Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadtgarten-Gänse sollen bejagd werden
Die Verwaltung will das ständige Anwachsen der Gänsepopulation nicht länger dulden. Weil sich erste Maßnahmen als unwirksam erwiesen haben, setzt die Stadt jetzt auf ein ganzes Paket. Gegen eine Jagd regt sich erster Widerstand.
NEUSS Die Kanadagänse im Stadtgarten werden, was die Schneegänse am Jröne Meerke schon seit Jahren sind: Ein Problem. Um das zu lösen, regt die Verwaltung eine Vielzahl von Maßnahmen an und denkt auch an regelmäßige Jagden im Stadtgarten auf die nicht unter Artenschutz stehende Kanadagans.
Das ruft Kritiker auf den Plan, die, wie etwa der BUND, ein „Gänsemassaker“befürchten. Anderen wiederum geht der Einfallsreichtum der Verwaltung, die inzwischen nur noch an die Wirksamkeit einer breiten Maßnahmen-Kombination glaubt, nicht weit genug. Thomas Kaumanns (CDU) nennt den Katalog unbefriedigend: „Letztendlich lässt die Verwaltung offen, was sie wirklich tun will.“
„Nur eine breite Maßnahmen-Kombination kann die Gänsepopulation wirksam senken“
Matthias Welpmann Beigeordneter
Überraschend kommt das Interesse der Kanadagänse – Schnee- und Nilgänse lassen sich nur vereinzelt blicken – am Stadtgarten nicht. Seit Jahren wächst die Gänsepopulation, die nach Darstellung von Umweltdezernent Matthias Welpmann die problematisch zu nennende Größe von 60 Tieren erreicht hat. Dieser Anstieg, erklärt Ingeborg Arndt vom BUND, „konnte seit Jahren von jedem Spaziergänger beobachtet werden“. Wieso, fragt sie, habe die Stadt denn nicht früher mit einer Entnahme von Eiern und anderen Maßnahmen reagiert?
Untätigkeit lässt sich die Stadt nicht vorwerfen. Aber sie gibt zu, dass Maßnahmen wie das Fütterungsverbot oder das Auslegen von Reisig auf der Insel im alten Stadtgarten, um diese als Brutplatz zu blockieren, nicht den erhofften Effekt hatten. Deshalb geht sie das Thema jetzt mit Einführung eines „Gänsemanagements“in breiter Front an und hält sich dabei auch an die Regel großer Strategen:
„Der Feind meines Feindes ist mein Freund.“Ein solcher Freund soll nun der Höckerschwan werden, von dem die Verwaltung ein Paar im Stadtgarten ansässig machen will – weil der „sein Revier aggressiv gegen Gänse verteidigt.“
Greifvögel könnten auch „Freunde“sein, wenn sie bei der Ausbildung für die Beizjagd auf Gänse abgerichtet sind. Weil das nicht passiert, gehört die Gans nicht ins Beuteschema von Bussard und Co. – und der zweibeinige Jäger muss ran. Und zwar mit Schrotflinte und schallgedämpfter Büchse, weil es – so die Stadt – für einen Fang mit dem Netz keine Genehmigung gibt.
Ingeborg Arndt hält davon gar nichts, weil mit dem Abschuss nicht das Gänseproblem reguliert, sondern nur kurzfristig die Anzahl der Tiere reduziert werde. Die Stadt weiß das auch, und spricht deshalb von jährlich zu wiederholenden Pirschgängen, an denen möglichst viele Jäger teilnehmen sollen, um mehrere Gänse zeitgleich zur Strecke zu bringen.
Dass für die Versäumnisse der Menschen keine Wildtiere getötet werden sollen, unterschreibt auch Roland Sperling von der Fraktion „Linke/Die Partei“. Die Bejagung sei unnötig und grausam, sagt Sperling, der darauf pocht, dass der Rat in diesen und allen anderen Fragen zum Gänsemanagement das letzte Wort haben muss.
Während die CDU dem Maßnahmenarsenal der Stadt noch den Einsatz von Drohnen und vergrämenden „Goosebustern“hinzufügen möchte, regt Sperling die sanfte Tour an. Gänsepaten sollten gefunden werden, die sich um Wohl und Hinterlassenschaften der Gänse kümmern. Mit den dazu nötigen Kotbeutel-Spendern, lästert Sperling, würde auch die „zentrale Idee aus dem Kooperationsvertrag von ,RotGrün plus’ aus ihrer hundelastigen Beschränktheit befreit und in multianimalischer Form neu geboren.“