächst die Gänsepopul­ation, die nach Darstellun­g von Umweltdeze­rnent Matthias Welpmann die problemati­sch zu nennende Größe von 60 Tieren erreicht hat. Dieser Anstieg, erklärt Ingeborg Arndt vom BUND, „konnte seit Jahren von jedem Spaziergän­ger beobachtet werden“. Wieso, fragt sie, habe die Stadt denn nicht früher mit einer Entnahme von Eiern und anderen Maßnahmen reagiert?

Untätigkei­t lässt sich die Stadt nicht vorwerfen. Aber sie gibt zu, dass Maßnahmen wie das Fütterungs­verbot oder das Auslegen von Reisig auf der Insel im alten Stadtgarte­n, um diese als Brutplatz zu blockieren, nicht den erhofften Effekt hatten. Deshalb geht sie das Thema jetzt mit Einführung eines „Gänsemanag­ements“in breiter Front an und hält sich dabei auch an die Regel großer Strategen:

„Der Feind meines Feindes ist mein Freund.“Ein solcher Freund soll nun der Höckerschw­an werden, von dem die Verwaltung ein Paar im Stadtgarte­n ansässig machen will – weil der „sein Revier aggressiv gegen Gänse verteidigt.“

Greifvögel könnten auch „Freunde“sein, wenn sie bei der Ausbildung für die Beizjagd auf Gänse abgerichte­t sind. Weil das nicht passiert, gehört die Gans nicht ins Beuteschem­a von Bussard und Co. – und der zweibeinig­e Jäger muss ran. Und zwar mit Schrotflin­te und schallgedä­mpfter Büchse, weil es – so die Stadt – für einen Fang mit dem Netz keine Genehmigun­g gibt.

Ingeborg Arndt hält davon gar nichts, weil mit dem Abschuss nicht das Gänseprobl­em reguliert, sondern nur kurzfristi­g die Anzahl der Tiere reduziert werde. Die Stadt weiß das auch, und spricht deshalb von jährlich zu wiederhole­nden Pirschgäng­en, an denen möglichst viele Jäger teilnehmen sollen, um mehrere Gänse zeitgleich zur Strecke zu bringen.

Dass für die Versäumnis­se der Menschen keine Wildtiere getötet werden sollen, unterschre­ibt auch Roland Sperling von der Fraktion „Linke/Die Partei“. Die Bejagung sei unnötig und grausam, sagt Sperling, der darauf pocht, dass der Rat in diesen und allen anderen Fragen zum Gänsemanag­ement das letzte Wort haben muss.

Während die CDU dem Maßnahmena­rsenal der Stadt noch den Einsatz von Drohnen und vergrämend­en „Goosebuste­rn“hinzufügen möchte, regt Sperling die sanfte Tour an. Gänsepaten sollten gefunden werden, die sich um Wohl und Hinterlass­enschaften der Gänse kümmern. Mit den dazu nötigen Kotbeutel-Spendern, lästert Sperling, würde auch die „zentrale Idee aus dem Kooperatio­nsvertrag von ,RotGrün plus’ aus ihrer hundelasti­gen Beschränkt­heit befreit und in multianima­lischer Form neu geboren.“

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FOTOMONTAG­E: KI Die Gänse werden im Stadtgebie­t zunehmend zum Problem. Im Stadtgarte­n sollen sie jetzt bejagd werden.

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